Blog 34 Australien

Northern Territory, Queensland

Mi 05.02.20 Darwin (km 26.386)

Das war das kleinste Flugzeug, mit dem ich bisher geflogen bin. Gerade mal 30 Sitzplätze, kleiner als ein Bus. Und nur 17 davon waren besetzt. Kurz nach dem Start und vor der Landung nochmal, haben sie uns und unser Handgepäck mit einem angeblich unschädlichen Desinfektionsmittel besprüht, als wären wir alle mit Pesterregern oder Coronaviren kontaminiert. Wenn wir zu einem anderen Planeten flögen, würden ich es ja verstehen, aber auf der Erde? Vermutlich habe ich da eine Bildungslücke. Wir sind nach dem Start erst mal über dem Meer, parallel zur Küste nach Osten geflogen, nach 10 Minuten über Manatuto rechts abgebogen nach Südosten und nach weiteren 10 Minuten waren wir schon über Viqueque. Aus dieser Perspektive erscheint die Insel sehr klein. Ich habe für meine Runde 3 Wochen gebraucht, andere schaffen das in ihrem ganzen Leben nicht.

Hier sieht man die Tragfläche mit der Austrittsdüse (die Propeller werden von Turbinen angetrieben), darüber ist die Südküste mit dem Irabiri River zu erkennen (das ist der, den ich durchwaten musste). Auch hier sehe ich keine Krokodile.😄 

Kurz vor der Landung, über den Tiwi Islands wurde es dann finster.

Bei der Einwanderung im Flughafen erweist sich dieses elektronische Visum (ich habe nie eines gesehen) als ein wirklicher Segen. Ich lege nur meinen Pass hin, bekomme den Stempel, dauert keine Minute. Hinterher hält mich noch jemand auf, und hat ein paar Fragen, etwa über meine Reiseziele und den -Zweck, da muss ich ihm natürlich von meiner Weltreise erzählen, und er ist davon genauso begeistert, wie jeder andere auch. Die letzte Frage zu meinen finanziellen Mitteln wird etwas schwieriger, man muss mindestens 5000 australische Dollar nachweisen können (3000€), das habe ich auch, aber er wollte einen Beleg oder wenigstens einen Blick auf den Kontostand online. Aber ich komm da auch seit ein paar Wochen nicht ran. Plötzlich verlangen sie beim einloggen einen VR Netkey. Keine Ahnung, was das ist. Ich hab alles ausprobiert, die e-mail Adresse, das Passwort, das Anmeldekennwort, die Pin, von solchen Schikanen gibt es noch mehr, alles erfolglos. Wenn mir einer meiner Leser da helfen könnte, wäre ich ihm/ihr sehr dankbar. Ich musste es ihm nicht vorspielen, er glaubte es auch so und ließ mich gehen. Für andere Touristen wäre das vermutlich schwieriger. Das zähle ich zu meinen wohlverdienten Privilegien. Die nächste Station: beim röntgen meiner Box muss ich zu der Frau hinter dem Bildschirm gehen und ihr erklären, was das ist. Am effektivsten wirkt da immer ein Foto von mir mit Anhänger. Natürlich kommt dann auch da meine Weltreise zur Sprache, inzwischen sind wir von 10 weiteren Angestellten des Flughafens umzingelt, und alle wollen dann Selfies mit mir machen, wünschen mir noch viel Glück und Gottes Schutz und Segen und ermahnen mich, vorsichtig zu sein, dann kann ich gehen.


Mir war schon klar, dass das alles etwas länger dauert, ich muss ja auch noch meinen Anhänger wieder zusammenbauen, drum habe ich schon in Dili ein Hotel gebucht, das günstigste 20 Dollar (12€), für australische Verhältnisse erstaunlich billig, Rezeption bis 24 Uhr geöffnet, leider 12 km vom Flughafen entfernt. Als ich endlich rauskomme, ist es kurz nach 22 Uhr. Bus geht keiner mehr, Taxi kostet 40 Dollar. Nö danke. Ich werde unterwegs einen Schlafplatz finden. Ich hätte unter dem Flughafen W-Lan das Hotel absagen sollen, bezahlen muss man erst dort, aber da hatte ich keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie werden es überleben. Tatsächlich fand ich auf halber Strecke eine Tankstelle, und der Verkäufer meinte ja, hinter dem Haus sind Rolltore, darüber ausreichend Dachvorsprung, da kannst du dir einen Platz aussuchen. Zum Dank kaufte ich ihm ein Sandwich und eine Flasche Wasser ab, 12 $ / 7,65€. Davon habe ich in Asien durchschnittlich 2 Tage gelebt.

Geldautomaten gibt es am Flughafen und schon der zweite hat funktioniert.

Heute fand ich heraus, dass man an Tankstellen auch Simkarten kaufen kann. Aber an der Installation sind wir beide gescheitert. Schließlich empfahl er mir, zum Optus (das ist der Provider) Hauptquartier zu gehen, noch hinter dem Hotel. So beschloss ich, heute abend doch in diesem Hotel zu übernachten. Unter diesen Umständen war mein gestriges Nichtabsagen auch kein Problem. Ich konnte schon am Vormittag einchecken, duschen und mein Gepäck im Zimmer lassen.

Der Optus Fachmann konnte es dann auch nicht, bis ihm eine Kollegin erklärte, dass das bei Ausländern nur über den Computer geht, nicht mit dem Handy. Und so war es dann auch. Jetzt läuft es gut, angeblich ein Monat, 35 GB, für 10 $, auch das ist erstaunlich billig.

Do 06.02. Darwin

Dass die Demokratie so tief fallen kann, hätte ich noch vor kurzem nicht für möglich gehalten. Die Republikaner in den USA haben Donald Trump freigesprochen!  Sie schrecken nicht davor zurück, ihren Kotau als Freispruch umzulügen. Dabei sind so offensichtlich wie selten zuvor ihre wahren Motive sichtbar geworden. Sie kleben an ihren gutbezahlten Posten und fürchten sich wie kleine Kinder vor Papas Zorn. Sie hatten die einmalige Chance, ihn abzuwählen, sein Nachfolger wäre automatisch wieder ein Republikaner geworden, sie hätten ihre Pöstchen behalten. Der nächste Schritt kann dann nur noch seine Krönung zum Kaiser auf Lebenszeit sein, einschließlich Erbfolgeregelung für seine Kinder. Forderungen nach "Trump forever" sind schon zu sehen und zu hören. Mehrheit = Demokratie, das kann man ab sofort vergessen. 1 Million Fliegen können nicht irren, Scheiße schmeckt gut! Ich fürchte, jetzt müssen wir uns was anderes, was besseres einfallen lassen. Die Demokratie, wie wir sie kennen, ist tot! Eine allerletzte Chance gibt es noch bei den Wahlen.

Queensland

Fr 07.02.Cairns (km 26.408)

Ich bin dann noch einen Tag in diesem Hotel geblieben, vermutlich finde ich in Australien kein so günstiges mehr. Habe mich ein bisschen in Darwin umgeschaut, Lebensmittel eingekauft und obwohl ich vorgewarnt war, bin ich doch über das Preisniveau erschrocken. Nach diesen ersten Erfahrungen sage ich: alles ⅓ teurer als in Deutschland, im Vergleich zu Asien ein Schock. 

Ich habe jetzt also ein Visum für 3 Monate, weiß nicht, ob ich es verlängern kann und ob ich das überhaupt will. Eher nicht. Nach Cairns, das ist im Nordosten kann man von hier eh nicht zu Fuß gehen, die Entfernungen zwischen menschlichen Siedlungen sind einfach zu groß. Von dort nach Sidney sind es etwa 2600 km, erfahrungsgemäß werden es unterwegs noch mehr, genau die richtige Länge für 3 Monate. Dann machte ich mich im Internet schlau über Ticketpreise und Abfahrtstermine: Zug fährt da keiner, das einzige Busunternehmen das diese Strecke im Angebot hat ist Greyhound Australia, der nächste Bus fährt in einer Woche und kostet über 500$. Einzige Alternative: ein Flugzeug, fliegt noch heute abend und kostet 180$, Gepäck nochmal 30.

Beim Bus kommt noch eine Woche Hotel dazu, macht 140,+ Essen, ob das Gepäck im Preis mit drin ist oder nicht ist jetzt schon wurscht, ich habe keine Wahl, ich muss schon wieder fliegen.

Sa 08.02. Wrights Creek (Km 26.430)

Jeder Bach ist ein Creek.

Nein, das ist nicht das Kranzhorn, das ist gleich der erste Berg hier im Wooroonooran Nationalpark. 

Ich bin gut in Cairns angekommen, hab am Flughafen übernachtet und bin heute morgen losgezogen. Nach über einer Woche Pause in Dili und nochmal 2 Tage in Darwin fühle ich mich ausgeruht und voller Tatendrang, aber das täuscht. Ich mache viele Pausen, ohne mir bewusst zu sein, warum, fand ein philippinisches Restaurant zum Mittagessen für 10 Dollar, was hier schon extrem billig ist. Und es war supergut. Da kann die australische Küche nicht mithalten. Bis zum Abend habe ich grad mal 22 km geschafft. Hier sah ich einen Sikh Tempel, den wollte ich eigentlich ansteuern, aber beim letzten Bauernhaus vorher standen 2 Frauen die sich über den Zaun unterhielten. Ich ging hin, fragte ob ich hier zelten kann, ja klar, kann ich. Ich baute also hinter der Scheune mein Zelt auf, dann durfte ich duschen, bekam Abendessen und ging früh schlafen. Die letzte Nacht am Flughafen war sehr kurz.

So.09.02. Bellenden Ker (km 26.465)

So heißt auch der Berg gleich gegenüber, und das ist immerhin der zweithöchste in Queensland, auch wenn er nur etwas über 1500 m hat. Heute früh gabs Frühstück und gekühltes Trinkwasser für meine Flaschen. Das Mineralwasser kostet hier 4 Dollar (2,60€)/ 1,5 Liter. Pro L sind das 2,66$ (1,73€). Benzin verkaufen sie um 1,40$ / 0,90€ pro L. Zu verstehen ist das nicht, ich finde das ist eine bodenlose Unverschämtheit, die krasseste Diskrepanz weltweit, bisher. Zum Glück kann man das Leitungswasser überall trinken, sagen die Leute. Außerdem warnen sie mich täglich vor dem Regen. Der kann so heftig werden, dass er mich von der Straße spült. Bis zu 500 mm in einer Nacht! Bisher habe ich immer behauptet, Deutschland sei ein verregnetes Land, aber wir haben 750 mm in einem Jahr! Im Landes- und Jahresdurchschnitt sind es hier über 2m, und das innerhalb der Regenzeit, d.h. in den 5 Monaten von Dezember bis April. Das restliche Jahr kann man niederschlagsmäßig vergessen. 

Außerdem warnen sie mich jeden Tag vor den Krokodilen. Im Wasser kommen sie so schnell, da ist Flucht zwecklos. Ob man sie erwürgen kann, weiß ich nicht.

Heute habe ich unter Schmerzen 35 km gemacht, ich habe Muskelkater, und das an den unmöglichsten Stellen. Es fühlt sich an, als wäre es am schlimmsten im Steißbein. Ich halte das auch für unmöglich, besser kann ich es aber nicht lokalisieren. Das ist auch nicht das erste mal, ich kenne das, es ist ein typisches Überlastungssyndrom bei mir und es verschwindet nach ein paar Tagen wieder, wie jeder andere Muskelkater auch. Der höchste Berg von Queensland ist nur ein paar km weiter südlich, habe ich soeben erfahren, deshalb ist dies hier die regenreichste Gegend von ganz Australien. Jetzt habe ich auch eine brauchbare Wetterapp, so bin ich besser informiert über evtl. kommende Gefahren. Ich nächtige hier im Bellenden Ker Cafe, die Wirtin gab mir einen Platz in der Garage, weil es nach Regen aussieht und viele wertvolle Tips für den weiteren Weg, ich kann hier duschen, ein paar Klamotten waschen, frühstücken. Jetzt bin ich am 17. Breitengrad Süd, und habe etwa in Cairns den höchsten Sonnenstand erreicht, hier zeigt mein Schatten zu Mittag schon deutlich ein paar cm nach Süden, das bedeutet, die Hitze wird von nun an tendenziell abnehmen. 

Die Uhrzeit hier ist 9 Stunden vor eurer. Ich trage dies noch von gestern nach. Hier ist es jetzt 08:30 Montag, bei euch 23:30 Sonntag.


Die Australier sind trotzdem erstaunlich kasig (weißhäutig). Sie meiden die Sonne so konsequent, dass sie niemals braun werden. Nur die Aborigines sind dunkelbraun, mehr noch als die Menschen in Süd- und Südostasien.


Nochmal zu den USA: ich lese gerade, dass Trump alle feuert, die gegen ihn ausgesagt haben. Sein Zorn ist ja verständlich, aber wie soll denn eine Demokratie funktionieren, wenn keiner mehr wagt die Wahrheit zu sagen? Und die Demokraten schauen hilflos zu, wie dieser Tyrann/Dummkopf den nächsten Sargnagel für die Demokratie einschlägt. So ist sie nicht mehr zu retten, die Demokratie.


Di 11.02. Innisfail (km 26.504)

So sehen alle Städte in Australien aus, zumindest die ich bisher gesehen habe. Keine (fast) Häuser höher als Erdgeschoß, riesige Abstände dazwischen, gemessen am Verkehrsaufkommen im Vergleich zu Deutschland viel zu breite Straßen, klar, Platz haben sie ohne Ende. Hier leben 3,1 Menschen pro qkm. Alles piekfein und sauber wie geschleckt, vieles erinnert mich an die Schweiz. Früher haben sie Kriminelle dorthin strafdeportiert, heute haben sie strenge Einwanderungsregeln, ich vermute sie behaupten auch, das Boot sei voll. Die Australier sind, sorry, überwiegend die hässlichsten Menschen, die ich auf meiner Reise bisher gesehen habe und von ausufernder Körperfülle. Geld scheinen sie üppig zu haben, selbst Arbeiter. 10$ ist nichts für sie. Ihre Sprache klingt ebenso hässlich und unsympatisch, als würden sie nebenher Kaugummi kauen. Schlimmer als das US amerikanische. Und wie sie das Englische aussprechen, ist es für mich fast nicht zu verstehen. Trotzdem sind sie freundlich und nett zu mir, ein gefühlsmäßiger Widerspruch für mich.

Ich habe mir Australien immmer viel trockener vorgestellt, aber die Vegetation ist üppig, auch in Darwin. Selbst in der Mitte soll es grün sein, nix Wüste, die gibt es nur im Westen, sagen sie. 

Do 13.02. Bilyana (km 26.577)

Es gibt Probleme, die darf man nicht ignorieren, weil sie sonst immer schlimmer werden. Z.B. Muskelverletzungen, Sehnenscheidenentzündungen und noch vieles mehr, Muskelkater gehört nicht dazu. Natürlich wird sich jeder normale Mensch mehr oder weniger schonen, ich auch, schon weil es schmerzhaft ist. Und es soll uns ja auch vor Überlastung schützen. Aber es passiert nichts, wenn man es nicht übertreibt. Seit Innisfail ist mein mysteriöser Muskelkater wieder weg.

Ein anderes Problem, eines das uns alle betrifft, das wir schon viel zu lange ignorieren und das deshalb lebensbedrohliche Ausmaße annehmen wird, ist der Klimawandel. Der ist inzwischen so gut erforscht und verstanden und erklärt, da kann doch kein vernünftiger Mensch sagen das sei alles gar nicht wahr, oder nicht so schlimm. Der Boss einer Schifffahrtsunternehmer Vereinigung verkündete vor kurzem ganz stolz, sie wollen den Treibhausgas Ausstoß bis 2050 halbieren. Der gute Mann hat nicht alle Tassen im Schrank. Wenn wir die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad begrenzen wollen und das müssen wir, weil in den Hochrechnungen die Kipppunkte noch nicht ausreichend berücksichtigt wurden, dann ist in 8 Jahren Schluss mit lustig. 2019 ist der CO2 Ausstoß erstmals trotz Wirtschaftswachstum nicht weiter gestiegen. Und darauf sind sie schon stolz. Sie wissen genau, es hätten schon 2018 6% weniger sein müssen und 2019 12%. Und 2020 müssten es bereits 18% weniger sein. Und da soll keine Panik ausbrechen? Deren Gemüt möchte ich haben. Was veranstalten sie für einen Aufwand wegen dem Coronavirus, an dem vielleicht 2% der Infizierten sterben, möglicherweise auch weniger, ein Fliegenschiss gegen die Gefahren des Klimawandels. 

Oder die Kosten der Klimaschutz Maßnamen: Nichts wird so teuer wie unsere weitere Untätigkeit oder Zuwenigtätigkeit. Und diese Kosten auf die nächste Generation abzuwälzen, könnte gelingen wenn man 70 Jahre alt ist, das ist aber die größte Unverschämtheit, ein sozialer Supergau, für den ich mich jetzt schon schäme.

Und wozu? Sie können das Geld doch nicht mitnehmen.

Ach so, sie tun es für ihre Erben. Für die ist das Geld am besten in Umweltschutz Projekte investiert. Alle, die es immer noch nicht begriffen haben, wie dieser Schifffahrt Oberboss, oder jene kleinen Leute, die sich jetzt noch einen SUV kaufen, werden sich noch wundern und sie werden laut klagen über die Ungerechtigkeiten, mit denen sie sich plötzlich konfrontiert sehen. Jeder Mitteleuropäer hat inzwischen begriffen, dass er seinen Müll nicht mehr auf die Straße werfen darf, weil das eine Verschmutzung unseres gemeinsamen Lebensraumes ist. Dass ab sofort niemand mehr ungestraft unsere gemeinsame Atmosphäre vergiften darf, sollte genauso selbstverständlich sein. Und wenn die Regierungen da keinen Handlungsbedarf sehen, müssen wir wohl zur Selbsthilfe greifen: Kohlekraftwerke stilllegen, Siemens boykottieren, SUVs von den Straßen vergrämen, keine Inlandsflüge mehr. Die wenigen Stunden mehr, wenn überhaupt, durch Zugfahrt sind doch nicht verloren. Die kann man doch auch sinnvoll nutzen. Endlich mal wieder was lesen! Da braucht man auch keine Trombose Tabletten, weil man die Füße ausstrecken und auch mal ein paar Meter gehen kann.

Sa 15.02. Ingham (km 26.664)

Gestern habe ich nach meinem wohlverdienten Frühstückskaffee meine Powerbank und das Ladegerät vergessen und habe es erst nach 6km bemerkt. Das Zeug ist hier auch alles schweineteuer. Ich habe mir vor ein paar Tagen ein solches Ladegerät gekauft, der "Universal-Adapter aus Deutschland, hat zwar die richtigen Anschlüsse, aber die sind leider ein paar Millimeter zu kurz. So fällt er dauernd aus der Steckdose. Die Investition hätte ich mir auch besser sparen sollen. Und  so ein Scheiß Ladegerät kostet hier umgerechnet 22€. Nach dem ersten Wutanfall mit wüster Selbstbeschimpfung kehrt aber doch bald die Vernunft zurück und ich überlege, ob es sich lohnt, zurück zu gehen. Ich glaube nicht, dass die Powerbank billiger ist (10.000 mAh), macht also zusammen min. 45€. Für 12 km brauche ich knapp 2½ Stunden, das entspricht einem Stundenlohn von knapp 20€. Keine Frage, dafür gehe ich sogar gerne zurück. Ich verfalle ja auch leicht in dieses übliche Altenbashing und denke erst mal an Altersvergesslichkeit und ob so eine Weltreise noch das richtige für mich ist. Aber dann erinnere ich mich, wie oft ich in meiner Jugend meine Schlüssel, die Brille, Werkzeug oder andere Dinge gesucht habe. Ich glaube nicht, dass dies schlimmer geworden ist. Was nicht wichtig für mich ist vergesse ich sofort, aber die wichtigen und interessanten Informationen fast nie. Das bedeutet, es ist nur eine Frage der Ökonomie und der Bequemlichkeit. Wir sind zu faul, uns unwichtiges noch merken zu wollen. Der Verstand lernt unbewusst zu selektieren. Was ja auch sinnvoll ist. Wozu soll ich mir indonesisch oder Timur merken? Die wichtigsten Worte ok, aber kaum habe ich das Land verlassen, sind sie vergessen.

Abends schlief ich im 5 miles creek, so heißt der Bach, dort gibt es einen Rastplatz, und der Bach wird krokodilfrei gehalten. Hier gibt es einen natürlichen Pool wo man schwimmen kann, herrlich. Auch die Australier machen das, so konnte ich mich von der Krokodilfreiheit überzeugen. Es gibt auch Toiletten, aber das Wasser kommt aus einer Regenwasserzisterne, nix zum Trinken. So kam es, dass meine Wasservorräte nicht gereicht haben, für die nächsten 45 km. Die letzten 10km habe ich versucht, Wasser von einem Autofahrer zu bekommen. Ich wedelte mit meiner leeren Flasche, für mich ein eindeutiges Signal. Aber von den 1000 Autofahrern, die mich währenddessen passierten, blieb kein einziger stehen um mir auszuhelfen. Mein Eindruck, dass sie freundlicher sind als sie aussehen, hat also getäuscht. Sie würden mich hier auf der Straße verrecken lassen. Wenn sie auf Fahrmodus geschaltet haben, können sie daran nichts mehr ändern, sie sind dann hilflos und hilfsunfähig, empathieunfähig sowieso. In Asien kann sowas nicht passieren. Dort wurde ich 10mal am Tag gefragt, ob ich was brauche. Hier muss ich mich wieder an die westliche Rücksichtslosigkeit gewöhnen.

Mo 17.02. Bluewater (km 26.746)

Und an westliche Ladenöffnungszeiten muss ich mich wieder gewöhnen. Hier in Australien ist Samstag und Sonntag auch weitgehend tote Hose, außer an Tankstellen. Da kann man auch am Wochenende schimmeliges Toastbrot kaufen (ist mir heute passiert). Aber dafür gehe ich nicht 10 km zurück. Meine kurze Hose ist in Auflösung begriffen, drum hab ich mir vor ein paar Tagen eine neue gekauft. Ein lustiges Abenteuer. Der durchschnittliche Australier ist so groß wie die Europäer, aber noch umfangreicher, in die kleinste Herrengröße pass ich wirklich 2x rein, nach oben grenzenlos. In der Kinderabteilung war ich aber erfolgreich. Und in Asien gehörte ich zu den überdurchschnittlich großen Menschen. Dafür war sie (die Hose) mit 5$ erstaunlich billig. Langsam bekomme ich Heimweh nach Asien, auch wegen dem Essen. Es gibt hier auch gutes Essen, aber das ist unbezahlbar, nicht nur für mich. Der Rest ist Schlangenfraß. Auch viele Australier beklagen sich über diese schwindelerregenden Preise.


Ich bin unterwegs auf dem National Highway 1, oder Bruce Highway, oder Pacific Coast Highway, die einzige durchgehende Nord-Süd Verbindung hier im Osten. Meistens 2-spurig wie eine normale Landstraße, aber makellos mit üppigen Seitenstreifen für mich zum Gehen, in den Dörfern und Städten sind die Gehwege 10 mal besser als in Deutschland, noch besser geht beim besten Willen nicht mehr. Absolut barrierefrei. Die Verkehrsdichte ist unerwartet gering, keine 10 Fahrzeuge pro Minute. Und es gibt keine Alternative. Rechts neben mir sind meist niedrige Berge, dahinter das Outback, dort könnte man schon Wege finden, aber 3-4 x so weit. Links gibt es auch Abzweigungen, alles Sackgassen. Oft kommt man bis ans Meer, aber dort nicht weiter nach Süden. Und dieser Highway wird nach ein paar Tagen zur langweiligsten Straße der Welt. Schon jetzt ist mir klar geworden, Australien ist kein Land für Fußgänger, aber ich kämpf mich durch, Überraschungen kann es ja immer geben.

Di 18.02. Townsville (km 26.771)

Im direkten Kontakt ist "der Australier" erstaunlich nett und freundlich, trotz seiner übergroßen Hose, aber hinter einem Lenkrad mutiert er zum Charakterschwein.

Do 20.02. Horseshoe (km 26.843)

Australische Gigaliner, das sind doppelte Sattelschlepper, es gibt sie sogar 3fach.

Parallel zum Highway verläuft eine Eisenbahnlinie, aber da verkehrt nur ein Zug täglich, einer nach Norden und einer nach Süden, mit nur 5 bis 7 Wagons. Und damit das auch so bleibt, ist die australische Eisenbahn das mit Abstand teuerste Verkehrsmittel. Womit wir schon wieder beim Klimawandel sind. Außerdem ist Australien der weltgrößte Kohle Ausbuddler und -Exporteur. 38% vom Weltmarkt! Die Welt hat Australien (und sich selbst) vom Ozonloch befreit, indem sie die Verwendung von FlourChlorKohlenwasserstoffen verboten hat, zum Dank dafür zeigen sie sich jetzt immun gegen jegliche Forderung, aus der Kohleproduktion auszusteigen. Ob das auch was mit den übergroßen Hosen zu tun hat? Trotz der verheerenden Wald- und Buschbrände argumentieren sie wie in Europa: gemach, nur keine Panik, wir brauchen die Arbeitsplätze und die Kohle (das Geld). Auch sie verschließen Augen und Ohren und den Verstand vor der schon sehr bald unabwendbaren Katastrophe (unsere Kinder und Enkelkinder werden uns hassen). Die positive = negative Preisentwicklung beim Solarstrom macht inzwischen alle fossilen- und Atomkraftwerke weltweit konkurrenzunfähig. Aber die Kohlelobby wirbt unverdrossen und erfolgreich weiter für ihre größte Einnahmequelle, wie wir das bei Exxon so schön beobachten konnten. 

Letzten Sonntag war ich am Crystal Creek, dort gibts einen Caravanparkplatz mit Tankstelle. Die Verkäuferin nannte als Preis für einen Zeltplatz 30$. Kurz vorher war gegenüber ein Nobelrestaurant, nach meinen Asienerfahrungen muss ich es so nennen, dorthin beschloss ich zurückzugehen und zu fragen. Es war kurz vor 18 Uhr, sie waren gerade am Aufräumen und ich fragte den nächstbesten Mann. Der meinte ja, aber er muss erst den Chef fragen, der ist übrigens auch Deutscher, sogar Bayer. Der kam, redete bayerisch mit mir und dutzte mich selbstverständlich. Natürlich kann ich da schlafen, und sie würden sich freuen, wenn ich morgen mit ihnen hier frühstücken würde. Während ich mein Zelt aufbaute wurde es dunkel, zuvor habe ich einen Gartenschlauch entdeckt, mit dem ich duschen konnte. Morgens um 7, während ich wieder alles einpackte, kamen die ersten Arbeiter, hinter dem Haus begannen die Obstgärten, dort machten sie ihre Routinearbeiten. Orangen und Mangos ernten, Äste absägen, Rasenmähen usw. Und einer von ihnen wollte mich vertreiben, aber ich konnte ihn von meinem Date mit dem Chef überzeugen. Der kam wie verabredet um 8 und wir hatten uns viel zu erzählen. So erfuhr ich, dass er Alf heißt, aus Unterwössen kommt und schon seit 60 Jahren hier lebt, er kam mit 20 aus Abenteuerlust, er hatte gehört, dass sie hier Fachkräfte suchen. Erst später machte er sich selbständig, sie produzieren jede Menge Obst und das verkaufen sie in den umliegenden Städten und hier im Laden, hier verarbeiten sie es auch zu Säften, Eis, Kuchen, Smoothies und noch vieles mehr. Billig ist das nicht. Übrigens gehört ihm auch das Crystal Creek Camp. Nur hier musste ich nichts bezahlen und bekam sogar noch ein Frühstück.

Seine Frau lebt erst seit 17 Jahren hier und sie sagt, noch nie war es so heiß wie jetzt grad, es regnet zu wenig und letztes Jahr war es mit 4m zuviel. Das Restaurant heißt Frosty Mango.

Sa 22.02. Guthalungra (km 26.934)

Blick zurück gestern früh. Rechts ist das Meer, der einzige Berg auf dieser Seite heißt Inkerman, dort ist auch wieder ein Caravan Camp, da hab ich letzte Nacht geschlafen. Hier in Guthalungra ist nur ein Parkplatz, daneben eine Tankstelle, aber die haben sogar eine Dusche. Meine Tagesetappen sind so lang, weil dazwischen meistens überhaupt nichts ist, oder wenn, dann zu früh. Morgen werden es wieder 40 km bis Bowen und es sollen noch längere Durststrecken kommen. Meine Wasserspeicher hab ich inzwischen auf 6 Liter aufgestockt.

Grad hab ich gelesen, die Verkehrsregeln sind in den einzelnen Bundesstaaten unterschiedlich, so auch für die LKW Züge. In manchen Staaten dürfen es auch 4 Auflieger sein, max. Länge 53,5m max Gewicht 135 Tonnen + Zugmaschine, max. Geschwindigkeit 90/100 kmh. Alles völlig unvorstellbar in Europa. Es gibt auch eine allgemeine Höchstgeschwindigkeit, auf Autobahnen sind es 100 bis 130 kmh, je nach Staat. Trotzdem ist der Anteil der SUVs noch viel höher als bei uns, auch viel mehr Pickups und 6 bis 8 Zylinder und 4 Liter Hubraum sind hier Standard. Diesen Symbol Status darf man nicht unterschreiten, wenn man weiter ernst genommen  werden will, unabhängig von jeder Logik. Dafür verkaufen sie das Benzin für etwa 90 Eurocent, Diesel ist auch hier 10 Cent billiger. So werden wir die Welt nicht retten.

Wenn mir so ein Lastzug auf dem Highway begegnet, ich glaube in Queensland dürfen sie 110 fahren, dann ist der Fahrtwind ein physikalisches Abenteuer. Die Bugwelle drückt mich fast von der Straße, zum Glück weg vom LKW, die Vakuumschleppe die er hinter sich herzieht, erzeugt einen Gegenwind, der mich oft in Sekundenbruchteilen zum Stehen bringt. Dass es nicht immer gleichstark ist trotz gleicher Fahrzeuge und gleicher Geschwindigkeit, kann ich mir nur so erklären: dieser Schwanz wedelt hinter dem LKW, manchmal trifft er mich mit voller Wucht und manchmal eben nicht. 

Das, die langen menschenleeren Km, die Moskitos, die Hitze und die Preise ist alles noch nicht so schlimm. Das schlimmste hier sind die Fliegen. Die beschäftigen mich permanent. Sie sind sehr zahlreich, schnell, man erwischt sie nur sehr selten, und unglaublich frech. Sie steuern exakt auf die Augen zu oder die Nasenlöcher oder den Mund, und wenn man sie vertreibt, sind sie in unter 1 Sekunde wieder da. Das macht mich wahnsinnig. Die Windschleppe hinter den LKW reißt sie mir vom Hals, aber 5 Sekunden später sind neue da. 

Was mich noch nervt, sind die Krokodile. Sie leben ja hauptsächlich im Meer, vertragen aber auch Süßwasser und sie wandern in den Bächen und Flüssen bis zu 50 km landeinwärts. Angeblich sind sie fast überall, täglich werde ich gewarnt, aber gesehen habe ich in den 2½ Wochen, seit ich in Australien bin, noch kein einziges. Obwohl ich mir jedes Gewässer genau anschaue. In Malaysia kann man sie fast täglich sehen, in den Bächen und Kanälen, allerdings kleinere Exemplare. Das größte war etwa 2m lang.

Kängurus habe ich auch noch keine lebend gesehen. Tot liegen sie massenweise auf der Straße, bis zu 1m Körpergröße. Ebenso Schlangen, die meisten Leichen sind aber Frösche. In Westtimor habe ich mal 2 Tage lang nur überfahrene Krebse gesehen, auf Sumbawa Ratten und Mäuse.

So 23.02. Merinda (km 26.973)

Letzte Nacht hats wieder kräftig geregnet. Auf meinem Rastplatz stehen einige Pavillons aber da drunter stehen betonierte Tische und Bänke, daneben ist noch Platz für mein Zelt, das ist ja nicht mehr wasserdicht und das Dach reicht gerade noch darüber. Der Regen war mit starkem Wind verbunden und so wurde langsam alles nass. Ich bin dann auf den Tisch geflüchtet, der war zum Glück groß genug, dann wars gut. Es hat noch den ganzen Vormittag weitergeregnet, da bin ich erst um 13:30 Uhr weggekommen und die nächsten 39km gibts kein einziges Haus. Und wenn es gleich wieder weiterregnet und nicht mehr aufhört, dann wirds hart. Spät wirds sowieso. Ich könnte ja noch eine Nacht hierbleiben, aber ich riskiere es. Es kann ja auch noch Monate so weitergehen.

War dann aber nicht so schlimm, ein Paar kurze leichte Schauer, ich habe den Eindruck, meistens habe ich Glück. Etwa um 21 Uhr, 5km vor meinem Ziel, eine Tankstelle, Restaurant und Hotel, hielt ein Polizeiauto neben mir. Ich erklärte ihnen wohin ich will und sie meinten, das ist nachts aber gefährlich, noch dazu bei Regen. Inzwischen hat es sich wieder eingeregnet. Sie brachten mich also zu diesem Hotel. Mir war beim Aussteigen sofort klar, das gehört zur 100 Dollar Kategorie. Die Tür war zu, sie sagten noch, hinten bei den Parkplätzen gibts auch noch einen Eingang, dann waren sie weg. Ich wollte ihnen ja diese Chance geben, aber die hinteren Türen waren auch alle zu und kein Mensch zu sehen. Aber es gab schöne überdachte Terassen. Gut, dort habe ich mein Zelt hingestellt und wunderbar und ungestört geschlafen. 

Gemüsefelder unter Plastik. Nicht nur ich denke, dass die Zeilen schon gerade sein sollten. Diese ganze Ebene hier entlang der Ostküste liegt durchschnittlich 10m über dem Meer. Nachdem wir ja demnächst ein paar Kipppunkte überschreiten, die den Klimawandel unaufhaltsam machen und die Menschheit offenbar nicht gewillt ist, dagegen auch nur einen Finger krumm zu machen, muss ich annehmen, dass das Eis von Grönland abschmilzt, das allein sind schon 7 Meter Anstieg des Meeresspiegels, dazu kommt noch das Schmelzwasser aus der Antarktis. 10% des dort gelagerten Eises machen nochmal 6 Meter, aber dabei wird es nicht bleiben. Die alten Herren, die sich so gegen Schutzmaßnahmen fürs Klima sträuben, wird es nicht mehr betreffen, so schnell gehts nicht. Gerade deshalb müssen wir ihnen das Handwerk legen.

Di 25.02. Myrtlevale (km 17.036)

Mit den letzten Tagen bin ich etwas durcheinandergekommen, aber jetzt stimmts wieder. Gut dass ich doppelt buchführe, so fällt es auf, wenn was nicht stimmt.

In Merinda bin ich schon um 5 aufgestanden und um 5:30 war ich weg. Nicht weil ich sie betrügen wollte, sondern weil ich befürchtete, dass vielleicht jemand einen Aufstand macht und das wollte ich mir und ihm ersparen. Seit Darwin war ich in keinem Hotel mehr, aber die Zeltplätze sind auch nicht immer kostenlos. 2x 5$ und 1x 10, heute wieder 5. Hier gibts auch eine Waschmaschine. Jetzt regnet es schon seit 3 Tagen, nicht permanent aber immer wieder, keine Sonne, jetzt könnte ich sie sehr gut brauchen. Gestern wars wieder ein Bauernhaus.

Mi 26.02. O'Connell River (km 27.065)

Das ist wieder so ein Camp, hier haben sie auch jede Menge fester kleiner Häuschen, und vor so einem habe ich auf der Terasse geschlafen, aus Regenschutzgründen. Am Rezeptionshäuschen stand, dass sie bis 20 Uhr da sind, jetzt war es 19 Uhr und kein Schwein da. Ich ging erst mal Duschen und Wäschewaschen, heute bin ich nämlich mal in einen richtigen Starkregen gekommen, und nichts zum unterstellen, außerdem war ein Gewitter, dass mir Angst und Bang wurde. Wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 1 Sekunde liegt, dann sind das unter 300 m, das heißt, ich bin mitten drin. Auch hier habe ich versucht zu trampen, vergeblich. Ist doch offensichtlich, dass dies eine Notlage ist. Wieder eine Erfahrung, die nicht geeignet ist, meine Meinung über die Australier zu verbessern. Und diese Klamotten musste ich abends natürlich wieder waschen. Zwischendurch habe ich versucht, mein Risiko zu vermindern, und habe mich im Abstand von 10m von einer größeren eisernen Verkehrstafel in Hockestellung klein gemacht, Füße nah zusammen und habe so das schlimmste abgewartet. Zum Glück ist es auch bei solchem Wetter nicht kalt. Die Camp Besatzung ist auch danach nicht mehr aufgetaucht.

Do 27.02. Pindi Pindi (km 27.110)

Ich bemühe mich ja meistens früh aufzubrechen, besonders wenn ich weiß, dass die nächste Etappe wieder lang wird. Wenn ich wie heute die Wahl habe zwischen 25 oder 45 km und ich mich fit fühle, dann nehme ich natürlich die 45. Dazwischen ist nur Pampa (Wiesen, Wälder, Felder)

Und auch heute früh war noch niemand vom Camp zu sehen.

Ich schätze, dass hier 50% der Tiefebene überschwemmt sind und manchmal ist der Höhenunterschied zwischen Straße und Wasser nur 5cm. Und zwischen den Regenschauern scheint oft wieder stundenlang die Sonne, ihr könnt euch vorstellen wie schwül es dann wird. Meine Zeit- und Streckenplanung ist bei dem Wetter unberechenbar, auch heute wird es wieder später als ich dachte. Das sah wohl ein freundlicher und mitdenkender Autofahrer auch so (es gibt also doch welche, obwohl er aussah wie alle anderen) und bot mir eine Alternative an. Eine Schule 3km von hier, da gibt es genug Vordächer, die Toiletten sind offen. Dann gab er mir noch eine Wasserflasche und 2 Instantnudelbecher mit (in Asien bekommt man oft nichts anderes). Herbert heißt er, er wohnt gleich daneben und seine Frau ist der Cleaner. Ich fand die Schule, alles war so wie er gesagt hat, bei den Toiletten leider keine Dusche, aber es geht auch am Waschbecken. Später kam er um zu sehen, ob ich auch da bin und ob alles in Ordnung ist. Die Instantnudeln funktionieren auch mit kaltem Wasser, nur etwas langsamer, 10 statt 3 Minuten. 


Fr 28.02. The Leap (km 27.150)

Diese elektronische Anzeigetafel zeigt, der Highway kann jeden Tag irgendwo unpassierbar werden. Bisher hatte ich also nur Glück. Der Ortsname heißt "Der Sprung". Auch hier gibt es einen offiziellen Campingplatz, gleich neben einem Hotel mit Bar und Restaurant, deren Toiletten man benutzen darf, for free und die sind auch nachts offen. Leider keine Dusche und das Waschbecken ist wegen dem Publikumsverkehr auch nicht benutzbar.

So 01.03. Sarina (km 27.205)

Das habe ich morgens an der nächsten Tankstelle nachgeholt.

Es regnet weiterhin jeden Tag und auch nachts, das verkürzt manchmal meine Km Leistung. Nicht jeder Regen ist mit Gewitter verbunden, oder es ist weit weg, bedrohlich war es nur das eine Mal bisher. Gestern habe ich auf einem überdachten Kinderspielplatz geschlafen, Leute gingen vorbei, zweimal wurde ich gefragt was ich da mache und wie lange ich dazubleiben gedenke, dann wars gut. Zuvor habe ich in einem Hotel gefragt, ob ich auf ihrem Grund zelten darf (für ein Zimmer wollten sie 80$), aber das haben sie abgelehnt. Ich mach das als Konfrontationstherapie. Ich übe Situationen, die mir immer Angst und Unbehagen bereitet haben. Ich konfrontiere den Angsthasen in mir mit seiner Angst, um ihm und mir zu beweisen, dass alles nur halb so schlimm ist. Und genauso ist es. Heute hab ich es gleich wieder gemacht und war erfolgreich. Die Zimmer waren wie in einem Reihenhaus nebeneinander, davor jeweils eine Terasse und ein Parkplatz, dort durfte ich vor einer ungenutzten Wohnung (es gab mehrere davon) mein Zelt aufstellen. Die Hoteliera gab mir sogar den Schlüssel, damit ich die Toilette benutzen und duschen konnte. Sie hat nicht kontrolliert, ob ich tatsächlich in meinem Zelt schlafe, oder nicht doch heimlich ein Bett im Zimmer benutze. Hab ich natürlich nicht gemacht. Inzwischen habe ich mehr Lebensmittel in meiner Box, Kaffee, Brot, Müsli. Im Zimmer gibt es auch eine kleine Küche und einen Wasserkocher, da werde ich mir morgen meinen Frühstückskaffee machen.

Deutlich genug.

Mo 02.03. Koumala (km 27.233)

Doch, es gibt auch ein paar Dinge, die mir in Australien gefallen.

Das gibts in fast jedem Supermarkt, ist aber leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der wird ihn nicht merklich abkühlen. Die meisten Entscheidungen, Vorlieben und Verhaltensweisen der Australier lehne ich entschieden ab, finde sie blödsinnig, ja geradezu hirnrissig. Z.B. ihre Preispolitik: die meisten Fertiggetränke in Flaschen (Säfte, Limonaden, Tee, Kaffee, Cola usw.) kosten ½ Liter um die 5$(Wasser 3$, Benzin 0,65$). Wenn man 2 Flaschen davon kauft, sind es "nur" 6$. Da fühle ich mich verarscht und betrogen. Wenn 1$ für die 2. Flasche für sie noch rentabel ist, dann sind die 5$ für die erste- ein unverschämter Preis. So wird Sparsamkeit und Zurückhaltung im Konsum bestraft und maßlose Völlerei quasi erzwungen. Und genauso sehen die Australier auch aus, fast alle! Ich meine, das sieht ja nicht nur hässlich aus, die gesundheitlichen Konsequenzen kann ich mir denken. Und das machen sie nicht nur mit den Getränken, sondern mit allem. Beim Essen, ein doppelt so großes Auto kostet auch nur geringfügig mehr. Da ist der Kapitalismus vollkommen entgleist und wenn eine Regierung nicht erkennt, dass es da Regeln braucht, gehört sie in die Tonne getreten. Dass das Volk so etwas akzeptiert, zeigt mir, die Leute hier sehen da auch keinen Handlungsbedarf. Was mich aber auch nicht wundert, in einem Land, in dem Rupert Murdoch das Meinungsmonopol besitzt, schlimmer als Berlusconi in Italien. Ich halte die Menschen hier nicht für die Täter, sondern eher für die Opfer. Auch diese Zustände würde ich gerne ändern. Zu Ende gedacht zeigt das, für ihren Profit treiben sie die Menschen in Krankheit, Siechtum und Tod und den Planeten in den Untergang. Viel Spaß bei der nächsten Wahl.


Hier in Koumala gibt es auch einen Campingplatz. Außer dem Platzwart war niemand da. Der wollte 25$ von mir, ein Campingmobil kostet 30$. Er wollte auch nicht mit mir diskutieren, so ging ich wieder. Ich hatte zuvor am Ortseingang einen Rastplatz gesehen, sogar überdacht, mit Toilette, allerdings ohne Dusche, for free. Dafür hatte der Campingplatz kein einziges Dach, außer über der Toilette. Ich hätte ihm 10$ gegeben, für nichts, aber er wollte ja nicht.


Di 03.03. Carmila (km 27.275)

Mi 04.03. Clairview (km 27.303)

Die australische Kohle Eisenbahn. Das ist eine Eisenbahnlinie zwischen einem Kohlebergwerk und dem nächsten Hafen. Und das ist die Erste, die ich bisher elektrifiziert gesehen habe. Als ob das die Sünden leichter macht.

Do 05.03. Waverley Creek (km 27.341)

Fr 06.03. Ogmore (km 27.372)

Auch ein Verkehrsopfer. Zwecks Größenvorstellung habe ich meine Schuhe mitfotografiert, inzwischen bin ich schon bei Nummer 15. Diese Fledermaus sieht eher aus wie ein Flederhund, ich meine Flughund.


Die beiden letzten Orte waren wieder einfach nur Rastplätze.

Sa 07.03. Marlborough (km 27.407)

Die Messlatte zeigt, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass diese Hauptverkehrsstraße während der Regenzeit immer und überall passierbar ist. Bisher hatte ich Glück, das heißt, ich war immer zur richtigen Zeit am jeweiligen Ort.

Noch etwas wollte ich mit dem Bild festhalten: das machen sie um jedes Verkehrsschild, um jeden Begrenzungspfosten. Das ist nicht etwa abgemäht, nein, das wäre viel zu aufwändig, sie machen das mit, ich vermute Glyphosat und habe Bayer/Monsanto im Verdacht. Um Arbeit = Kosten zu sparen, setzen sie die chemische Keule skrupellos und massenhaft ein. Dies ist gleichbedeutend mit Pest und Cholera und Krebs. Nicht nur die Pflanzen werden für Jahre ausgemerzt, auch sämtliche Bodenlebewesen und das Grundwasser vergiftet. Wie sich der Mensch, der das jeden Tag und den ganzen Tag macht, davor schützen will, möchte ich mal wissen.

Bei den Asbesthaltigen Baustoffen haben sie auch bis zum Schluss (bis zum Verbot) behauptet, bei sachgemäßer Anwendung seien sie ungefährlich und in Asien behaupten sie das immer noch und verdienen sich am Tod und am Elend der Menschen eine goldene Nase. Genauso macht das Monsanto, jetzt der Bayer Konzern.

So 08.03. Kunwarara (km 27.538)

Hier gibt es in der Mitte von 70 km Nichts ein verlassenes Haus, war wohl mal irgendein Geschäft, drinnen zugemüllt, aber davor eine erstaunlich saubere Betonfläche, trocken, mit intaktem Dach.

Das gehört eigentlich zu Clairview. Überall werben sie mit der Schönheit ihrer Strände, vielleicht ist der Ostwind zur Zeit ungewöhnlich stark, dies sieht eher nach Sturmflut aus. Dann sind überall diese ekelhaften Krokodile von denen ich noch immer kein einziges gesehen habe, und außerdem stehen zur Zeit auch noch andere Warnschilder da, es ist Quallen Saison. Bloß nicht hineingehen!

Mo 09.03. Yaamba (km 27.476)

Viele erstaunliche Parallelen zu Asien findet man immer wieder. Dieses Autowrack liegt nicht erst seit gestern da.

Di 10.03. Rockhampton (km 27.501)

Wieder mal eine gute Idee: hier passieren offenbar viele müdigkeitsbedingte Unfälle. Mit solchen Quizzfragen kann man die Fahrer ein bisschen aufmuntern. Freunde werden die Australier und ich trotzdem wohl nicht mehr. Von einigen Ausnahmen abgesehen. 3 km später kam die Auflösung: er heißt Mount Bartle Frere, ist 1622 m hoch und liegt etwa 10 km südlich vom Bellenden Ker.

Ich fand abends einen Park mit überdachtem Schlafplatz for free, im Stadtteil "Berserker". Das ist ein Kämpfer, dem alle Sinne und Gefühle und auch sein Verstand abhandengekommen sind, ein Alptraum von einem Menschen. Ich habe trotzdem gut geschlafen und mir keine Sorgen gemacht.


Vor ein paar Tagen musste ich meinen prepaid credit wieder aufladen, die Angebote dafür sind genauso unübersichtlich und verwirrend wie überall in Asien. Beim ersten Mal bekam ich für 10 $ eine Simkarte und Credit für 28 Tage mit 35 GB. Genutzt habe ich nur 5, der Rest wird nach 28 Tagen gestohlen. Aber 28 Tage für 10$ ist schon günstig. Beim Wiederaufladen gibts das nicht, da kriegt man für 10 $ nur 5 Tage, aber das hat mir der Verkäufer nicht gesagt, oder ich habs nicht verstanden. Um diesen neuen Kredit zu aktivieren, muss man den Provider anrufen und dann den Anweisungen folgen. Aber am Telefon verstehe ich nur 30% ihres schrecklichen Dialekts, es hat nicht funktioniert. Dann hat der freundliche Verkäufer dasselbe gemacht, wieder nix. 2 Tage später die nächste Tankstelle, dasselbe Spiel, dasselbe Ergebnis. Heute ging ich hier in Rockhampton wieder zum Optus Laden, und der erklärte mir, es kann ja nicht funktionieren, die 5 Tage sind abgelaufen (ätsch). Alle meine Proteste und wüsten Beschimpfungen haben nichts geholfen, wenn ich wieder 28 Tage will, kostet es jetzt 30 $. Drechschweine, Arschlöcher, Betrüger, Mafia. Was soll ich machen, ich habe gezahlt. Da fühle ich mich wie ein Junkie, der jeden Preis für den nächsten Schuss akzeptiert und genau weiß warum, einfach weil er muss.

Mi 11.03. Midgee (km 27.517)

Ein Paparazzi Foto "der" durchschnittlichen Australierin.

Heute früh hatte ich eine Verabredung mit Fernseh-Journalisten in Rockhampton. Die freundliche Herbergsmutter vom Caravan Camp in Carmila bat mich um meine Telefonnummer, um mich mit ihnen zu verkuppeln. Hat alles reibungslos geklappt, nachdem meine Simkarte wieder arbeitet.

Do 12.03. Marmor (km 27.546)

Hier ist es mal wieder eine Tankstelle, in diesem Kaff gibt es sonst nichts.

Doch, es gibt tatsächlich einen Marmorsteinbruch.

Ihr habt es sicher schon gemerkt, dass ich ein überzeugter und leidenschaftlicher Statistiker bin. Aber wie soll ich gewährleisten, dass ich Australien pünktlich verlassen kann, wenn ich das nicht täglich überwache. In Cairns habe ich mir ausgerechnet, dass ich die 2600 km bis nach Sidney in 88 Tagen schaffen muss, das sind durchschnittlich 29,5 km pro Tag. Bis jetzt habe ich 1.144 km in 34 Tagen zurückgelegt, das macht einen Schnitt von 33,6 pro Tag, das heißt, ich habe schon ein Guthaben von 4 bis 5 Tagen. Sowas kann man immer brauchen. Genauso mache ich es mit dem Geld. Mein Budget ist umgerechnet 20 austr. Dollar pro Tag, bis jetzt habe ich im Schnitt das doppelte gebraucht, obwohl ich viel sparsamer konsumiere als in Asien und da sind die Flüge von Dili nach Cairns oder von Sidney nach Neuseeland noch nicht dabei. Ich kann mir das leisten, weil ich in Asien immer weniger gebraucht habe, oft nur die Hälfte. Ich war noch nie in einem Restaurant hier, vermutlich gibt es gutes Essen, aber das liegt außerhalb meiner finanziellen Reichweite. So ist meine Ernährung hier die schlechteste und trotzdem die teuerste meiner ganzen bisherigen Reise. Im Norden von Queensland gabs noch ab und zu unbemannte/befraute Bananen Verkaufsstände. Da war eine Waage, man konnte sich selbst bedienen, und das Geld in eine Kasse mit Schlitz oben einwerfen. 1,50 $ pro Kg. Einmal gabs auch Papayas auf diese Weise. In den letzten 3 Wochen nichts derartiges mehr. Hier kann man Obst und Gemüse nur in Supermärkten kaufen und die gibts nur in größeren Städten, das heißt für mich nur 1 bis 2 mal pro Woche. Die Qualität sieht wunderschön aus, das heißt, nach optischen Kriterien gezüchtet, angebaut und ausgewählt, vermutlich mit hohem Kunstdünger- und Pestizideinsatz, also  Scheiße. Aussehen und Qualität stehen in Europa ja auch meist in direktem proportionalem Gegensatz. Bioabteilungen gibt es nicht. Und hier kosten die Bananen 4 bis 7 $/ Kg.

Fr 13.03. Mount Larcom (km 27.579)

Das ist kein Berg, sondern ein Dorf.


Ich muss die Sache mit dem Glyphosat noch ein bisschen besser erklären. Das Mittel ist nicht neu und wird auch nicht nur vom Bayer Konzern hergestellt und verkauft. Die "geniale" Erfindung tötet eigentlich alle Pflanzen, sie können aber das Erbgut von Pflanzen so manipulieren, dass diese dagegen immun sind. Am bekanntesten ist der Gen-manipulierte Mais, der wächst dann mit Hilfe von Glyphosat konkurrenzlos auf den Feldern, was zu höheren Erträgen führen soll.

Es gibt viele Studien über die toxische Wirkung auf Menschen und Tiere, aber diese Konzerne finden immer wieder Wissenschaftler, die für entsprechende Bezahlung das Gegenteil behaupten. Auch diese Strategie ist altbekannt und immer noch erfolgreich.

Sa 14.03. Gladstone (km 27.613)

Seit einigen Tagen verläuft die Eisenbahn parallel zur Straße, zweigleisig und in Sichtweite. Inzwischen grüßen mich die Lokführer mit ihren Trompeten und winken mir aus ihrem Fenster zu, wie viele Autofahrer, die mich jetzt vom Fernsehen kennen. Diese Kohletransportzüge sind gewaltig. Da werden um die 100 vollbeladene Waggons von 4 Lokomotiven gezogen, 2 vorne und 2 in der Mitte und sie fahren mit Vollgas höchstens 50 kmh. Diese Masse muss so groß sein, dass sie nicht höher beschleunigen können. Ich schätze die Länge auf 1½ km. Und die fahren im ¼ Stunden Takt, hin und zurück. Obwohl die Strecke elektrifiziert ist, sind es überwiegend Dieselloks. Ich vermute dass der australische Strommix so dreckig ist, dass das auch egal ist. Und ich glaube, dass hier in Gladstone der Kohlehafen ist. Die nächsten Tage werde ich es sehen.

Hier bin ich wieder in einem Caravan Camp und meine neue Fernseh-Berühmtheit beginnt sich zu lohnen. Der Inhaber sagte, ich kann umsonst hier zelten.

Di 17.03. Colosseum (km 26.697)

Auf der Karte ist ein Bahnhof eingezeichnet, der so heißt, aber tatsächlich ist da gar nix, außer einem Bahnübergang. 2 km weiter ist eine Farm, da schlaf ich heute. In Gladstone muss der Kohlehafen sein, seitdem habe ich keine solchen Güterzüge mehr gesehen.

Seit heute früh in Bororen bin ich nicht mehr auf dem Highway. Dies hier soll der kürzeste Weg sein, aber jetzt ist nur noch Schotterstraße. Und die Abstände zwischen den Häusern werden immer größer. 60 bis 100 km habe ich nichts mehr gefunden, drum werde ich wohl doch wieder einen Umweg machen und die nächste Stadt ansteuern, Bundaberg, auch 100km von hier, aber auf diesem Umweg gibts auch Menschen. Hier gibts keine Gastronomie und keine Lebensmittel Geschäfte, kein Obst und Gemüse und möglicherweise auch kein Wasser. Heut früh bin ich mit 10 Liter gestartet, jetzt hab ich noch 7. 

Ich bin hier am -24. Breitengrad, das ist etwa der gleiche Abstand vom Äquator wie die Mitte der Sahara hat. Mein Schatten zu Mittag ist schon einen halben Meter lang und zeigt natürlich nach Süden. Die Temperaturen sind angenehm, längst nicht mehr so heiß, obwohl die Sonne scheint, aber das glaube ich, liegt am Wetter. Seit Tagen bläst ein kräftiger Wind von Süden, ich habe den Eindruck, der kommt direkt aus der Antarktis. Morgens ist es so kalt, dass ich langärmelige Klamotten brauche und heute habe ich beschlossen, zum erstenmal wieder meinen Schlafsack zu benutzen. Nach der geografischen Lage müsste es wärmer sein.

Die Insekten sind nach wie vor das größte Problem. Ich habe 2 verschiedene Menschen gefragt, ob das immer so ist. Zuerst eine Frau, die sagte ja, das ganze Jahr, überall. Der 2. war ein Mann und der sagte nein, das ist nur im Sommer, während der Regenzeit. Also nichts genaues weiß ich nicht, jedenfalls machen tagsüber die Fliegen und nachts die Moskitos das Land meiner Meinung nach für Menschen unbewohnbar. Für mich! Trotzdem behaupte ich immer noch, im Paradies unterwegs zu sein. Natürlich muss man auch da ein paar Abstriche vom Idealzustand machen, ich meine die Insekten, Krokodile, Quallen und Australier, aber im himmlischen Paradies ist ja bekanntlich auch nicht alles ideal. Mit meiner Freiheit kann das sicher nicht mithalten. Ich denke an die Essensvorschriften und an dieses ständige Hosiannasingen. Das muss ja ätzend sein.

Sa 21.03. Bargara (km 27.824)

Die Evolution hat hier auch schon den Dark Mode entdeckt.

Der oder das Coronavirus ist jetzt doch schneller und schlimmer gekommen als ich dachte. Ich habe mich noch vor kurzem darüber lustig gemacht, aber angesichts der Todesfälle stimme ich zu, dass man versuchen sollte, diese rasante Entwicklung zu bremsen. Ich hoffe, dass die Maßnamen wirken, auch wenn diese Ausgangssperre nur symbolischen Charakter hat. Kann ja weiterhin jeder machen, was er/sie will, man/frau muss nur einen triftigen Grund nennen können. Und wie soll die Polizei das kontrollieren? In Australien ist es noch nicht so schlimm wie in Europa, aber sie lernen von euch und haben ab letzte Nacht alle internationalen Flüge gestoppt. Ich habs sehr kurzfristig erfahren und musste mich schnell entscheiden, ob ich die Reise abbreche oder weitermache, ich habe mich für letzteres entschieden. Die meisten Länder sagen für 30 Tage, wenn das hier auch so ist, dann kann ich ja wie geplant um den 03. Mai nach Neuseeland fliegen. Wenn sie das Moratorium verlängern, dann müssen sie eben auch mein Visum verlängern. Es ist kein Problem für mich, länger hier zu bleiben. Außerdem ist es doch egal, wo ich sterbe😂. Und ich habe hier sehr wenig Kontakt zu Menschen und bin den ganzen Tag allein unterwegs. Außer wenn ich Lebensmittel einkaufe. Ich fühle mich also ziehmlich sicher.


Ich muss gestehen, dass es doch ein Problem gibt. Seit 2 Monaten, also seit Timor Leste schleppe ich eine Entzündung mit mir rum. Hab lange auf meine Selbstheilungskräfte gehofft, aber hier haben sie versagt. Ich war damit schon in Darwin bei einem Arzt und der sagte Staphylokokken. Die halten sich gerne unter Fingernägeln auf und wenn man einen Mückenstich zu intensiv kratzt, können sie an der Stelle eindringen. Klingt glaubwürdig. Er verschrieb mir ein Mittel zur Desinfektion, eines zur Sterilisation der Wunde und ein Antibiotikum. Es hat auch gewirkt, aber es kam an anderer Stelle wieder, obwohl ich Stein und Bein schwören kann, dass ich nicht mehr kratze. Wenn die Stiche zu stark jucken, dann streichle ich sie höchstens noch. Und diese Entzündung ist so schmerzhaft, dass ich nur schlecht schlafen kann. Meine Mittelchen waren inzwischen aufgebraucht und ich habe den Eindruck, ohne sie ist es noch viel schlimmer. Ich habe mir die leeren Fläschchen aufgehoben und ging damit in eine Apotheke um neue zu kaufen, aber die sagten, die seien rezeptpflichtig. Ich muss zuerst zum Arzt. Am Freitag habe ich mich in Bundaberg  entschlossen, das zu tun. Der sagte dasselbe mit "kann sein", verschrieb mir auch wieder Antibiotika, aber er nahm eine Probe vom Wundsekret und will sie untersuchen lassen, um sicher zu gehen und die Therapie nötigenfalls anzupassen. Das Ergebnis bekommt er aber erst am Montag, solange treibe ich mich halt hier in der Gegend rum.

 

Mo 23.03. Alloway (km 27.859)

Mangroven am Strand von Bargara. Nichts vergleichbares im kalten Europa. Dort habe ich vorgestern geschlafen. Krokodile gibts hier keine mehr, schon zu kalt. Dasselbe gilt für die Quallen, für die gefährlichen Sorten. Kleinere, harmlose gibts schon noch. Ich bin jetzt schon 7 Wochen in Australien, und habe tatsächlich kein einziges Krokodil gesehen. Dazu hätte ich wieder in einen Zirkus gehen müssen, wie in Thailand mit den Elefanten, aber ich weiß ja, was dabei herauskommt: Unzufriedenheit.


Letzte Nacht habe ich wieder in Bundaberg übernachtet, auf einem teuren Campingplatz, mit 25 Dollar der teuerste bisher. Ich wollte aber nicht zu weit von der Arztpraxis entfernt sein, mal wieder duschen und Wäschewaschen. 

Das Antibiotikum wirkt, die Entzündung geht zurück und ist nicht mehr so schmerzhaft. Heute war ich wieder beim Arzt, es handelt sich um Streptokokken, die Brüder der Staphylokokken. Und es gibt viele verschiedene Arten, davon hängt auch die Wahl des Antibiotikums ab. Am Freitag hat mir der Arzt eines auf Verdacht verschrieben und die richtige Wahl getroffen. Davon gabs dann heute noch eine Packung, also für 10 Tage insgesamt. In Darwin hatte ich nur eine Packung, wohl zuwenig um sie ganz auszurotten und mit dem Risiko, dass die Überlebenden immun werden, zumindest gegen dieses spezielle Antibiotikum.


Mi 25.03. Torbanlea (km 27.939 / H 40m)

Manchmal ist die Erde hier unglaublich rot.


Meine Infektion ist weiter auf dem Weg der Besserung. 


Wenn sie hier auch irgendwann eine totale Ausgangssperre anordnen und damit muss ich rechnen, weiß ich nicht, was ich machen soll/kann. Ich bin ja quasi obdachlos, ohne festen Wohnsitz, altersmäßig gehöre ich zur Risikogruppe, aber ich bin sicherlich gesünder und fitter als der Durchschnitt meiner Kolleginnen und Kollegen. Ich sehe mich also nicht als zukünftigen Risikopatienten. Auch in Deutschland weiß niemand, was mit den Obdachlosen geschehen soll, pardon, ich meine, wie man sie schützen kann. Die haben das höchste Risiko von allen. 

Durchschnittlich bekommt jeder 20. Infizierte in Deutschland so kritische Probleme, dass er/sie künstlich beatmet werden muss. Jeder 200. stirbt. Die Zahl der gemeldeten Infektionen steigt jeden Tag um etwa ⅓, daraus kann man errechnen, dass in wenigen Tagen schon die Zahl der Intensivbetten in den Kliniken nicht mehr ausreichen, um alle Hilfsbedürftigen zu versorgen, dann müssen Ärzte entscheiden, wem sie helfen wollen/können und wer sterben muss. Deshalb muss die Infektionsrate unbedingt gedrosselt werden. Trotzdem werden sich die meisten Menschen infizieren, aber es darf nicht so schnell gehen. Dann reichen die Kapazitäten hoffentlich für alle neuen Problemfälle.

Wer eine Coronainfektion überlebt hat, ist anschließend immun. Man weiß noch nicht für wie lange, aber wenn mehr als ⅔ der Menschen immun sind, stirbt das Virus aus. Wenn sie irgendwann einen Impfstoff finden, könnte man auch diese Entwicklung beschleunigen.

Do 26.03. Maryborough (km 27.971)

Hier schlafe ich heute Nacht.

Auch in Australien haben viele Leute Endzeitstimmung. Und das erste, woran konsumorientierte Menschen dann denken, ist die Vorratshaltung von Lebensmitteln (oder was sie dafür halten) wie Zucker, Mehl, Mineralwasser und Kloopapier. Das sieht man deutlich in den Supermärkten an den entsprechenden Leerstellen. Sie denken, wer da nicht vorgesorgt hat, der wird Probleme bekommen. Und damit ich lästige Nachbarn abwehren kann, falls sie mich um Kloopapier anbetteln, muss ich mich bis an die Zähne bewaffnen. Notfalls muss ich ihn halt erschießen. Natürlich wollen die Amerikaner diese Waffen auch einsetzen. Wenn ich das nicht will, brauche ich mir doch keine zu kaufen. Wie diese Leute ticken, ist für mich die schlimmstmögliche Grenze des Vorstellbaren. Und den amerikanischen Politikern fällt auch nichts besseres ein, als dieses Denken und das Recht auf Waffenbesitz zu schützen und zu verteidigen wie Petrus die Himmelspforte.

Fr 27.03. Tiaro (km 27.999)

Faule Sau, bloß 28 km heute, könnte man denken. Aber so einfach ist das nicht hier in Australien. Hier gibt es wieder einen wunderbaren Park, mit Toiletten, sogar eine Dusche, überdachte Sitzplätze, groß genug, dass auch noch mein Zelt Platz hat, und die nächsten 30 km nichts mehr. Da hat man keine Wahl, da ist eben nach 28 km Schluss für heute. Die Australier sorgen mancherorts gut für ihre Touristen, sind ja alles Einheimische, die mit ihren Wohnanhängern und Wohnmobilen hier über Nacht bleiben, for free.

Zur Insektenplage: Einer, bei dem ich mich darüber beklagt hatte, meinte, das ist noch gar nichts. Da musst du mal nach Westaustralien fahren, dort ist es 10 mal schlimmer. Zwischendurch habe ich mir mal eine Peitsche gebastelt, aus einem zusammengerollten Handtuch. Sie mit der Hand zu erschlagen ist unmöglich, sie sind zu schnell. Aber gegen das Handtuch haben sie keine Chance, und ich treffe gut. Habs aber nach 2 Tagen doch wieder bleiben lassen, es hat sich nämlich gezeigt, dass sie Kannibalen sind. Es bleiben sicherlich immer irgendwelche Leichenteile oder Körperflüssigkeiten an mir oder meinem T-shirt kleben und die locken sie erst recht an. Die Temperaturen sind hier schon deutlich niedriger, und die letzten Tage sind die Fliegen auch weniger geworden. Weniger Fliegen und weniger Moskitos. Ich hoffe, der Trend hält an.

Sa 28.03. Gunalda (km 28.031)

Blick von meinem Zeltplatz bei Sonnenaufgang, 06:00 Uhr morgens. Für die Nebelbildung kommt es nicht auf die absolute Temperatur an, sondern auf die Differenz. Wenn beispielsweise die Temperatur nachts von 30 auf 20 Grad Celsius absinkt und die Luftfeuchtigkeit tagsüber hoch war, bedeutet dies, weil sich die Wasseraufnahmekapazität der Luft dadurch etwa halbiert, Nebel. Auch die Einheimischen sagen, dass es zur Zeit ungewöhnlich kalt ist.


Obwohl die Zahl der Corona Infizierten in Australien gering ist, gestern war die Rede von 3000 insgesamt, 7 Menschen sind bisher daran gestorben, treffen sie umfangreiche Schutzmaßnahmen und vielen ist das noch zu wenig. Jetzt darf kein Australier mehr das Land verlassen, wer jetzt zurück kommt muss für 2 Wochen in ein Quarantäne- nein, nicht Gefängnis, sondern -Hotel. Auf Staatskosten versteht sich. Ausländer dürfen gar nicht mehr rein. Australien ist jetzt vorübergehend wieder das, was es jahrhunderte lang war, eine Gefängnisinsel. In den Geschäften stehen Barrieren vor der Kasse, damit man dem Personal nicht mehr so nahe kommt. Die Angestellten tragen Handschuhe und Gesichtsmasken, jeder Kunde wird so behandelt, als wäre er infiziert. Gut, wenns hilft. Und jeder kennt den 2m Distanzbefehl und hält sich daran. Sich irgendwo hinsetzen zum Kaffe trinken ist nicht mehr, alle Tische und Stühle werden gerade weggeräumt.

Di 31.03. Noosaville (km 28.123)

Der Noosa River, rechts ist schon das Meer.


Ich staune immer wieder über die Infektionsschutz Maßnamen. Jeder hier weiß, es ist noch nicht schlimm, aber wenn wir nichts dagegen unternehmen, dann wird es in wenigen Wochen oder Monaten schlimm. Jeder hört was die Virologen sagen, glaubt ihnen jedes Wort und befolgt ihre Ratschläge, egal was es kostet. Da können die Klimaforscher und alle die zum Klimaschutz beitragen wollen, nur vor Neid erblassen. Gewiss, die Coronakrise wird den CO2 Ausstoß drastisch vermindern, aber die geht vorbei, wie alle Pandemien in der Geschichte der Menschheit wieder vergangen sind. Sie verschafft uns höchstens eine Atempause. Und danach fürchte ich, wird der Nachholbedarf alles explodieren lassen. Warum können wir da nicht so vorausschauend handeln? Der einzige Unterschied ist doch, dass die schlimmen Folgen nicht in wenigen Wochen, sondern erst in einigen Jahrzehnten erfolgen. Dafür werden sie um ein vielfaches schlimmer. Aber handeln müssen wir auch jetzt, sofort! Schon in wenigen Jahren ist es dann dafür zu spät. Man braucht ja nur hinzuhören was die Klimaexperten sagen.

Sa 04.04. Landsborough (km 28.219)

Hier gibts wieder alte Vulkane, schon lang nicht mehr aktiv.

Seit Noosaville darf ich als Fußgänger die Autobahn und einige Schnellstraßen nicht mehr benutzen. Und damit ist auch mein Handy Navigator überfordert. Vorgestern hat er mich zum widerholten Mal in eine Sackgasse geschickt, er erfindet Straßen, wo keine sind. Diesmal musste ich 10 km zurück, hab mich lange dagegen gesträubt und alles versucht, aber es half nichts. Und der nächstmögliche Um-weg hat dann einen Tag länger gedauert, als der, den ich mit Google geplant hatte. Auf diese Weise wird der Weg nach Sidney mit jedem Tag länger und nicht kürzer. Wenn das im Umfeld von Brisbane so weitergeht, schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig bis dorthin.

Aber das ist jetzt (vermutlich) auch schon egal. Kurz nach Brisbane kommt die Grenze zu New South Wales und die ist, sagt man mir, inzwischen befestigt, wie eine Grenze zwischen verfeindeten Staaten, mit Schlagbaum und Kontrollen, die lassen mich sowieso nicht durch.

Zuerst war die Rede von 30 Tagen, jetzt diskutieren sie über 6 Monate für die Freiheits- und Bewegungseinschränkungen. Auf den Straßen zu gehen ist kein Problem, die Polizei fährt immer wieder mal an mir vorbei und es ist ihnen egal. Aber Übernachtungsplätze zu finden wird immer schwieriger. Alle Campingplätze sind inzwischen geschlossen, die Leute sollen zu Hause bleiben, überall werden immer mehr Verbotstafeln aufgestellt. Heute habe ich einen Privatmann gefragt, ob ich in seinem Garten zelten darf, ich durfte. Ich konnte wieder den Gartenschlauch zum Duschen benutzen, er brachte mir Abendessen, 2 Plastiktüten voll mit Wegzehrung für die nächsten Tage, darin waren auch 2 Rollen Kloopapier. Weiß gar nichts damit anzufangen. Nach 2 Jahren Asien ist das so überflüssig wie ein Kropf. Ich werde sie wohl demnächst irgendwo "vergessen". Auch sowas wird, fürchte ich, in Zukunft mit steigendem Angstlevel schwieriger.

Es hilft nichts, ich muss in Brisbane zur Ausländer Behörde und fragen, ob ich hier bleiben und die Krise hier aussitzen kann. Ich will nicht zurück nach Deutschland. Wenn ja, brauche ich eine Visumsverlängerung.

So 05.04. Elimbah (km 28.240)

Es gibt ich glaube 12 solcher Vulkane, die ragen abrupt aus der Ebene hinter der Sunshine Coast. Erstarrte Lava. Ihre Namen sind identisch mit denen einiger Ortschaften hier und stammen aus der Traumzeit, der Mythologie der Aborigines, hier das Volk der Gubbi Gubbi

Die Australier nennen sie die Glasshouse Mountains, diesen idiotischen Namen gab ihnen der Kapitän James Cook, der als erster Europäer vor 250 Jahren hier vorbei gesegelt ist.

Di 07.04. Bald Hills (km 28.282)

Das ist ein Stadtteil im Norden von Brisbane. Das neueste Gerücht hier lautet: Touristen, die es sich leisten können, dürfen die nächsten 6 Monate hier bleiben. Wenn ich eine günstige Bleibe finde, wird es gehen. Ich werde mich mal umsehen und umhören. Bisher gibt es keine Ausgangssperre wie in Europa, aber ich rechne damit, dass das noch kommt. Von der Infektions Ursachenforschung hört man mehr Widersprüchliches als klare Infos. Türgriffe, Handläufe, Obst oder Gemüse, das andere im Supermarkt vor mir betoucht haben, scheint ungefährlich zu sein.

Gestern habe ich mich mit meinem Zelt im Wald versteckt, das war eine außergewöhnlich ruhige und sorglose Nacht. Hier in der Stadt gibts höchstens noch Parks, hier ist einer, auf dem das campen nicht ausdrücklich verboten ist. Morgen treffe ich mich mit Abdul, den habe ich vor einer Woche auf der Straße kennengelernt, er fuhr mit einem Auto vorbei, blieb stehen, unterhielt sich eine Weile mit mir, gab mir 2 Flaschen Wasser und lud mich ein, ihn in Brisbane zu besuchen. Er sieht aus wie ein Aborigine, die haben eine noch dunklere Hautfarbe als die Südostasiaten.

Fr 10.04. Brisbane (km 28.320)

In diesem Park gibts noch mehr Bäume mit solch elefantösen Stämmen. Alles sehr schick und gepflegt, zelten ist hier ausdrücklich untersagt. Ich glaube, das Leben ist einfacher, wenn ich dies befolge, es ist eh schwierig genug in den Zeiten von Corona. Das Hauptproblem ist nicht die Schlafplatzsuche, ich finde auch in der Stadtmitte immer wieder neue, schöne Plätze, sondern die elektrische Energie für mein Handy und die Powerbank. Seit die Campingplätze zu sind, geht das nicht mehr nachts und kostet mich jedesmal mindestens einen Kaffee und zuviel Zeit.

Heute habe ich eine Website "housesitting" gefunden. Klingt gut, ist aber nicht so einfach. Dort muss ich mich anmelden, dann komme ich auf eine Liste, als letzter ganz unten, und da habe ich natürlich geringe Chancen auserwählt zu werden von einem Hausbesitzer, der z.B. in Urlaub fahren will, was er auch hier nicht mehr soll, und einen Haus- Hund- oder Katzensitter braucht und mich dafür umsonst da wohnen lässt. Und dann soll ich auch noch 84$ bezahlen, einmalig, damit ich auf diese Liste komme.


So 12.04. Brisbane (km 28. 356)

Ich streune so kreuz und quer durch Brisbane.

Irgendwo habe ich 1,4 Millionen Einwohner gelesen, das wäre etwa so wie München, der Ballungsraum hat 2,3 Millionen, aber ich weiß nicht, wo da die Grenzen sind. Die Grundstückspreise müssen günstig sein, es scheint jedenfalls keinen Grund zu geben, damit zu knausern. Wenn sie ein Haus oder ein Grundstück verkaufen wollen, nageln sie oft ein Schild an den Zaun: to sell. Das geht dann oft nicht nach Quadratmeter, sondern nach Hektar. Also unter 10.000 m² fangen manche gar nicht an. Jedes Haus braucht einen penibel gepflegten englischen Rasen drumrum, je größer desto penibler. In den Ecken und rundum alle Hindernisse schauts aus wie mit der Nagelschere nachgeschnitten. Täglich! Kilometerlange Zäune, die vermutlich mehr kosten als das Haus. Es gibt gefühlt hunderte von Parks und nur wenige Hochhäuser, die flächenmäßige Ausdehnung der Stadt und ihrer Vororte, die längst zusammengewachsen sind, ist also riesig.

Di 14.04. Brisbane (km 28.377)

Ich habe ein Haus gefunden und hoffe, ich kann hier bleiben bis die Restriktionen zumindest soweit aufgehoben sind, dass ich weitertraveln kann. Es gehört der Schwägerin einer Freundin, die wohnt inzwischen in Sidney, und kann momentan auch nicht hierher kommen. Sobald es möglich ist, setze ich meine Reise fort. Ich melde mich trotzdem ab und zu, auf einer neuen Seite.