Blog 25 Myanmar

Do 10.01.19 Tamu (km 15.015)

Auch hier gibt es einen Grenzfluss, rechts Indien (weiß) und links Myanmar (gelb). 

Alex hat mir angeboten bei ihm zu übernachten. Das waren dann nur 5 km heute, aber ich denke, ein Ruhetag wird mir gut tun. Er bringt mich zu einer (Motorrad- und Auto-) Waschanlage, ich denke er ist der Besitzer. Die Kommunikation ist schwierig, er kann nicht so gut englisch. Dahinter steht ein Haus, er wohnt aber nicht da, nur seine Angestellten, etwa 5 Jungs zwischen 15 und 20 Jahren. Das ist auch in Indien üblich, dass Arbeitgeber ihren Angestellten nicht nur einen Job bieten, sondern auch eine Wohnung. Dann muss man sich keine Sorgen machen, ob sie auch wirklich zur Arbeit kommen. Ich denke auch, dass die Disziplin sonst nicht immer ausreicht.

Es gibt ein großes Bett, darin hätten 3 oder 4 von ihnen Platz, da darf ich alleine schlafen. Die Jungs richten sich mit Teppich und Decken auf dem Fußboden ein. Wenn ich nach dem ersten Insektenstich mein Moskitonetz aufhänge belächeln sie mich, obwohl es hier Malaria und Dengue Fieber gibt. 

Fr 11.01. im Nirgendwo (km 15.027)

Ich bin wieder gesund, fühlte mich aber noch zu schwach für große Sprünge. So habe ich den Tag mit vielen langen Pausen und Geschichten der letzten Tage in Indien verbracht. Wer es noch nicht gesehen hat: die sind jetzt auf Seite 24 im Menü zu finden. 

Zum Frühstück gabs Kuchenstückchen, jedes 3 Bissen, einzeln in Plastik verpackt in einer Groß Packung, so groß wie ein Schuhkarton, chemischer Bananen Geschmack. Dazu eine Alu Dose Energy drink und einen Tee? ebenfalls aus der Tüte, ein Pulver das man nur noch in Wasser auflösen muss, fertig ist ein dickflüssiger Milchtee. Alles Dinge, Lebensmittel kann ich sie nicht nennen, es handelt sich um das Gegenteil, bei denen sich mir der Magen umdreht. 2 der Kuchenstückchen habe ich gegessen, den Rest sollte ich mitnehmen als Reiseproviant. Hab ich abgelehnt. Ich bezweifle, dass man diese Menge überlebt. Außerdem habe ich gar nicht so viel Platz in meiner Box. Für die Jungs war es ein Festessen. Sie wissen nicht was das für ihre körperliche Gesundheit bedeutet. Auch die Kinder auf der Straße sieht man immer mit ähnlichen Plastiktüten. Das Zeug ist auch hier billig und der Geschmack wird so komponiert, dass es den Leuten, vor allem den Kindern schmeckt. Große Mengen davon machen garantiert krank und verkürzen das Leben. Die Industrie kann mir nicht weismachen sie wüssten nicht was sie tun. Und die Regierungen, deren Aufgabe es doch wäre Schaden vom Volk abzuhalten, schauen demonstrativ weg. Das ist auch in Europa so. Warum wählen wir sie dann (und bezahlen ihren Unterhalt)? 

Sa 12.01. Kanan (km 15.063)

Auch hier Reisfelder soweit das Auge reicht. Die Hügel im Hintergrund (rechts von mir) gehören zu Indien. Myanmar, Birma oder Burma, alle 3 Namen sind gebräuchlich. Die. Menschen sind meist die Burmesen, in der Haupt-Landessprache die Bama, aber die machen nur knapp 70% der Bevölkerung aus. Den Rest teilen sich eine Menge verschiedener Völker mit ebenso vielen verschiedenen Sprachen. In Manipur konnte fast jeder englisch, hat es zumindest verstanden, hier fast niemand. Und wenn, dann dann nur wenige Worte. Hier im mittleren Westen leben die Chin und sie sehen aus wie Chinesen und ihre Sprache klingt für mich genauso.

88% der Bevölkerung sind Buddhisten, 4% Christen. Heute habe ich Unterkunft in einer katholischen Kirche gefunden, genauer im Pfarrhaus dahinter (1%). Mit üppigem Abendessen und Frühstück. 

So 13.01. Kalay (km 15.096/H 125)

Am frühen Abend heute, nach 33 km hat mich die Polizei abgefangen. Die sind immer sehr freundlich und höflich zu mir, wollen meine Geschichte hören und Selfies machen. Diesmal erkundigten sie sich wo ich denn zu schlafen gedenke. Ich sagte hier in meinem Zelt. Die nächste Stadt ist zu weit weg. Darauf er: dann bleiben sie zu meinem Schutz auch da. Sie können mich aber auch gerne in die Stadt bringen. Sie waren nur auf einem Motorrad gekommen. Auf meinen ungläubigen Blick sagte er, er bestellt ein Auto. Ok, der Weg nach Thailand ist sowieso viel zu weit für 4 Wochen, ein paar Lifts brauche ich sowieso, vielleicht spendieren sie mir ja wieder ein Hotel. Es war ihnen anzusehen, wie froh sie waren, sich nicht wegen mir hier die Nacht um die Ohren schlagen zu müssen (das heißt: nicht zu schlafen). Wenige Minuten später kam ein Toyota SUV, ein wahnsinnig komfortables ziviles Auto mit zivilem Fahrer. Der hatte seine Frau und 2 Kinder dabei, sah überhaupt nicht nach Polizei aus. Er bekam den Auftrag, mich zu einem Security Offizier zu bringen. Kalay war dann noch 40 km weit, dazwischen ein paar kleine Dörfer. In einer dieser Ortschaften lag ein Mann auf der Straße, es ging alles zu schnell, neben ihm stand ein Uniformierter und als wir schon vorbei waren, sah ich eine riesige Blutlache. Da war nichts mehr zu machen. Keine Ahnung ob das ein Verkehrsunfall oder die Folge einer Auseinandersetzung mit dem Soldaten oder Polizisten war. In der Stadt hielten wir an einer Tankstelle, mehrere Polizisten in Zivil erwarteten uns. Es gab ein paar Instruktionen, dann ging die Fahrt weiter zu einem Luxus Hotel. Dort wurde mein Gepäck ausgeladen und wir gingen zur Rezeption. Auf meine bange Frage was das denn kostet, sagte der Offizier, nichts, ich bin ihr Gast. Das folgende gibt mir aber zu denken. Sie wollten meinen weiteren Weg morgen ganz genau wissen, haben sich alles aufgeschrieben und morgen zum Frühstück treffen wir uns wieder im Hotel. Ich weiß nicht ob das bedeutet, ich bekomme jetzt jeden Tag ein kostenloses Hotelzimmer, auf jeden Fall bedeutet es, dass ich von nun an mit lückenloser Überwachung rechnen muss. Die machen das doch nicht aus reiner Nächstenliebe. 

Mo 14.01. Monywa (km 15.101)

So war es dann auch. Nach dem Frühstück saß einer der Polizisten von gestern an der Rezeption und sagte ich solle warten, sein Vorgesetzter kommt auch noch. Nach einer halben Stunde waren sie alle wieder versammelt, machten ihre Selfies und ließen mich tatsächlich gehen. Ich kam nicht weit, nach 3 km stoppte ein Motorrad Fahrer neben mir und bot mir einen Lift (Mitfahrgelegenheit) an. Ja ok, ein paar km mehr jeden Tag können nicht schaden. Wie sich dann herausstellte, war er Polizist. Und er fährt bis zur nächsten größeren Stadt, also über 30 km, meine gesamte geplante Tagesetappe. Kurz vor der Stadt trafen wir einen anderen Motorrad Fahrer, sein "Bruder", aber ebenfalls Polizist. Ich sollte umsteigen, er drehte um und fuhr zurück. Aha. Das war kein Lift. Das ist ein abgekartetes (geplantes) Spiel, sie haben einen Auftrag: meine Überwachung. Er brachte mich zu einem Hotel, aber es war 09:30." Ich kann hier"stay". Ich lehnte ab, ich kann heute noch weitere 30 km gehen. Ich ließ ihnen keine weitere Zeit für Überlegungen und Diskussionen und ging einfach los. Nach 2 km, ich war noch nicht aus der Stadt, war er mit Verstärkung wieder da. Der andere stellte sich als Security Officer vor und erklärte mir, die Strecke vor mir sei eine no go area, ich muss wieder aufs Motorrad. Auf meine Frage wie weit denn? nannte er einen Ortsnamen den ich auch auf der Karte fand. Vorsichtshalber zeigte ich ihm die Karte und den Ort und er nickte, ja das ist er. Nochmal 30km. Aber wenn ich keine Wahl habe, muss ich halt mitspielen. Weil sie so wenig Englisch können, muss man immer mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen rechnen, oder dass sie sich einfach nicht an das Besprochene halten. Das ging einfach den ganzen Tag so weiter. Ein Motorradfahrer wechselte den anderen ab, nur ich bekam keine Ablöse. Die Straße war in sehr schlechtem Zustand. Mit ein paar Pausen schafften wir 150 km. Diese Motorrad Sättel sind auf Dauer die reine Folter. Um bei dem Geholper nicht ständig hin und her und nach vorne zu rutschen, müsste man sich festhalten. Es gibt Möglichkeiten dafür, aber ich muss meinen Anhänger mit beiden Händen halten, auch um zu verhindern dass er kippt. Die Räder machen auf solchen Straßen abenteuerliche Sprünge. Bei der letzten Pause erklärte ich ihnen, dass ich mich als ihr Gefangener (prisoner) fühle. Das fanden sie nicht lustig, sie sind doch hier um mir zu helfen. Ich durfte dann auf einen Sattelschlepper umsteigen, bis nach Monywa, dort wieder Motorräder im Konvoi bis zum nächsten Hotel. Aber diesmal sollte ich es selber bezahlen. Das billigste Zimmer 37 €. Das habe ich abgelehnt. Das ist keine Hilfe. Auf Wiedersehen. Ich nahm meinen Anhänger und machte Anstalten zu gehen. Große Verwirrung um mich herum. Der Hotel Manager versuchte einen Kompromiss. Ob ich denn bereit wäre 30 Dollar zu bezahlen. Nein. Wieviel denn dann? Ich wurde immer mutiger: 5 Dollar. Er gab sich Mühe nicht zu lachen und erklärte mir, so etwas gibt es in Myanmar nicht. Ich glaube ihm kein Wort. Schnell fand er im Internet das "billigste" Hotel der Stadt für 17 Dollar. Nur 3 km von hier. Ok, akzeptiert, sie bringen mich auch dort hin. Insgesamt heute 230 km. An der Rezeption die Frage ob ich gebucht habe, nein, dann kostet es 25 Dollar. Auf Wiedersehen. 20 Dollar, jetzt reicht es mir auch langsam und ich sage ja, ausnahmsweise. 

Di 15.01. Mandalay (km 16.010)

Ich versuchte den Polizisten zu erklären, dass dies mein Budget übersteigt und dass es keine Hilfe für mich ist, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mich verstehen. Unweit von hier ist ein Bahnhof, dort fragte ich am nächsten Tag nach einem Zug in Richtung Rangun, hier heißt es Yangon. Ich muss zuerst 110km nach Osten, nach Mandalay und dann 750km nach Süden. Ich buche eine Fahrt erst mal von Monywa nach Mandalay, der Name klingt schön, vielleicht ist es die Stadt auch. 

Das Schienennetz ist in Myanmar so schlecht wie in Sri Lanka. Englische Schmalspur aus dem vorletzten Jahrhundert. Der Zug besteht nur aus einem einzigen Diesel Triebwagen und der wird bei 30 kmh so hin und her geworfen, dass es mich wundert warum er nicht aus den Gleisen kippt. Oder er macht Sprünge bei denen man den Kontakt mit der Sitzbank verliert. Für die 110 km braucht er unglaubliche 6 Stunden. Wie oft muss ein Zug entgleisen bis der Lokführer die mögliche Höchstgeschwindigkeit auf jedem Meter kennt? Wenn ich da vorne mitreden dürfte, dann bräuchten wir 12 Stunden.

Als wir in Mandalay ankamen war es schon wieder Nacht. Außerhalb des Bahnhofs nur große Luxushotels, Großstadt eben. Ich sehe, dass sich viele Reisende am Bahnhof für die Nacht einrichten, die schlafen hier. Ich beschließe das auch zu tun, habe dabei aber die Rechnung wieder ohne die Polizei gemacht. Ich darf das nicht. Sie sind tatsächlich um meine Sicherheit besorgt. Sie sperren einen Warteraum auf, der um die Zeit schon verschlossen war (ich weiß nicht warum), leisten mir noch 2 ätzend lange Stunden Gesellschaft, schicken alle anderen weg, die auch da rein wollen. Dann kann ich endlich schlafen. Ich kann den Warteraum auch von innen abschließen und habe sogar eine Privattoilette. Ich dachte, ich schaue mir morgen die Stadt an, aber daraus wird nichts, die Polizisten drängten mich, den ersten Zug nach Yangon zu nehmen, um 6:00 Uhr morgens. Damit das auch klappt, waren sie um 5:00 Uhr wieder da, schleppten mich zum Ticket Schalter, vorbei an der Warteschlange und kauften ein Ticket nach Yangon. Bezahlen durfte ich es schon selbst. 3€ für 750 km. Einerseits geht mir das alles viel zu schnell, andererseits bin ich froh, ihnen wieder zu entkommen. Sie begleiten mich zum Zug, setzen mich auf den richtigen Platz, jagen eine Frau weg, die es sich darauf schon gemütlich gemacht hatte. Bei solchen Gelegenheiten kann man das Verhältnis der ach so freundlichen und hilfsbereiten Polizei zur eigenen Bevölkerung sehr gut studieren. Es entspricht exakt meinen Vorstellungen in einem Polizeistaat. Und für sie ist das so selbstverständlich, sie sehen auch nicht meine entsetzten Blicke und schämen sich nicht dafür. Für so einen policeman fühlt sich das einfach nur gut und stark an. 

Kindermönche im Zug nach Mandalay. 

Unten links: ich vermute Krätze in fortgeschrittenem Stadium. 

Do 17.01. Rangun

Auf dieser Hauptstrecke liegt die Entgleisungs Geschwindigkeit mehr als doppelt so hoch, wir haben nur 16 Stunden gebraucht, einschließlich vieler Stopps.

In Rangun haben sich die Polizisten mit der Erklärung zufrieden gegeben, dass ich von einem "Freund" abgeholt werde. Was auch der Wahrheit entsprach. Den hat mir Binay vermittelt. Mahesh* heißt er und der sagt, wenn er einen ausländischen Gast beherbergt, muss er das bei der Polizei anmelden. Tut er natürlich nicht. Die wollen wirklich alles wissen.

* Name von der Redaktion geändert. 

Sa 19.01. Rangun (km 16.027)

Die Shwedagon Pagoda in Rangun ist das größte Heiligtum des Landes. Dagon ist ein alter Name für Rangun. Hier wurde tonnenweise echtes Gold verbaut und tausende von Diamanten.

Ausländer müssen Eintritt zahlen, fotografieren kostet extra. Ich war schon etwas spät dran, drum habe ich darauf verzichtet. 

Zur Währung: die heißt Kyat (gesprochen Tschatt), für einen € bekommt man 1700 MMK (Myanmar Kyat), das heißt 1000 Kyat kosten 59 Cent zuzüglich Bankgebühren. Umgerechnet auf den Euro ist das Preisniveau in Indien, Nepal und Myanmar etwa gleich spottbillig. Westlicher Standard kostet die Hälfte dessen, was wir in Europa gewohnt sind, und dafür bekommt man wirklich Spitzenklasse. Vorgestern war ich mit Mahesh und seinen Freunden in so einem luxuriösen Restaurant, war schon beeindruckend und supergut. Alles was bestellt wurde, wurde gemeinsam gegessen, so dass jeder von allem probieren konnte. Das hat mich sehr positiv beeindruckt. 

Natürlich wieder eine reine Männer Gesellschaft. Die Frauen haben Hausarrest und keiner denkt sich was dabei. 

Morgen ziehe ich wieder weiter in Richtung Thailand, nach Osten. 

Mo 21.01. Taung Gyi Kwe (km 16.083)

Ich bin hier in einem Kloster ca. 20km vor Bago, liege in einem Schlafsaal auf Teppichen am Boden und habe die Nacht mit 4 Mönchen verbracht. Einer davon ist noch ein Kind. Jetzt ist es 5 Uhr morgens, Sonnenaufgang ist um 06:40. Die Mönche sind um 4 Uhr aufgestanden und haben unseren Schlafsaal still und leise verlassen. Mich lassen sie weiter schlafen. Ihre Zudecke ist ihr einziges Kleidungsstück, die wickeln sie sich in 3 Sekunden um den Körper, sieht alles sehr einfach aus. Zum Schutz vor den Moskitos ziehen sie sich die Decke einfach über den Kopf. Ich benutze mein Moskitonetz und zusätzlich auch die Isomatte. Der Teppich alleine ist mir doch zu hart. Auf die Mönche wirke ich mit meiner perfekten Ausrüstung wie ein dekadenter reicher Westler. Aber sie urteilen nicht und verurteilen niemanden. Zum Glück ist es hier schon viel wärmer als die Nächte weiter nördlich, jetzt hat es draußen 16 Grad, mittags 35. Sehr angenehm. Ich werde in einer halben Stunde auch aufstehen und meine Sachen packen, dann kann ich noch vor Sonnenaufgang starten. 

Mi 23.01. Nowhere (km 16.152)

Myanmar ist ein nur dünn besiedeltes Land. Fast doppelt so groß wie Deutschland leben hier nur 53 Millionen Menschen. Den Unterschied zu Indien sieht man deutlich. Es gibt hier weite unbewohnte Strecken. Und die Fertilitätsrate (das ist die Zahl der Kinder, die Frauen bekommen) liegt inzwischen wie übrigens auch in Indien und Nepal bei durchschnittlich 2. Das heißt, die Zeiten des Bevölkerungs Wachstums sind in diesem Teil der Welt vorbei. 

Die Polizisten habe ich inzwischen schon vergessen und sie mich auch. Seit Rangun lassen sie mich in Ruhe. Es ist als wäre ich in einem anderen Land 

Do 24.01. Kyaikto (km 16.194 / H 20 m)

Der nächste größere Fluss, der Sittaung river. Die kommen hier alle aus dem Himalaya und da haben sie natürlich riesige Einzugsgebiete. 

Hier habe ich in zwei verschiedenen Klöstern nach einem Schlafplatz gefragt, aber beide haben abgelehnt. Dann fand ich ein Guest House für 10.000 MMK inclusive Frühstück, das sind knapp 6€. Damit ist der Hotelier in Monywa widerlegt. 

So 27.01. Kyaiktiyo Pagoda (km 16.225/H 1100)

In dem Guesthouse in Kyaikto (oder Kyaikhto, oder Kyaik Hto, auch hier werden die Ortsnamen immer wieder anders geschrieben) habe ich mir wieder einen Ruhetag gegönnt. Am Samstag machte ich mich auf den Weg zu dieser Pagoda (30 km Sackgasse), das ist ein buddhistischer Tempel. Das ist wie mit den christlichen Kirchen in Bayern, in jedem noch so kleinen Kaff gibt es mindestens eine und oft auch noch dazwischen. Und für die Menschen hier gibt es nichts wichtigeres. Aber diese ist wieder mal eines der wichtigsten Heiligtümer des Landes, ein "must see". Ich hatte schon lange keine Berge mehr, so war das auch ein Trainingsreiz für mich (klingt vermutlich lustig wenn ein 68 jähriger nach so vielen Km sowas sagt, aber es ist die Wahrheit, das ist mir immer noch nicht zu blöd). Wer mich kennt, kann schon zwischen den Zeilen meine Abneigung gegen Sehenswürdigkeiten herauslesen. Und natürlich gilt auch bei mir, dass wir unsere Vorurteile sehr viel leichter bestätigt finden als das Gegenteil.

Die ersten 15 km waren noch relativ flach, dann wurde es immer steiler, oft auch Gefälle zwischendurch, tatsächlich waren es über 1300 Hm. Die letzten Km waren mörderisch. 

Personen Transport in Myanmar. Und solche LKW fahren ohne Übertreibung zu tausenden jeden Tag auf diesen Berg, zu dieser Stätte der Erleuchtung oder Erlösung oder beides. Gut, es war Wochenende, dafür alles andere als Hauptsaison. Ich will gar nicht wissen, wieviel Tonnen CO2 das sind. Und ich bin der einzige Idiot, der das alles zu Fuß macht. Der letzte Parkplatz ist 500 m vor dem Ziel, von da an müssen alle zu Fuß gehen, doch auch das läßt sich vermeiden, wenn man sich nicht schämt:

Das sind Sänften, damit kann man sich von 4 jungen starken Männern das letzte Stück hinauf tragen lassen. In der Hauptsaison sind die vermutlich alle im Einsatz.

Von da an gehts zu wie auf dem Jahrmarkt, eine Verkaufsbude an der anderen, 4-fache Preise und ziemliches Gedränge. Eigentlich hats mir da schon gereicht, aber dann kam eine Schranke, Ausländer müssen 10.000 MMK Eintritt zahlen. Ich habe nichts Erbauliches mehr erwartet, drum bin ich hier umgekehrt, 300 m vorm Ziel. Das verstehe wer will, für mich ist das nur konsequent. Für mich war der Weg das Ziel. Künftige Sehenswürdigkeiten können mir gestohlen bleiben (soll heißen: interessieren mich nicht mehr). Wer etwas über diese Pagoda wissen möchte, der schaue im Internet nach, da finden sich tolle Bilder, bessere als ich machen könnte und alles Wissenswerte darüber. 

Mo 28.01. Kyaikto (km 16.258)

Dieser Buddha Statue Neubau ist weit entfernt von mir, ich schätze 50 m hoch, mindestens. 

Buddhismus und Achtsamkeit: überall versprechen sie mehr Glück und Selbstzufriedenheit durch mehr Achtsamkeit. Aber worauf soll man denn achten?

Auf die eigenen Vorteile und Bequemlichkeit? (das ist die gängige Praxis). 

Auf die Vorteile der Obrigkeit? (das auch). 

Tiefgläubige religiöse Menschen revoltieren nicht. Deshalb der ganze Aufwand, die jahrhundertelange Gehirnwäsche.

Was wirklich wichtig wäre: friedliche Koexistenz unter den Menschen, Gleichberechtigung und Chancengleichheit der Geschlechter, die Beachtung ihrer Würde und Rechte, Wünsche und Bedürfnisse, unabhängig von Religion und Kultur, Herkunft und Nationalität, Hautfarbe und Sprache, geht völlig unter. Wer wie ich, aussieht wie ein reicher Westler, der wird verehrt wie ein Heiliger. Die armen Schlucker und Habenichtse im eigenen Land werden gedemütigt und mit Füßen getreten oder vertrieben. Die Frauen werden behandelt wie Sklavinnen. So sieht die Achtsamkeit in der Realität aus. Es gibt noch viel zu tun. 

Mi 30.01. Theinzeik (km 16.307)

Ich habe meine Hand mit abgelichtet, damit man sieht, wie dick die ist. Ich meine die Banane. Es gibt so viele verschiedene Sorten, kleine, große, dicke, dünne, mit roter Schale, mit großen Kernen. Und jede schmeckt ein bisschen anders. Es ist eine Frechheit, dass man uns in Europa mit nur einer Sorte abspeist.

Rechts daneben das ist eine Cashew Frucht (auch Cashew Apfel). Die gibt es auch in orange oder rot. Der Kern oder die Nuss hängt an der Unterseite außen. Die Frucht ist eigentlich nur eine Verdickung des Stiels, schmeckt süß-sauer, supergut. Man muss mit dem Saft vorsichtig sein, der ist zwar farblos, macht in Textilien aber schwarze Flecken, die man mit nichts mehr raus bekommt. Weil die Früchte so schlecht haltbar sind, kann man sie nicht exportieren. Sie werden regional verkauft oder sofort weiterverarbeitet zu Marmelade und Saft. Die Kerne werden geröstet oder gedünstet und dann verkauft. Sie sind hier auch relativ teuer, angesichts der ausbeuterischen Wechselkurse aber nicht für uns. Der Baum stammt aus Brasilien, die Portugiesen haben ihn dann weltweit verbreitet. Heute werden jährlich 5 Millionen Tonnen Kerne gehandelt. So ein Cashew Kern ist eine der Früchte mit dem höchsten Anteil an essentiellen Aminosäuren (das sind die Eiweiße, die unser Körper nicht selbst produzieren kann, aber dennoch braucht). Hier werden sie oft in kleinen Mengen in der Bratpfanne geröstet und sind dann teilweise schwarz angebrannt.


Hurra, es geht wieder. 

Mi 06.02. Mae Sot, Thailand (km 16.523/H 350)

Es ist jetzt 03:00 Uhr früh hier, 5 Stunden später als in Europa, und das Internet ist sehr schwach hier, so dauert mir alles zu lange. Ich schreibe weiter, sobald ich besseren Empfang habe. Und dann beginnt eine neue Seite.