Blog 33 Timor Leste

So 29.12.19 Mandoki (km 25.674)

Timur heißt auf indonesisch Osten. Die Insel ist zweigeteilt in eine westliche Hälfte (Timor Barat), die gehört zu Indonesien und eine östliche (Timor Leste), die ist seit 2002 unabhängig und nennt sich eine Demokratische Republik. Wie so oft sind dieser Unabhängigkeit lange blutige Kämpfe vorausgegangen, hier seit 400 Jahren. So lange haben hier Portugal und Holland um jeden Zentimeter gekämpft und dazu haben sie auch einheimische junge Männer als Soldaten rekrutiert, auf beiden Seiten. Im 2. Weltkrieg mischten auch noch Japan und Australien mit. 1974 kam es in Portugal zur sogenannten Nelkenrevolution. Die Portugiesen hatten diese ewigen Kriege satt, stürzten ihren verhassten Diktator Salasar und entließen alle Kolonien in die Unabhängigkeit (hier 1975). Doch schon 2 Jahre später (manche behaupten nach 6 Wochen) okkupierte Indonesien die junge Republik, was die Menschen hier aber nicht akzeptierten. Nach weiteren 24 Jahren schweren Kämpfen und Aufständen, auch mit Unterstützung einer internationalen Friedenstruppe von Australien und USA, gab schließlich Indonesien auf und die Unabhängigkeit wurde 2002 wieder hergestellt. Jetzt beginnt hoffentlich mal endlich eine friedliche Periode.

Mi 01.01.2020 Dili (km 25.761)

Timor Leste hat 8 Stunden Vorsprung gegenüber Mitteleuropa. Jetzt ist es hier 07:50 Uhr, 01.01.2020, bei euch 10 Minuten vor Mitternacht, Silvester 2019. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr

Mangroveninseln vor der Nordküste. Ich befürchte, ein ideales Versteck für die gefürchteten Salzwasserkrokodile. Die gibt es auch in Australien, das ist die größte und damit gefährlichste Art. Bis über 5 m lang und 1 Tonne schwer, sie können auch in Süßwasser leben, dagegen halte ich Säbelzahntiger für harmlos. Hier bringen mich keine 10 Pferde ins Wasser.


Die letzten Tage (auch in Westtimor) hatte ich meistens private Herbergen. Die Leute fragen mich immer, wo ich schlafe und dann nehmen sie mich mit nach Hause. Das wollen viele auch schon am hellichten Tag, aber das muss ich ablehnen, sonst dauert meine Reise ewig. Ich behaupte zwar manchmal, dass ich endlos Zeit habe, das darf man aber nicht wörtlich nehmen, ist ja physikalisch nicht möglich. Es sind auch nicht ganz normale, durchschnittliche Menschen, sondern überdurchschnittlich gut gebildete, die zumindest etwas, oft auch sehr gut englisch können. Die Alten, zumindest die das Privileg hatten in die Schule gehen zu dürfen, können portugiesisch, die Jungen, die zwischen 1977 und 2002, also in der Zeit der indonesischen Besatzung zur Schule gingen, mussten indonesisch lernen, jetzt gibt es für jede Sprache verschiedene Schulen, manche lernen auch beide Sprachen, manche auch englisch.

Vorgestern war ich bei einer Bauernfamilie (fern jeder Zivilisation, mitten in der Pampa), gefühlt 8 bis 10 Kinder zwischen 8 und 30 Jahre alt. Die Mutter ist schon gestorben, sie sagen sie ist im Himmel, der Vater lebt, ich bekam ihn aber nicht zu Gesicht. Ich vermute er ist krank. Die Kinder schmeißen den Hof alleine. Der älteste Bruder hat die Vaterrolle voll übernommen und die älteste Schwester die Mutterrolle. Sie kocht, wartet beim Essen ab, ob die anderen etwas für sie übrig lassen und isst dann erst zum Schluss (es gab Reis wie immer, Fisch und hier sogar Gemüse). So läuft das überall in Asien. Für mich ist das immer etwas peinlich, als privilegierter von einer Sklavenhalter Gesellschaft zu profitieren. Und hier können selbst die kleinsten 4 Sprachen. Die lokale Muttersprache heißt Tetum, dazu indonesisch, portugiesisch und englisch. Natürlich nicht perfekt, ich habe den Eindruck, je mehr sie wissen, desto wissbegieriger werden sie, und es ist ihnen nicht zu blöd, mich nach deutschen Wörtern zu löchern. Wie fast überall erteilen mir die Kinder Sprachunterricht, so sehe und höre ich fast jeden Tag eine andere Sprache (wirklich komplett verschieden. Die Menschen müssen sich über die Sprachgrenzen hinweg auf portugiesisch oder indonesisch verständigen, hier meist Tetum, das ist ja auch eine Fremdsprache für die meisten). Und weil es mich ja wirklich interessiert, macht es ihnen umso mehr Spaß, mir für jeden Gegenstand, für jedes Tier die Namen in allen Sprachen aufzuzählen (potugiesisch klingt da für mich wie ein europäischer Dialekt). Und dann wollen sie auch noch den deutschen Namen wissen. Ich bin mir sicher, dass sie diesen nie wieder vergessen. 

Gestern abend:

Kurz vor Dili liegt rechts auf einem Hügel (verdammt steil) eine Kirche (Papa João Paulo ll) die findet man mit maps. Es war bereits finster als ich ankam und kein Mensch zu sehen, den ich um Erlaubnis  fragen konnte, auch ein Wachhäuschen war da, unbesetzt. Die Toilette war leider verschlossen, war auch kein Problem, gleich dahinter beginnt der Urwald. Es gab sogar einen Brunnen und einen Kanister an einer langen Schnur, die war aber leider etwas zu kurz. Mit Hilfe meiner Wäscheleine konnte ich ausreichend sauberes Wasser zum Waschen schöpfen. Das ist abends fast das wichtigste überhaupt. Meine Haut reagiert inzwischen allergisch auf zuviel Dreck und Schweiß und abends habe ich meistens das Limit erreicht, ab dem es problematisch wird. Manchmal nutze ich zwischendurch eine Tankstelle, die haben hier immer Toiletten, manchmal sogar eine Dusche. Zum Waschen reicht es immer.

Die Kirche ist ein moderner Neubau, alles hell erleuchtet, rundum eine saubere Terasse, nur die Rückseite lag im Schatten. Dort habe ich mein Zelt aufgebaut, mit Blick auf Dili von oben inclusive Silvester, was mich aber nicht hinderte, sofort einzuschlafen. Zwischen 1 und 2 erwachte ich wieder, hörte Stimmen, sah Licht und 3 uniformierte Männer kamen auf mein Zelt zu. Sie sprachen laut, ich vermutete, das war eine Aufforderung herauszukommen. Ich kam heraus, sie waren sehr höflich, sprachen mich mit "Vater" an, stellten sich als Security vor und ich befürchtete schon, ich muss mitkommen. Aber wir gingen nur um die Ecke, dahin wo mehr Licht war, dort erklärte ich ihnen per Google Übersetzer wer ich bin und warum ich hier bin, zeigte ihnen meinen Reisepass, damit sie sicher sein können, dass ich keine Märchen erzähle. Das war mehr als genug. Sie entschuldigten sich für die Störung, selbstverständlich kann ich hier schlafen und dies ist ein sicherer Ort. Boa noite (gute Nacht).

Heute abend:

Ich wünsche mir mal wieder einen Ruhetag. Ich fand in Dili ein kleines, freundliches, günstiges Hotel für 10 Dollar, incl. Frühstück. Timor Leste hat als Währung den US Dollar. Es ist zwar ein 4-Bett Zimmer in einer Bambushütte mit Palmblätterdach, sehr idyllisch, Kloo und Dusche (hat nicht mal ein Dach) draußen, alles standardmäßig hier. Und sie haben sogar eine Waschmaschine, die ich sehr gut gebrauchen kann.

Do 02.01. Dili (km 25.773)

Heute habe ich wirklich nur relaxed, hab nicht mal mein Hotel verlassen. Morgen gehe ich weiter nach Osten von Ost Osten (= Timor Leste). Morgen kann ich dann mehr über Dili erzählen. Gestern, am Neujahrstag war fast alles geschlossen, tote Hose auf dem ganzen Weg bis hierher. Ich drehte abends noch eine kleine Runde durch die umliegenden Straßen, dasselbe Bild. Es gibt auch kaum Straßenbeleuchtung hier. Weil auch grad kein Mond leuchtet, musste ich an manchen Stellen mein Handylicht einschalten, so finster war es. Aus Erfahrung weiß ich, wieviele ungesicherte Löcher es in den Straßen gibt und wie tief die sein können, das ist wirklich lebensgefährlich, überall in Asien.

Fr 03.01. Dili (km 25.787)

Bäume begeistern mich immer wieder. Im Hintergrund die Insel Atauro, nördlich von Dili.

Die gehört auch zu Timor Leste. 

Die Läden hatten heute wieder geöffnet, da wollte ich ein paar Dinge einkaufen. Z.B. brauche ich schon wieder neue Reifen, das 5. Paar, die halten also durchschnittlich 6.500 km.

Die meisten, die ich in Asien gekauft habe, waren etwas zu klein, es war also immer eine elende Schufterei, bis ich sie auf die Felge rauf oder runter bekommen habe. Dafür waren die Schläuche zu lang und haben sich mit der Zeit im Reifen verwurschtelt und dadurch noch mehr in die Länge gedehnt und das wurde nach jedem geflickten Loch immer schlimmer, so dass ich sie nicht lange verwenden konnte. Hier scheint beides besser zu passen, dafür waren sie mit 13 Dollar (für 2 Reifen und 2 Schläuche) relativ teuer (da kann man als Europäer nur lachen). Ost Timor hat als Währung den US Dollar. Es gibt nur kleine Läden mit überschaubarem Angebot, das bedeutet, man muss wirklich für jeden Artikel einen anderen Laden aufsuchen (Seife, Seifendose, Moskitoschutzmittel). Und weil man in einer fremden Stadt natürlich nicht weiß wer was hat, muss man entsprechend lange suchen. Normalerweise schiebe ich jeden Wunsch so lange vor mir her, bis mir auf meinem Weg der passende Laden vor die Füße läuft. Hier scheint das nicht zu funktionieren. Ich bin schon am Ostende der Stadt angekommen und habe noch lang nicht alles, was auf meiner Liste steht und nicht alles kann ich noch lange vor mir herschieben. Z.B. wird mein Geld knapp. Ich habe noch einige indonesische Rupia, fand aber keinen Geldwechsler, die es sonst überall gibt. Da fragte ich auf einer Bank, ob sie vielleicht Geld wechseln, ja, das tun sie normalerweise, jetzt haben sie aber leider schon geschlossen, am Montag wieder. Vermutlich (sagte er) schließen alle Banken am Freitag um 15:30 Uhr. Das kann ich also vergessen, bzw. ein paar Wochen verschieben, bis ich wieder nach Dili komme. Ach so, das habe ich noch nicht gesagt: ich will nach Osten, dann auf der Südseite wieder zurück nach Dili und dann gehts nach Darwin, Australien. Nächste Entscheidung: ich brauche einen Geldautomaten (ATM) um frisches Geld zu zapfen. Leider fand ich in der gesamten östlichen Stadthälfte keinen, der auch die Mastercard annimmt. Ich habe auch keine Hoffnung mehr, dass ich da draußen auf dem Land einen finde. Noch was wichtiges: meine Sonnenbrille ist kaputt, ich halte sie für reparabel und auch damit war ich bisher erfolglos. Das bedeutet, ich muss zurück in die Stadt. Wenn ich einen passenden ATM oder einen Optiker finde, dann am ehesten in Dili.

Sa 04.01. Dili (km 25.803)

Sieht aus wie eine Hängebrücke, ist aber keine. Alles nur fake oder Dekoration. Die mangelnde statische Logik hat mich veranlasst, über die Brüstung zu schauen und da gibt es tatsächlich keine Verbindung mit der Brücke.

Auf der Suche nach einem Mastercard-kompatiblen Geldautomaten habe ich die gesamte Stadt (250.000 Einwohner) nochmal nach Westen durchquert, nichts! Ich habe auch Leute gefragt, aber das Problem ist hier völlig unbekannt. Die meisten ATMs können nur die lokalen Bankkarten lesen, viele auch Visa Karten, aber kein einziger die Mastercard. Mein Banker sagte mir, die funktioniert überall, auch in Deutschland behaupten also manche Leute Dinge, von denen sie keine Ahnung haben. Einer meinte, am ehesten am Timor Plaza, nix. Von dort ist es nicht mehr weit zum Flughafen. Das ist der kleinste Flughafen, den ich je gesehen habe, da ist jeder durchschnittliche Dorfbahnhof größer. Auch nix. Aber dort gibt es eine Polizeistation, die sagten wieder Timor Plaza. Vielleicht hab ich ja nicht gründlich genug gesucht und tatsächlich fand ich in einem großen Park-Hinterhof noch mehr, aber keiner für mich. Jetzt kann ich also sicher sagen: es gibt in ganz Timor Leste keinen einzigen. Dies ist also eine

Reisewarnung

an alle, die Timor Leste besuchen wollen: nehmt unbedingt eine Visacard mit.

So sehr ich ihnen das Geschäft mit dem Tourismus gönne, muss ich aber wegen der Klimaproblematik von so einem weiten Flug abraten. Auch hier haben sie nichts davon, wenn die Menschheit ausstirbt.

Am Timor Plaza gibt es eine Western Union Bank, die haben einen guten Ruf für internationale Geldtransfers, aber auch die haben übers Wochenende geschlossen, also werde ich mich noch 2 Tage in Dili rumtreiben. In der Stadt lief mir ein Geldwechsler über den Weg und der hat sofort gesehen, dass ich ihn brauche. Natürlich habe ich den aktuellen Wechselkurs zwischen Indonesischen Rupia und US Dollar längst im Kopf, und bis zu dem ließ er sich von mir raufhandeln. Das brachte mir also 70 $ ein, damit kann ich bei meiner Lebensweise 2 Wochen hier leben. Die Rundreise um Timor Leste dauert mindestens 3 Wochen und ich hätte gerne noch ein paar Reserven. Andererseits könnte ich meinen weiteren Weg hier verkürzen, und eher nach Australien fliegen. Ich weiß aber, dass kurzfristige Flüge teurer sind. Der nächste Schritt ist also, den Flug zu buchen. Tatsächlich kostet es jetzt 100€ mehr und wird dann jede Woche billiger. Ab 3 Wochen ändert sich dann nichts mehr. Ich warte jetzt noch bis Montag, ob das mit dem Geldtransfer klappt, dann buche ich den Flug. Mit meiner Kreditkarte funktioniert das easy.

Mancher wird jetzt vielleicht denken, der führt hier die große Klappe bezüglich CO2 und fliegt selber in der Weltgeschichte rum. Da kann ich mich damit rechtfertigen, dass mein Klimawandelbeitrag trotzdem nur ein Bruchteil von dem eines durchschnittlichen Mitteleuropäers ist, und ich verspreche, ich machs auch nie wieder und ich habe fest vor, das zu kompensieren. Ich weiß, das macht die Flüge nicht ungeschehen, hilft aber, in Zukunft mehr Treibhausgase einzusparen als ohne diese Kompensation. Ich kann die Kritik daran teilweise verstehen, aber nicht ganz.

Am Timor Plaza muss ich wohl etwas verzweifelt ausgesehen haben, als ich auf dem Stadtplan (im Handy) nach einer Bleibe fürs Wochenende suchte. Da sprach mich ein Mann an, stellte sich als Rotary Mitarbeiter vor und nahm mich mit nach Hause, unweit von hier. Er lebt mit seiner Familie (Frau und 4 Kinder) in einem bescheidenen, einfachen Häuschen, halb Baustelle, es soll noch wachsen und schöner werden. Wies aussieht, kann ich hier bis Montag bleiben.

Do 09.01. Manatuto (km 25.893)

Das ist Mario. Ich musste noch bis Mittwoch bleiben. Am Montag früh war ich pünktlich zur Schalteröffnungszeit bei der Western Union und die meinten, mit der Kreditkarte wäre es am einfachsten. Das hat mich den ganzen Montag gekostet, bis am Nachmittag zum Schalterschluss klar war, es geht auch nicht.

Nächster Versuch, mein Bruder Wietold überweist das Geld von einer europäischen Western Union nach Timor Leste. Wenn hier die Banken schließen, dann ist es in Mitteleuropa 07:30 Uhr, aber Montag ist ja der 06. Januar, Feiertag in Europa, hier im christlich fundamentalistischen Timor nicht. Wenn er es also am Dienstag früh macht, ist es hier schon zu spät, dann komme ich erst am Mittwoch früh an die Kohlen. Und das hat dann dankenswerter Weise genauso geklappt. Aber das ist nicht billig. Die Gebühren in Europa + Gebühren hier macht 21% vom Überweisungsbetrag aus, das ist also wirklich nur was für Notfälle. Western Union wird also ein Interesse daran haben, dass sich der Zustand nicht so schnell ändert. Hier machen sie das Geschäft ihres Lebens.

Fr 10.01. Caicua (km 25.924)

Die Fahrzeuge auf dem Bild brauche ich zum Größenvergleich. Der Stamm hat also an die 5m Durchmesser.

In jedem Land kommen ein paar neue Leser meines Blogs dazu und nicht nur für die muss ich meine Aussage über den christlichen Fundamentalismus hier erklären. In ganz Asien sind alle Religionen fundamentalistisch. Mit Ausnahme von Vietnam, dort gibt es das auch, aber nicht so alles umfassend. Vietnam ist das einzige Land, in dem ich auch reine Frauenklöster gesehen habe. Einmal habe ich das nicht gleich erkannt und nach einem Schlafplatz gefragt, das war natürlich nicht möglich. Mit fundamentalistisch meine ich, dass die Religion das Fundament bildet, nach dem sich alles ausrichtet. Das soziale Zusammenleben, die Arbeit, die Politik. Und kein einziger Mensch hat auch nur den geringsten Zweifel, dass das gut ist, so wie es ist. Außer mir. Auch nicht die Jungen, was mich immer wieder iritiert und erschreckt. Wenn die Jugend keine Kritik übt, keine Veränderungen will, keine Visionen hat, wie soll da jemals etwas besser werden? "Was willst du denn verbessern?" werden sie mich fragen. Sie sehen es ja nicht, auf dem Auge sind sie vollkommen blind und auf dem Ohr taub. Fast jeder erzählt mir, dass er nach Deutschland gehen und dort arbeiten will (eine Horrorvorstellung, wie soll das gehen?). Warum sehen denn alle in Deutschland das Paradies, und hier ist alles Scheiße? Und da ist kein Verbesserungsbedarf? Unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar.

Die Menschenrechte müssen endlich auch für Frauen gelten, ihre Sklaverei und die (unerträglichen) Privilegien der Männer abgeschafft werden. Männer und Frauen haben gleiche Rechte und Pflichten (unabhängig von unterschiedlichen Fähigkeiten). Das will ich verändern.

Wir brauchen gewisse Regeln für das Zusammenleben, für die Wirtschaft, für die Arbeit. Ohne Regeln macht jeder was er will, dann gilt das Recht des Stärkeren, des Skrupelloseren, des Unverschämteren. Sie speisen ihre Arbeiter mit 125 Dollar Monatslohn ab und werden selbst unvorstellbar reich. Das will ich verändern. Die Zigarettenindustrie muss zwar inzwischen auch überall in Asien diese hübschen Bilder von Krebstumoren auf die Packungen drucken, gleichzeitig dürfen sie aber vor allem den jungen Männern einreden, Rauchen sei cool, macht schön, attraktiv und stark. Das will ich verändern. Genauso macht es die Zuckerindustrie, die Autoindustrie, alle! Auch die Autofahrer nehmen sich ihr Recht des Stärkeren. Sie parken wo sie wollen, nehmen sich die Vorfahrt und keine Rücksicht auf etwaige Zebrastreifen. In den Städten benutzen Motorradfahrer da wo es möglich ist, den Gehweg. Aber meistens sind die Gehwege überhaupt nicht benutzbar. Auch Fußgänger brauchen barrierefreie Verkehrswege. Das will ich verändern. Es gibt so viele Probleme hier, dass auch ich den Überblick verliere. Ich muss nochmal nachdenken, Fortsetzung folgt.

Sa 11.01. Baucau (km 25.956)

Die letzten 20 km vor Baucau habe ich wieder eine "Abkürzung" gewählt. Die fing mit einer nagelneuen Teerstraße an, auf der nichts los war. Alle 10 Minuten ein Fahrzeug und nach 5 km dann Schotter, bis zu 500 m hoch und extrem steil. 

In solcher Landschaft siedeln sich auch Menschen an. Seit Generationen räumen sie die Steine weg, bilden Mauern und Wälle rings um die Felder und das machen sie auch heute noch. Obwohl dies ein hartes Leben ist, muss man daran nichts ändern. Obwohl Timor eine kleine Insel ist, coexistieren hier und heute nicht bloß 2 Länder, beide sind bis heute Vielvölkerstaaten (je nachdem, was man als Sprache oder Dialekt verstehen will, gibt es unterschiedlichen Quellen zufolge allein in Timor Leste 14 bis 40 verschiedene Sprachen). Bevor die Portugiesen und Holländer sich hier breit machten, waren das eine Vielzahl von kleinen Königreichen mit total unterschiedlichen Wurzeln. Einwanderer aus allen Himmelsrichtungen und keineswegs friedlich im Umgang miteinander. Wo sie sich ansiedelten entstand ein Dorf und der Bürgermeister war ein König. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass Mario mit Familiennamen de Jesus heißt und seine Frau Rogilda da Cruz. Besser kann die Unterwerfung und Versklavung dieser Völker nicht gelingen. Timor Leste ist gerade erst auferstanden aus dieser kriegerischen, mörderischen Vergangenheit, da will ich Nachsicht üben mit den vielen Mängeln, die ich sehe. Ich möchte meine Kritik als Verbesserungsvorschläge verstanden wissen. Auch hier hält sich die Politik aus allem raus, was wir in Europa für ihre vornehmste Aufgabe halten und was sie auch dort nur mangelhaft erfüllt, nämlich das Wohlergehen des Volkes zu fördern und zu verbessern. Und genau darauf zielen meine Verbesserungswünsche. Wozu brauchen wir Regierungen, wenn sie das nicht tun? Doch nicht, damit sie sich bereichern auf unsere Kosten, oder einer Minderheit dies ermöglichen. Regierungen haben dem Volk zu dienen und nicht umgekehrt. Und auch nicht einer Minderheit, die immer reicher wird.


Di. 21.01. Viqueque

Bin in Viqueque und habe technische Schwierigkeiten mit Jimdo. Bald mehr...

Mi. 22.01. Betano

Auf dem Weg bin ich freundlichen Kanibalen begegnet. Die haben mich wie alle hier zum Essen eingeladen. Das war mal eine Abwechslung. Nicht nur, dass alle gemeinsam gegessen haben, also auch die Frauen, nein, um das Essen kümmerten sich ausschließlich die Männer. Das ist gelebte Gleichberechtigung. Und es gab nicht nur Reis, nein, das Essen war sehr ausgewogen.

Die technischen Schwierigkeiten bestehen übrigens immer noch, aber ich habe schon Ideen zur Lösung.


Das war eine fake Nachricht vom Reinmund.

Di. 28.01.2020 Dili

Ich bin in Dili, und fliege jetzt erst am Dienstag, den 04. Februar nach Darwin, Australien. Die Buchung des Fluges hat über mein Handy reibungslos geklappt.
Mein weiterer Weg nach Dili: Baucau, Lautem, Fuiloro, Tutuala, Jaco Island, Lospalos, Iliomar, Viqueque, Betano, Maubisse, Dili. Aufgrund der technischen Schwierigkeiten gibt es nur sporadisch Nachrichten. Ich hoffe, in Australien wird es besser.


Kommando zurück! Es geht wieder mit dem Blog. Auf Anraten vom Reinmund und mit seiner Anleitung ist es mir gelungen, den Browser (was das auch immer ist) zu wechseln. Und siehe da, mit Firefox läuft wieder alles wie es soll. Und jetzt habe ich viel zu erzählen.

So 12.01. Laga (km 25.975)

Natürlich wohnen da Menschen, und Platz für einen Fernseher ist in der kleinsten Hütte.

Mo 13.01. Fuiloro (km 26.013)

Ja, das stimmt, die Distanz ist unglaubwürdig. Die letzten 20 km hat mich wieder ein Motorradfahrer (Leo) mitgenommen. Ich habe eingewilligt, weil mir die Berge, die Steilheit der Straßen und ihr  miserabler Zustand schon jetzt ordentlichen Respekt eingeflößt haben und ich wollte ja in 3 Wochen wieder in Dili sein und was der Kuno sich in den Kopf setzt, lässt sich nur schwer wieder ändern. Auch wenn es überhaupt keinen Sinn macht. Z.B. habe ich den Flug immer noch nicht gebucht weil ich Angst hatte, es doch nicht in der Zeit zu schaffen. Ich kann also genausogut eine Woche später fliegen. Aber jetzt hab ich kein Internet um zu buchen. Leo ist um die 40, arbeitet als Koch für chinese food auf der englischen Kanalinsel Guernsey, zusammen mit seiner Frau. Aber dort sind sie nicht glücklich, sie wollen sich einen Job auf dem englischen Festland suchen, wenn man das so nennen darf. Jetzt machen sie Urlaub zu Hause. Sie haben 5 Kinder, die leben bei der restlichen Familie und den Großeltern in Fuiloro und das scheint kein Problem zu sein. 5 bis 10 Kinder pro Familie ist hier völlig normal. Keine Panik, das wird nicht mehr lange so bleiben. Timor Leste ist sehr dünn besiedelt, das ganze Land hat weniger Einwohner als München und ihre CO2 Produktion ist trotzdem nur ein winziger Bruchteil von unserer (pro Familie). Bei Leo ist das anders, so ein Fernflug haut schon ordentlich rein (in die CO2 Bilanz). Und die Urwälder sind längst abgefackelt (die meisten), da kann auch nicht mehr viel passieren.

Di 14.01. Jaco Island

Das ist jetzt aber wirklich der äußerste Osten von Osttimor. Auch hierher bin ich mit Leo auf seinem Moped gefahren. Er war schon ewig nicht mehr da, es war sein Vorschlag, ich glaube er braucht wie alle Eltern ab und zu Auszeit von der Familie, auch wenn er sie nur im Urlaub sieht. Getrenntsein von der Familie ist für alle Asiaten das schlimmste was sie sich vorstellen können, dass ich für so lange Zeit fortgehen kann von zuhause stößt hier auf völliges Unverständnis, so schön eine Weltreise auch sein mag. Was ist das schon im Verhältnis zum emotionalen Verlust? Keiner wollte da mit mir tauschen. Dass trotzdem viele Menschen im Ausland arbeiten ist schon eine starke Leistung und zeugt vom wirtschaftlichen Druck. Wenn die Eltern keinen Job haben, können die Kinder nicht mal zur Schule gehen. Bildung gibts hier nicht kostenlos. Es ist für Timorer einfach, einen portugiesischen Pass zu bekommen, damit sind sie Europäer und können ohne Visum in jedes europäische Land reisen und dort arbeiten, so habe ich es bis jetzt verstanden. Das einzige Problem sind dann noch die Reisekosten und die Sprache. Wobei portugiesisch noch am leichtesten ist, damit waren sie lange genug konfrontiert.

Die Überfahrt macht man in einem Fischerboot mit Außenbordmotor, ein- und aussteigen in knietiefem Wasser. Obwohl es nur 600m sind, kostet das 10$, dafür wird man zu jeder beliebigen Zeit wieder abgeholt, wenn sie da drüben das Winken bemerken und das kann eine Weile dauern. Ich sehe das auf diese Entfernung nicht mehr.

Jaco hat einen wunderschönen Strand, der Rest ist Urwald. Obwohl es hier angeblich keine Krokodile gibt, geht da niemand hinein, ich auch nicht.

Dafür gibt es am Strand jede Menge Korallen in den schillerndsten Farben. Leider kommt das auf den Fotos überhaupt nicht rüber. Und Seesterne, Seeigel, bei den meisten Dingen oder Kreaturen weiß ich nicht, was das ist. Es war grad Ebbe, so lag alles wie ein offenes Bilderbuch vor unseren Augen. Dann trafen wir auf eine Familie, die waren dabei, mit bloßen Händen Sardinen zu fangen, die sich hier in den Tümpeln zwischen den Korallen zu tausenden tummelten. Leo machte sogleich mit und steckte sie bei lebendigem Leib in seine leere Wasserflasche. Ich behaupte immer, die touristischen Highlights interessieren mich nicht so sehr, interessanter finde ich das wirkliche Leben. Hier hatte ich es vor mir. Um noch tiefer hineinzusteigen (in die Realität) half ich auch mit. War es schon ungeheuerlich zuzuschauen, wie die Fische in den Körben und in der Wasserflasche elendiglich krepieren, war meine Beteiligung an diesem Massenmord der emotionale Hammer, der mich noch lange verfolgen wird. Aber auch das ist nicht das wirkliche Leben. Diese Probleme spielen sich nur in meinem Kopf ab. Für alle anderen ist das wie Kirschen pflücken. Sie wissen und glauben nicht, dass es sich bei den Fischen um lebendige Wesen handelt, mit Gefühlen und Ängsten, die ihr Leben lieben und für die es schrecklich grausam ist, so zu sterben. Nachdem seine Flasche voll war, fand er noch 2 weitere am Strand, die wir ebenfalls füllten. Ich wusste nicht, ob Leo das als Hilfe für die anderen macht, aber dann nahm er die 3 Flaschen, ca 3,5 Liter Sardinen mit nach Hause. Am Rückweg war der ganze Zauber wieder überflutet und der Strand sah ganz normal aus, niemand würde hier knapp unter der Wasseroberfläche eine solche Pracht vermuten. Seine Familie in Fuiloro, das sind mit allen Geschwistern und deren Partner und Kinder viele Esser. Das war abends ein kleines Festessen. Ich konnte nicht viel davon essen. Und das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was ich etwa eine Woche später erleben sollte.

Mi 15.01. Cacuvem (km 26.040/H 400)

Google Maps sagt, der Weg geht von Lospalos nach Süden und dann am Meer entlang nach Westen. Leo sagt nein, das wird irgendwann zur Sackgasse, da kommt man nicht durch. Ich muss die Straße nach Westen nehmen, über Leuro nach Iliomar. Natürlich glaube ich ihm. Aber das, was dann nach Lospalos kommt als Straße zu bezeichnen, ist schon gewagt, doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Um in Leuro Feierabend zu machen, dazu ist es noch zu früh und so fand ich eine Alternative im nächsten Dorf, die haben auch eine Kirche. Die entpuppte sich aber als Kapelle, da schien mir die nächste Schule eher geeignet. Es gibt dort eine große leere, überdachte Terrasse, eine 1 m hohe Mauer drumrum, eine unverschlossene Eingangstür und ein verschlossener Raum, ich nehme an, da werden die Stühle und Tische und die Tafel über Nacht weggesperrt. Sicherheitshalber fragte ich eine Nachbarin, ob ich da schlafen kann, die sagte ja klar, kein Problem. Bei ihr holte ich mir noch eine Flasche Wasser um mich zu waschen, 1,5 Liter reichen dafür notfalls aus. Einschließlich Zähne putzen. So muss ich mein Trinkwasser nicht dafür verschwenden. Das Wasser, das sie mir gab, bezeichnete sie zwar auch als Trinkwasser und sie dachte, ich will es trinken, aber das kommt oft aus Brunnen. Gleich daneben versickert alles Brauchwasser einfach im Boden, von der Toilette bis zum Wäschewaschen. Meistens kochen sie es ab, es hat sich schon bis hierher herumgesprochen, wie gefährlich das ist. Wenn ich es nicht sicher weiß, trinke ich es lieber nicht.

Do 16.01. Iliomar (km 26.061)

5 km vor Iliomar musste ich eine Regenkaffeepause einlegen. Wenn ich eine Einladund dazu abwarte, kriege ich den Kaffee umsonst, sonst auch oft, aber nicht immer. Der kostet zwar so gut wie nichts, 25 Cent, trotzdem freut es mich und ich weiß das zu schätzen. So auch hier. Ein langhaariger Gastarbeiter aus Japan oder Malaysia, jetzt hab ichs vergessen, Peter, kann fast perfekt englisch, so dauerte das Gespräch etwas länger. Auch er grad auf Heimaturlaub hier, wir sitzen vor einem Baustoff Laden in Garagengröße, der gehört seinem Bruder und noch ein paar Brüder arbeiten auch hier und schlafen auch hier, hinter einem Vorhang in der Garage. Ich soll auch hier schlafen. Ok, guter Vorschlag. Dabei denke ich darüber nach, was mir Polizisten fast täglich mit auf den Weg geben, immer und überall: be careful, don't trust anyone. Gut, ich schließe meine Box zum Schlafen ab, oder wenn ich zum duschen gehe, obwohl das sicher nicht nötig wäre.


Fr 17.01. Rib Irabiri (km 26.090)

Das ist der Irabiri River, ich will weiter nach Viqueque. Der Verkehr ist eh schon äußerst spärlich, hier hört er ganz auf. Auf der Straße wächst Gras, sie wird zum Pfad. Weil mir das bedenklich vorkommt, frage ich in einem Bauernhaus, ob das auch wirklich die Straße nach Viqueque ist, der Idiot sagt ja.

Das war dann die Brücke über den 1. Seitenarm des Flusses.Ich musste die Hölzer erst für die Spurweite meines Anhängers zurechtrücken, der Weg endete kurz darauf im Gebüsch. Die Leute unterwegs erzählten mir, dies sei der gefährlichste, am stärksten krokodilverseuchte Fluss in Timor Leste. Sie drücken das anders aus, Krokodile sind hier heilig. Leo wusste davon nichts, so weit war er noch nie in die eigene Wildnis vorgedrungen, über Iliomar ist er noch nicht hinausgekommen. Er kann zwar bis ans andere Ende von Europa fliegen, aber hier sind schon 100km in die Wildnis unvorstellbar.

In dieses Gebüsch habe ich mich nicht mehr getraut. Hier gibt es nicht mal mehr Fußabdrücke von Wasserbüffeln und den eigentlichen Fluss habe ich noch nicht mal gesehen. Dort ist sicher keine Brücke. Ich muss zurück und weiß nicht wohin. Ich fand ein anderes Bauernhaus, traf auf eine alte Frau, aber die verstand nicht mal das Wort Viqueque, obwohl ich mir sicher bin, dass ich es richtig ausspreche: Wikeke. Aber sie rief wieder einen anderen Nachbarn herbei und der erklärte mir, ich weiß nicht mehr wie, er konnte kein englisch, nicht weit von hier gibts eine Straße nach links, dann komme ich an eine Brücke, auf der anderen Seite wieder zurück zur Hauptstraße. Bei Google Maps sieht man es in der Satellitenansicht.

Und tatsächlich nach einem halben km ist die Straße die ich zuvor nicht beachtet habe. Es geht wieder steil bergauf, 2km, dann stehe ich vor einer phänomenalen Brücke. Eisenkonstruktion, asphaltiert. Ein krasser Gegensatz zur Straße hierher, die ist vergleichbar mit einer sehr schlechten Alpenforststraße. Für normale Autos nicht machbar. Trotzdem mache ich mich zuversichtlich auf den Weg über die Brücke.

Hanna Ahrendt hat das mal so (oder so ähnlich) ausgedrückt: Ich hoffe auf das beste, rechne mit dem schlimmsten und nehme es so wie es kommt. Wer das nicht kann, erlebt auf so einer Reise viel Frust. Es hat mich also nicht umgehauen, als ich am anderen Ende der Brücke vor einem Abgrund stand 20m lang, 10m tief. Unmöglich da hinunterzuklettern und gegenüber wieder rauf. Sie verdichten die Böschungen an der Straße nicht, die Stützmauern an der Brücke sind viel zu kurz, so waschen starke Regenfälle den Schotter in den Fluss, die Straße wird unterspült, der Asphalt bröckelt nach und nach hinterher. Und sie reparieren solche Schäden nicht sofort im Anfangsstadium, wo es noch einfach wäre, sie schauen zu, wie nach und nach die ganze Straße verschwindet. Ist doch unglaublich. Hab leider vergessen,das zu fotografieren, ich war so beschäftigt mit Nachdenken über die nächsten Schritte, unter mir war der Fluss, breit und tief. Krokodile sah ich nicht. Schon vor der Brücke habe ich Fahrspuren von Lkws und Pickups registriert, die links zum Flussufer hinunter führten. Oft holen die sich den Kies vom Flussbett als Baustoff, aber hier sah ich die Chance, dass es eine Durchfahrt, eine Furth durch den Fluss gibt. Meine letzte Chance heute, es wird langsam dunkel, es regnet leicht. Und hier bei den Krokodilen im Zelt zu übernachten, keine angenehme Vorstellung. Und tatsächlich, nach einem km führten die Spuren ins Wasser. Etwa 15cm tief, schräg, quer durch den Fluss. Das musste ich jetzt wagen. Die Furth war wunderbar, gleichmäßig tief, die Strömung nicht zu stark, keine Schlaglöcher und keine Krokodile. Wahrscheinlich lohnt es sich nicht, hier zu lauern, das macht außer mir sonst niemand. Auf der anderen Seite wieder zurück zur Brücke, dort habe ich auch Fahrspuren gesehen, die hoffentlich wieder zur Straße führen. Die Böschung der Straße ist zu hoch und zu steil, da komme ich nicht rauf. Genauso war es. Da wo ich wieder auf die Straße traf, da war ein Straßenbaustellen Camp, da lagen Kiesberge es gab genau einen Bagger, einen Lkw und eine Straßenwalze. Und Baracken, wo schon Licht brannte, es war schon ziehmlich finster. Ich ging auf die Baracken zu, traf zwei Männer, denen erzählte ich meine story und fragte, ob ich hier (in meinem Zelt) schlafen kann. Kann ich, sogar in einem Zimmer in einem Bett mit Moskitonetz. Es gibt eine komfortable Dusche und Abendessen (Reis, Fisch, keine Spur von Gemüse). Die beiden heißen John (40) und Thomas (70) und sie kochen selber. John ist der Fahrer dieser Straßenbau Maschinen und Thomas ist für security zuständig. Sieht nicht so aus, als ob hier schon mal mehr Menschen beschäftigt waren. Ich weiß nicht, was sie konkret machen, an diesem Abgrund nach der Brücke hat noch niemand was gemacht und der existiert nicht erst seit gestern. Und der Bauer in 2km Entfernung von hier hat von all dem auch keine Ahnung. Auch die Leute, die mich vor den Krokodilen gewarnt haben, wissen nichts über die Brückendramen. Zum Glück hat es bisher zu wenig geregnet (sagen die Leute), sonst hätte ich den Fluss nicht durchqueren können.

Sa 18.01. Aliambata (km 26.113)

Ich bin jetzt auf der Westseite des Flusses, muss also nach Süden zurück zur Hauptstraße, und dann weiter nach Westen. Die Straße wird immer schlimmer. Von den Böschungen wäscht der Regen die Erde auf die Straße und dieser Schlamm ist nach dem Regen gestern abend und in der Nacht genau in der richtigen Konsistenz, dass er an meinen Reifen klebenbleibt, sich aufwickelt, den Abstand zur Box auffüllt, bis sich die Räder nicht mehr mitdrehen. Manchmal muss ich alle 20 Meter stehenbleiben und den Dreck mit einem Stock abkratzen. Und noch fast 2 km bis zur Hauptstraße und ständig sehr steil auf und ab. Jeder andere würde da verzweifeln, nicht so ein sturer Bock wie ich es bin. In den schlimmsten Momenten denke ich an Hanna Ahrendt und daran, dass ich es selber bewusst so gewählt habe. Ich wollte die Welt sehen wie sie ist und ich will das immer noch. Auf Komfort kann ich verzichten und die meisten Menschen auf der Welt können das, weil sie es müssen. Für mich ist das Luxus, weil ich die Wahl habe. Ich hätte ja auch zuhause bleiben können. Ich kann mich also nicht beschweren und ich tue das auch nicht. Dies hier ist kein Jammern, ich erzähle euch nur wie es ist. Ihr könnt das schrecklich finden oder lustig oder zu blöd, macht damit was ihr wollt. Für mich ist das ein Teil vom Paradies.

Das ist Siko mit seiner Familie vor ihrem Haus in Aliambata, dahinter ist der Strand. Der nächste Tsunami wird also das ganze Dorf wegspülen. Zum Glück sind Tsunamis so selten, dass sie im kollektiven Gedächtnis nicht vorkommen. Auch das ist also nur mein Problem. Ich bin hier etwa in der Mitte zwischen Iliomar und Viqueque. Es ist ein kleines Dorf, es regnet täglich, meistens am späteren Nachmittag, manchmal ganz schön heftig, manchmal auch mit Gewitter, genauso, wie ich es von Europa kenne. Die Leute mahnen mich immer, bei Gewitter auch ja das Handphone (so heißt es hier) ganz auszuschalten, aber ich halte das für Mythologie. Ich hab mich also im Dorfladen untergestellt, Kaffee gabs keinen, da hab ich halt eine kühle Limonade getrunken. Das Wasser hängt mir manchmal zum Halse heraus, dann brauche ich was anderes. Es war schon Abend, und bevor ich die Inhaberin fragen konnte, bot sie mir einen Schlafplatz an. Aber dann kam ein anderer Kunde/Dorfbewohner und die beiden mauschelten aus, dass ich mit ihm gehen sollte. Das war Siko. Ich konnte wählen, ob ich im Haus oder draußen im Pavillon, rechts unter dem Palmblätterdach, schlafen will. Ich wählte den Pavillon. Dort ist es einfach, das Moskitonetz aufzuhängen und es ist nicht so heiß wie im Haus.

So 19.01. Beaco (km 26.142)

So fängt es an, auch hier macht niemand auch nur den Versuch, das zu reparieren. Sie warten, bis die ganze Straße weggespült ist. Dann fahren sie halt wieder durch den Fluss oder bleiben eben zu Hause, wenn der grad zuviel Wasser hat.

Hier hat mich Charles gefragt, wohin ich will, ich hatte gerade entdeckt, dass die Kirche nur noch eine Ruine ist. Ich konnte dann in seinem Haus schlafen. Er empfahl mir, am nächsten Morgen, bevor ich weitergehe, ihren wunderschönen Beach zu besuchen. Das tat ich dann, ich bin auch kurz ins Wasser gegangen, obwohl dort kein Mensch war, was die Sache nochmal etwas schwieriger macht. Wenn 2 Menschen im Wasser sind, halbiert sich das Risiko, von einem Hai oder Krokodil gefressen zu werden. Ich kann das Risiko aber auch halbieren, indem ich nur halb so lang im Wasser bleibe. Ich gebe zu, das sind auch irrationale Ängste, über die ich mich bei anderen gerne lustig mache, aber bei Haien und Krokodilen ist das doch was ganz anderes!😄 Der Strand ist wirklich wunderschön.

Das ist eine Schule in Beaco (das c wird als tsch gesprochen) nur für Englisch Unterricht, das ist ein Projekt aus Dili, nur für 6 Wochen, in einer ehemaligen Polizeistation. Hier sieht man 2 Klassen, unterrichtet wird im freien, im Schatten neben oder auf der überdachten Terrasse. Erstaunlich finde ich die Klassenstärken. In der einen sind 8 Kinder, in der anderen 5. Hier üben sie das englische Alphabet, so lange, bis es wirklich jeder kann, ohne nachdenken zu müssen. Heute ist Sonntag, normalerweise schulfrei, aber hier arbeiten sie durch und die Kinder kommen mehr oder weniger freiwillig. Einer der Lehrer hatte mich gestern abend eingeladen, sie zu besuchen, sie sind alle (die das können) immer ganz wild darauf, mit Touristen englisch zu sprechen. Mittags haben die Lehrerinnen gekocht, während die Lehrer sich mit mir auf der Terasse unterhielten. Dafür durften dann wir Männer zuerst essen. Wer würde das bei uns nicht peinlich finden? Hier alle! Will sagen, keiner findet das hier peinlich. Ich tu dann einfach so, als hätte ich von solchen Gedanken auch keine Ahnung. Und die Lehrerinnen hatten Ahnung von gesunder Ernährung, hier gab es zum erstenmal seit langem wieder Gemüse, sogar in ausreichender Menge.

Mo 20.01. Viqueque (km 26.160)

Es ist auch nachts sehr heiß, wir schwitzen beide. Ich habe ihn vor der Kirche nach einem Übernachtungsplatz gefragt, da nahm er mich mit nach Hause. Seinen Namen hab ich jetzt leider vergessen. Er benimmt sich wie ein typischer Padrone und so sieht er auch aus. Hier im Kreise seiner Söhne, die ihn auch als solchen anerkennen. Ich weiß nicht ob er weiß, warum er das macht, er sitzt immer auf 2 Gartenstühlen, übereinander gestapelt. Das unterstreicht seine Autorität, wenn er optisch über allen anderen tront. Das lernt jeder angehende Manager im Fach Verhandlungstaktik, damit hat er schon einen Vorteil, wenn es um die Meinungsvorherrschaft geht und das ist immer eine Frage der Hackordnung, wie im Hühnerstall. Ich will ihn damit nicht unsympatisch machen, das ist er überhaupt nicht. Im Gegenteil, wir haben uns sehr gut verstanden, obwohl er nur Tetum und portugiesisch kann, aber perfekt. Mein Handy hat bei der Kommunikation geholfen und einige der Söhne können englisch. Er stellte mich überall als Pelegrino Mundo vor, ein Weltpilger aus Deutschland. Er ist 2 Monate älter als ich, das heißt, er hat schon vor der 1. Unabhängigkeit in der portugiesischen Armee gedient und dort zu kämpfen gelernt. Mit 25 ging er zu den Partisanen, um mit ihnen gegen die indonesische Besatzung zu kämpfen. Und die Indonesier waren, wie die Amerikaner in Vietnam, als hoffnungslos überlegene Großmacht nicht in der Lage, ein kleines, wildentschlossen um seine Unabhängigkeit kämpfendes Land zu besiegen. Er zeigte mir ein Foto, auf dem er als junger Partisanenführer dem zukünftigen 1. Präsidenten die Hand schüttelt. Er fühlt sich zu Recht immer noch als Held und Veteran der Freiheit.

Di 21.01. Abat Oan (km 26.195)

Sowas gibts im ganzen Süden immer wieder mal. Und es gibt auch Straßenschilder, auf denen vor Krokodilattacken gewarnt wird. Sie sind also wohl doch angriffslustig und verschmähen Menschen nicht als Beutetiere. Ich schaue mir solche Bäche erst genau an, bevor ich durchwate.

Dies war eines meiner emotional schlimmsten Erlebnisse meiner ganzen Reise. Ein "freundlicher" Lastwagenfahrer nahm mich mit und ich fuhr etwa 15 km mit ihm, mit 2 Arbeitern auf dem Führerhaus sitzend. Hinter uns auf der Ladefläche liegen gefesselte Pferde. Ich weiß nicht, ob darunter noch mehr liegen, durch das Gehopse durch die Schlaglöcher fliegen sie durch die Luft, landen mit ihrem schweren Körper krachend auf dem Kopf des danebenliegenden. Dabei müssen doch Schädel und Rippen brechen. Ich nehme an, sie kommen aus der Gegend von Viqueque und die Arbeiter erklärten mir, sie fahren nach Dili, dort werden sie (die Pferde) gegessen. Für die 15 km brauchen wir eine Stunde und bis nach Dili sind es ca. 200 km. Die Straßen sind im Norden besser, aber 10 Stunden wird die Fahrt schon dauern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alle überleben. Ob die Pferde unterwegs krepieren oder nicht, ist ihnen völlig egal. Und dem Abnehmer offensichtlich auch, sonst würde das hier anders ausschauen. Er weiß doch nicht, woran die Tiere gestorben sind. Er verlässt sich darauf, wenn der Fahrer sagt: "beim Einladen haben sie noch gelebt". Sie betrachten die Pferde wie die Sardinen als Ware, getötet werden sie sowieso, wozu da noch irgendwelche Rücksicht nehmen? Hier glaube ich, ihr wahres Gesicht zu sehen. Sie sind primitive Barbaren, ohne Gefühle und Verstand. Auch hier braucht es Regeln, auch das würde ich ändern wollen. Die Diskrepanz in ihrem Verhalten mir und den Pferden gegenüber erschüttert mich noch mehr. Mich hofieren sie wie einen Gott. Sie haben gelernt, nach oben zu kriechen und nach unten zu treten. Die ersten portugiesischen Eroberer kamen mit überlegenen Waffen, sie mussten einsehen, dass jeder Widerstand zwecklos ist und haben erkannt, dass man mit Arschkriechen am besten fährt. So begannen sie, diese weiße Mörderbande als Götter zu betrachten und das tun sie bis heute. Meine hellere Hautfarbe ist hier eine Attraktion, sie glauben ich sei stark und klug und schön und mehr wert als sie. Und der Stuss den ich von mir gebe ist für sie eine Offenbahrung. Auch das muss sich ändern.


Im letzten Dorf (Abat Oan) wurde es langsam dunkel und ich fand keinen geeigneten Übernachtungsplatz. Ich hoffte auf Clacuc, aber noch vor der Brücke über einen Fluss war ein Baustellen Camp, so wie am Irabiri, aber hier war mehr Betrieb. Ich ging hin, und auch sie freuten sich über meinen Besuch. Ich konnte hier duschen und schlafen, bekam Kaffee und Abendessen und Frühstück. Einfach göttlich.

Mi 22.01. Betano (km 26.237)

Hier war es wieder eine Kirche. Die Orte sind hier in der Karte eingezeichnet wie anderswo

Städte. Es sind aber allesamt nur Dörfer und ich falle immer wieder darauf herein, hoffe auf Mobilfunk Sendemasten, auch so hier, aber es gibt wieder nix. Außer Dili gibt es nur eine Handvoll kleiner Städte.

Do 23.01. Same (km 26.258/H 450m)

Holz, Palmblätter und Bambus, vielmehr brauchen sie nicht und die Häuser sind sogar richtig schön. Wenn ich mir so anschaue was die alles aus Bambus machen, dann denke ich immer, was ist Deutschland doch für ein armes Land. Hat keinen Bambus.


Seit Mittag gehts bergauf, ist aber kein Problem, darauf bin ich jetzt wieder gut trainiert. Und wies aussieht, war das erst der Anfang.

Fr 24.01. Maubisse (km 26.298/H 1500m)

Kurz vorher war die Passhöhe 1870m, ganz schön hoch für so eine kleine Insel. Nicht weit westlich von hier ist der höchste Berg von ganz Timor, der Tatamailau, in Tetum heißt er Ramelau (Großvater von allen) und ist knapp 3000m hoch. Natürlich ein Vulkan. Ich habs mir verkniffen weil ich nicht weiß, wo ich mein Gepäck lassen kann.

Hier haben sie mich in der Kirche wieder abgewiesen, weil gleich gegenüber ein Hotel ist. 15 Dollar mit Frühstück, ist zwar relativ teuer, aber das hatte ich schon lange nicht mehr, so erhöht das meinen Schnitt nur minimal. Ok, mach ich.

Obwohl ich meinen Blog nicht öffnen kann (da dachte ich noch, es liegt am zu schwachen Internet), konnte ich endlich den Flug nach Australien buchen. Ich dachte, etwa innerhalb der nächsten Woche, aber am Dienstag, den 04. Februar ist es fast 100 $ billiger, den habe ich gebucht. Auch die Bezahlung mit Kreditkarte geht easy. Alles in allem 200 australische Dollar, das sind 122 €.

Sa 25.01. Aileu (km 26.331/H 950m)

Es war schon finster als ich hier ankam. Die Kirche nördlich von Aileu ist eine Art von Hotel und die wollten 35 Dollar pro Nacht. Nichts für mich. Hier war noch eine Frau vor dem Haus, die hab ich gefragt, ob sie eine Idee hat, wo ich schlafen kann (mit Hilfe meines Handys), aber sie holte ihre Tochter, weil die englisch kann. Das Ergebnis: ich bekam Abendessen, eine Dusche und ein Zimmer mit Bett und Moskitonetz.

Einen Flachbildfernseher haben sie auch.

Nicht alle sind so arm wie man meinen könnte als Europäer. Warum bauen sie nicht ein besseres Haus, bevor sie einen modernen Fernseher anschaffen? Weil das Haus viel mehr kostet und was ist schlecht an dem alten? Das ist Standard hier, was anderes kennen sie nicht und brauchen sie nicht.

So 26.01. Dili (km 26.367)

Die Straße verläuft seit Maubisse ständig wechselnd zwischen 900 und 1500m Höhe und ist in relativ schlechtem Zustand und auch hier sind die Steigungen extrem. Es regnet weiterhin jeden Tag und manchmal bin ich mitten in den Wolken. Und dann wird es direkt kühl. Die letzten 5 km waren so steil bergab und schlecht, dass ich oft Angst hatte, ich kanns nicht mehr derbremsen. Für diese 5km brauchte ich 2½ Stunden. Dazu kamen noch ein paar Regenpausen, so wurde es wieder Nacht, bis ich mit schmerzenden Füßen (was nicht oft vorkommt) in Dili ankam. Die Berge reichen hier im Ostteil bis an die Stadt. Unten musste ich erst wieder lernen, auf ebenen Straßen zu gehen. Von hier ist es nicht weit zu der Kirche, in der ich am 03. Januar übernachtet habe. Dort sah ich gute Chancen und tatsächlich, ich konnte sogar 2 Nächte bleiben

Di 28.01. Dili

Nach dem Frühstück verließ ich diese Kirche wieder und just in dem Moment ruft mich Leo an, ihr wißt schon, der chinesische Koch von Guernsey/Fuiloro. Er ist aber kein Cinese sondern ein Ureinwohner von Timor Leste. Er ist gerade in Dili, wollte mich treffen und den Tag mit mir verbringen. Gute Idee. Inzwischen hatte ich mit Mario ausgemacht, dass ich zu ihm kommen kann und auch 1 Woche bleiben. Als ich Leo von Mario erzählte, ich zeigte ihm (Leo) auch das Bild von ihm (Mario), da sagte er, klar kennt er ihn, das ist sein Bruder. Na sowas, beide sahen mich auf der Straße und nahmen mich mit nach Hause, im Abstand von einer Woche. Und dann sind sie auch noch Brüder. Das kommt mir irgendwie bekannt vor und ich bleibe skeptisch. Also bringt Leo mich auf seinem Moped erst mal zu Mario, fast am anderen (westlichen) Ende der Stadt. Leo findet zwar den Stadtteil, aber die letzten 2 Straßen weiß er nicht, auch nicht welches Haus. Gut, dieses Haus kann noch nicht alt sein. Herzliche Begrüßung, ja, die beiden kennen sich. Mario klärt mich später auf: sie haben sich vor 20 Jahren kennengelernt, bei der Resistance (gegen Indonesien) und sie waren Freunde und sind es immer noch. Ich lerne: für sie ist so ein Freund dasselbe wie ein Bruder. Nachmittag muss Mario wieder arbeiten, Leo und ich fahren zum Christo Rei. Das ist eine überdimensionale Jesusfigur auf einem Berg auf einer Halbinsel, wie in Rio, Brasilien, wieder am Ostende. Das sind aber nur 12 km. Auch diese religiösen Monumental Bauwerke sind in meinen Augen ein Ausdruck ihres Fundamentalismusses. Dort angekommen will Leo aber nicht die beschwerlichen Treppen hinaufsteigen, viel zu heiß. Er würde lieber am Beach in der Nähe ein Bier trinken. Ich muss noch erwähnen, er ist etwa so groß wie ich, wiegt aber schätzungsweise 90 kg und das sind nicht nur Muskeln. Ja, der Vorschlag gefällt mir auch.

Nebenbei chatte ich schon den ganzen Tag mit Reinmund, wir arbeiten an der Lösung meines jimdo Problems. Er empfahl mir, versuchsweise den Browser zu wechseln. Nimm den firefox. Es gelang mir und was soll ich sagen, der konnte meine Webseite problemlos öffnen.

Fr 31.01. Dili

Der erste Blick runter auf Dili, am letzten Sonntag im Regen. Dahinter das Meer. Rückwirkend betrachtet, muss ich sagen, diese Runde um Timor Leste gehört zu den beschwerlichsten, aber auch eindrucksvollsten und schönsten Etappen meiner ganzen Reise bisher. Obwohl ich zwischendurch manche Zweifel hatte, ob das noch sinnvoll ist. Ehrlicherweise müsste ich sagen: weil. Ich kenne das ja schon und habe auch nichts anderes erwartet, die gefährlichsten und beschwerlichsten Unternehmungen sind hinterher immer die eindrucksvollsten und schönsten, und das geht nicht nur mir so. 

Also, Freunde, wenns mal mühsam und anstrengend wird, Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Die Belohnung kommt später.

Mo 03.02. Dili

Seit ich wieder in Dili bin, bin ich noch nicht einen Kilometer zu Fuß gegangen. Morgen fliege ich nach Darwin, von hier sind es 3 km zum Flughafen. Auch das Australien Visum hat online geklappt, 3 Monate for free. Ob ich das dort nochmal verlängern kann, weiß ich nicht, ich habe darüber widersprüchliche Aussagen gefunden. Das Prozedere bei der Antragstellung hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. Das Amtsenglisch und die Computer Sprache waren das Hauptproblem und hier ist niemand, den ich fragen kann. Aber jetzt habe ich die Bestätigung, dass ich kommen kann. Voller Schreck habe ich auf der Webseite der australischen Einwanderungs Behörde (kein Mensch kann in Australien einwandern, nicht mal ich. Man muss schon einfliegen, vielleicht kann man auch mit einem Schiff einfahren, aber nicht von Timor Leste) gelesen, man soll erst das Visum beantragen und dann den Flug buchen, weil nicht sicher ist, dass man es auch bekommt. Und die 3 Monate gelten ab dem Tag der Einreise. Nochmal alles gutgegangen. 


Ich habe mich schon lange nicht mehr zum Klimawandel geäußert. Ich verfolge die Debatten und Entwicklungen dazu mit höchster Priorität, schließlich geht es um das Überleben der Menschheit. Und nach allem, was ich in den letzten 3 Monaten gehört und gelesen habe muss ich unsere Überlebenschancen auf 10% reduzieren. Anders ausgedrückt, die Uhr steht auf 100 Sekunden vor 12. Und die deutsche Bundesregierung glaubt immer noch, es würde reichen, die CO2 Emissionen bis 2050 um 85% zu reduzieren. Sind die blind und taub oder bösartig? Die Bundesregierung hat ein eigenes Beratungsinstitut, den Sachverständigenrat für Umweltfragen, und diese Wissenschaftler haben schon 2016 vorgerechnet, wenn unser Treibhausgas Ausstoß konstant bleibt, haben wir 2028 unser CO2 Budget aufgebraucht (unseren Anteil an den weltweiten Emissionen, nach dem Klimaabkommen von Paris). Wenn wir damals eine lineare Reduktion hinbekommen hätten mit 6% Verminderung jedes Jahr, dann hätten wir Zeit gehabt, diese Emissionen bis 2035 auf null zu bringen. Stattdessen sind sie sogar gestiegen. Was bitte schön geht hier vor? Meine Schlussfolgerung: wir müssen erkennen, dass diese Bundesregierung einen Vernichtungskrieg gegen das eigene Volk führt, indem sie sich weigert, die notwendigen Entscheidungen zu treffen.

Di 04.02. Darwin

Bin in Darwin am Flughafen, hier gibt es W-Lan in nie gekannter Stärke/Geschwindigkeit.

Die Einreise ist sowas von easy, liegt aber auch daran, dass ich ein Sonderfall bin. Sie reden kurz mit mir, dann stehen mir alle Türen quasi offen. Ich erkläre das später genauer, jetzt muss ich zum Hotel, 11 km und ich weiß nicht, ob ich noch einen Bus kriege. Auf einer neuen Seite.