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Brisbane (Südqueensland)

Mi 15.04.2020 Heritage Park (km 28.377 / H 34 m)

Der Stadtteil Heritage Park liegt ganz weit im Süden, 30 km südlich vom Zentrum, das ist also etwa der Radius von Brisbane. Ja, es gibt auch Parks hier, Heritage Park ist umzingelt von Parks. Eigentlich ist dies der äußerste Südosten von Queensland, aber das wissen die Australier nicht. Für sie liegt Brisbane im Süden, Cairns im Norden und Rockhampton in der Mitte. Centralqueensland sagen sie sogar. An der Einwohnerzahl gemessen zählt tatsächlich nur der schmale Küstenstreifen, den Rest kann man vergessen. Dumm nur, dass der in diesem Jahrhundert fast komplett im Meer versinkt, bis auf ein paar Inseln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so lange und hohe Dämme bauen können. Und selbst wenn, es wird ja unerträglich heiß, die Tornados fegen alles weg, das Wachstum der Wüsten ist unberechenbar, sintflutartige Regenfälle spülen den Rest ins Meer. Da wäre die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen vermutlich 1000 mal billiger. Aber das ist ihnen zu teuer. Da kann ich ihnen nur frohes Versinken wünschen.

Wenn ich sehe, wie der Klimawandel hier ignoriert wird, wie sie weiterhin unglaublich verschwenderisch Energie verprassen, glauben, sie könnten die Welt noch 100 Jahre lang mit ihrer Kohle fluten, sorry, da kann ich mich nur noch sarkastisch äußern. 

Nicht nur Rupert Murdoch und seine Freunde vom Großkapital und in der Politik haben die Menschheit auf dem Gewissen, ähnliche Übeltäter gibt es auch bei uns (ich meine Europa).

So 19.04.

Dieses schnuckelige Tier hat mich letzte Woche an einem meiner Zeltplätze besucht. Ist etwa so groß wie eine Katze und ich hielt es für eine Katze, bis es nah genug war. Es war auch so zutraulich, ich aber nicht. Vorsichtshalber benahm ich mich eher abweisend, was mir sehr leid tat, aber ich weiß ja nicht, was es beim Kuscheln macht und welche Viren und Bakterien es hinterläßt. Als ob es dies verstanden hätte, trollte es sich auch gleich wieder. Es hoppelte nicht wie ein Känguru, sondern lief wie eine Katze auf allen Vieren. 

Inzwischen habe ich viele lebendige Kängurus gesehen. Sie saßen am Straßenrand, warteten vermutlich auf eine Gelegenheit sich überfahren zu lassen und duckten sich wegen mir ins hohe Gras. Irgendwann habe ich ihren Sicherheitsabstand wider Erwarten doch unterschritten, so sahen sie sich zur Flucht gezwungen. Irgendwie erinnern sie mich an Rehe. Die Farbe, die Größe, die Fluchtgeschwindigkeit, nur machen sie Riesensprünge. 4 bis 5 m bei jedem Sprung. So fliegen sie über jedes Hindernis. Zäune, Straßen, Bäche, umgefallene Bäume, es ist herrlich, ihnen dabei zuzuschauen. Die Sicherheit, nach so einem Sprung so ziehlsicher und standfest zu landen, dass es sofort, ohne jede Verzögerung den nächsten machen kann, beeindruckt mich am meisten. Die Hinterbeine sehen dabei aus, als wären es Sprungfedern. 

Auch größere Exemplare habe ich gesehen, bis schätzungsweise 2 m, also deutlich größer als ich, aber nur tot am Straßenrand.

Was ich auf den 28.000 km bisher an toten Tieren gesehen habe, lässt mich zweifeln, ob wir dazu berechtigt sind und ob das noch sinnvoll ist, was wir da machen. Wenn ich zu Fuß um die halbe Welt gehen kann, dann kann jeder kürzere Etappen auch mit dem Fahrrad bewältigen! Meinetwegen auch mit einem E-bike.

Und ich vermute, dass die Zahl der von Windrädern erschlagenen Vögel im Vergleich dazu vernachlässigbar ist.

Do 07.05. Brisbane (Heritage Park)

Sorry, die letzten 3 Wochen hab ich nichts anderes gemacht als Visa zu beantragen und hatte weder Zeit noch Bock, hier weiterzuschreiben. Ich hatte geglaubt, dass ich inzwischen ein erfahrener alter Hase auf dem Gebiet bin, Pustekuchen. Die australische Bürokratie stellt alles in den Schatten, was ich bisher erlebt habe. Dazu kommen noch Sprachprobleme (das ist aber nichts neues, das gabs ja überall), obwohl ich mittlerweile ganz gut englisch kann. Es gibt auch ein Büro von dieser Einwanderungsbehörde in der Stadtmitte, 30 km von hier, ich habs 3mal versucht, dort bekommt man keine Hilfe. Die sind dazu überhaupt nicht in der Lage. Dort gibts nur 2 Pförtner, die haben den Auftrag, niemanden reinzulassen, sie drücken einem nur ein paar Info Zettel mit Webseiten Adressen und Telefonnummern in die Hand und wenn man dann nicht sofort wieder geht, schubsen sie einen fast hinaus. Es gibt auch zertifizierte Agenten, die helfen können. Ich habe einen angerufen, das erste was er sagte war 1.200,- Dollar. Nö danke, da geh ich lieber ins Gefängnis. Soweit ist es aber nun doch nicht gekommen, soeben hab ich per Email die Bestätigung bekommen, dass mein Antrag vollständig und richtig ist, dass sie das Geld bekommen haben (370 Dollar kostet das, etwa 220 €, ohne das machen sie keinen Finger krumm). Die Bearbeitungszeit dauert 3 bis 5 Wochen und für die Zeit habe ich ein Überbrückungsvisum bekommen. Nur in der Email. Das reicht. In Wirklichkeit hatte ich doch mehr Angst vor dem Gefängnis, als ich hier zugeben möchte und als ich mir selber eingestehen wollte. Nach fast 70 Jahren kenne ich mich und weiß, wenn ich ernsthafte Angst habe, bekomme ich Rückenschmerzen. Diesmal war es so schlimm, dass ich die letzten 2 Wochen nicht mehr laufen konnte. Und ich trau mich wetten, dass sie morgen weg sind.

Sa 09.05.

Diese Wette hab ich jetzt verloren, so schnell gehts doch nicht. Es wird zwar jeden Tag besser, ich konnte auch gestern schon wieder laufen, aber ganz weg ist es immer noch nicht. Mein Körper traut dem Frieden wohl noch nicht so recht.

Obwohl die auch in Südasien überall wachsen, habe ich kurz vor Brisbane zum erstenmal ein Ananasfeld gesehen. Und ich liebe sie.


Ich bin jetzt auf 27,7⁰ Süd, hier ist am 21.06. Winteranfang, zur Zeit ist Mitte Herbst. Um diese Jahreszeit war ich vor 1½ Jahren in Nepal (Okt./Nov.18). Dort habe ich mich zwischen 26 und 29⁰ Nord bewegt, das ist also der gleiche Abstand vom Äquator. Theoretisch müssten die Temperaturen also ähnlich sein, sind sie aber nicht. Hier ist es viel kälter: Tages Höchstwert 25⁰, früh morgens 12⁰ und nach über 2 Jahren Asien finde ich das saukalt. Mein Körper hat verlernt, Wärme zu produzieren. Jetzt kann ich die Krokodile verstehen, denen es hier auch schon zu kalt ist. Weiter als bis Gladstone kommen sie nicht nach Süden, hat man mir gesagt.


Wenn ich auf meinen bisherigen Weg zurückblicke, dann darf ich mir selber schon anerkennend auf die Schulter klopfen und ein bisschen stolz auf mich sein. Ich habe auch noch nie ernsthafte Zweifel bekommen an dem, was ich mache (obwohl ich überwiegend auf Unverständnis stoße). Wenn es Probleme gab, habe ich sie als Aufgabe betrachtet, die es zu lösen gilt. So auch jetzt beim 2. Visum für Australien. Und wenn ich sehe, wie gut immer alles ausgeht, glaube ich auch langsam, ich muss ein Liebling der Götter sein. Oder ist das normal? Vielleicht sind wir das alle? Und es kommt nur darauf an, was wir draus machen?

So 10.05.

Ich möchte versuchen, die Corona Lage in Australien zu erklären. Bis heute früh gab es insgesamt 6.846 Fälle von Infektionen und 93 Todesfälle, bei 25 Millionen Einwohnern. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist von über 400 mitte März auf 5 bis 25 seit Ende April gesunken. Schon klar, dass es noch eine bisher unbekannte Dunkelziffer gibt, aber das ist ja überall so.

Ich will die Zahlen mal mit Deutschland vergleichen:

Deutschland hat 3,4 mal mehr Einwohner, insgesamt 171.000 Infizierte (das ist 24 mal mehr), 

7.549 Tote (80 mal mehr) und 

1251 Neuinfektionen seit gestern (wenn ich die höchste Zahl der letzten Tage von Australien nehme, sind das 50 mal mehr). 

Da braucht sich Deutschland also nicht so sicher zu fühlen.

Trotzdem hat Australien etwa dieselben Schutzmaßnahmen eingeleitet und Bewegungseinschränkungen verordnet. Ich nehme an, das Virus kam etwas später hierher, die Schutzmaßnahmen haben also relativ viel früher gegriffen, so wurde die Entwicklung auf viel niedrigerem Niveau gebremst. Auch hier fragen viele Leute jetzt: war da was? Und war das nötig? Zumal ja "nur" Leute sterben, die sowieso schon halbtot sind.

Für mich ist offensichtlich, die Maßnamen waren ein voller Erfolg. Auch in Deutschland, wenn auch auf höherem Niveau. Genau weiß ja keiner, welches der beste Weg aus dieser Pandemie ist, und so ist jede Maßname ein Experiment. Und so probieren sie überall verschiedene Wege aus, was für unseren Lernprozess eine hervorragende Grundlage darstellt. Bei künftigen Pandemien (die hat es ja schon immer gegeben und wird es auch weiterhin geben) wird man also schon viel besser wissen, was zu tun ist. Das Ziel, soviele Menschenleben wie möglich zu retten, ist alternativlos!

Sa 16.05.

Ich hab ja von Anfang an befürchtet, dass ich ein blöder Esel sei und mein Blog I-A Geschrei. Aber mit meiner Corona Einschätzung hab ich wohl doch das Fass zum Überlaufen gebracht:

Ich blöder Esel hab nämlich immer noch nicht begriffen, dass dieses Virus von Bill Gates erschaffen oder zumindest finanziert wurde, damit er 7,5 Milliarden Spritzen mit giftigem Impfserum für 50 Dollar (amerikanische) pro Stück verkaufen kann. Dafür hat er inzwischen die ganze Welt gekauft, oder korrumpiert sie mit seinen Spenden. Klar? Ist doch ganz einfach und logisch. Also ich glaub kein Wort. Dafür reicht sein Vermögen bei weitem nicht aus. Wahlweise gibts den/das Virus gar nicht, ist alles frei erfunden, um die Menschheit zu vermindern oder zu versklaven. Ist ja auch egal, klingt beides so schön glaubhaft. Kamen die Verschwörungstheorien früher von rechts und die Juden waren die Bösen, so kommen sie neuerdings auch von links und die Kapitalisten sind die Gefahr. Für so einfache Lösungen war ich noch nie sonderlich empfänglich (oder bin ich begriffsstutzig?).

Und für viele ihrer Anhänger spielt das ja auch gar keine Rolle, sie wähnen sich im Besitz von Geheimwissen, was ihnen ein wohltuendes Überlegenheitsgefühl gibt und das sie dringend brauchen. Dagegen kann man auch mit Fakten nicht anstinken. Die Zahlen sind natürlich auch alle erstunken und erlogen, auf der ganzen Welt. In Wirklichkeit, sind die Menschen, wenn überhaupt, an Luftverschmutzung gestorben! Lese ich.

Mi 20.05.

Hier ist die neueste Verschwörungstheorie: Man hat entdeckt, dass es sogenannte Superspreader gibt. Eine besonders üble Sorte von infizierten Menschen, die innerhalb einer Stunde gleich 50 oder mehr andere, unschuldige Menschen mit ihren Viren überfluten und infizieren können. Ob sie dies absichtlich machen, ist noch nicht erwiesen. Jedenfalls müssen die als erstes unschädlich gemacht werden, wie auch immer. Und dann will "man" herausfinden, ob diese Eigenschaft genetisch bedingt ist, dann könnte man sogar prophylaktisch...... Bill Gates hat dazu schon ein paar Ideen, aber die sind noch geheim, weil noch nicht gesellschaftsfähig.

Keine Sorge, stimmt alles gar nicht, habe ich soeben selbst erfunden. Ist gar nicht so schwer.

So 31.05.

Ich musste mich in letzter Zeit viel mit Verschwörungstheorien auseinandersetzen. Mein Fazit, um es kurz zu machen, ich bleibe dabei, dass die Zahlen, die Wissenschaftler als Fakten präsentieren, doch um ein vielfaches glaubwürdiger sind, als die, mit viel Inbrunst aber ohne schlüssige Beweise (oder nur sehr dürftigen) von Verschwörungstheoretikern beschworenen Gefahren. Auch ich halte die meisten Politiker, Könige und ihre Vasallen für korrupt und unglaubwürdig und je mehr Macht sie haben, desto mehr lügen sie. Das möchte ich aber nicht allen unterstellen und der Wissenschaft schon gar nicht. Dass die sich auch nicht immer einig sind, ist doch nur normal und zu erwarten.

Fr 05.06.

Letzten Sonntag hatte ich einen schlimmen Unfall. Dachte ich. Jetzt stufe ich ihn eher als harmlos ein, kann schon wieder fast ohne humpeln gehen, aber nix genaues weiß ich nicht. Ich war nachmittags beim Laufen, nicht sonderlich weit, 7km, nicht sonderlich schnell, 5:45, ich laufe noch eher mit angezogener Handbremse, weil ich weiß, zu schnelle Steigerungen können in meinem Alter gefährlich sein. Ich kam auch unversehrt und zufrieden wieder nach Hause, hab geduscht, abendgegessen und mich dann wieder meinem Englischstudium gewidmet (ich kann sagen, dass ich dabei gute Fortschritte mach). Plötzlich, etwa 5 Stunden nach dem Lauf, von einer Sekunde auf die nächste, ein stechender Schmerz im rechten Kniegelenk. Ich konnte mich bloß noch ins Bett schleppen, fand aber keine erträgliche Stellung. Es folgte eine schlaflose verzweifelte Nacht.  Ich habe ein bisschen Googeln können, hab nach Knieverletzungen, Schleimbeutel Verletzungen, -Entzündung, Sehnenscheidenentzündung  oder einfach nur geplatzte oder durchgescheuerte Blutgefäße gesucht, aber nichts passendes gefunden. Das gibt es alles nur durch äußere Gewalteinwirkung, also als Folge eines Sturzes. Knieinfarkt ist auch nicht das richtige Wort, damit ist eine Nekrose gemeint, bei der sich der Knochen auflöst. Das schlimmste, was ich bisher kannte, sind Rippenbrüche, das hier kann da mithalten.

Als typischer Hypochonder (wie wohl die meisten Männer) male ich mir die schlimmsten Horrorszenarien in allen Farben aus. Was, wenn ich hier sterbe und die Pilar findet mich ein paar Monate später? Schon skelettiert. Nicht auszudenken. Das schlimmste war der Weg zur Toilette. 

Am nächsten Tag wurde es aber schon langsam besser. Ich fand sogar eine Stellung, bei der ich schlafen konnte und entdeckte die Barhocker in der Küche als brauchbare Gehhilfe. Habe ich aber nur 2 Tage gebraucht. Schon seit gestern kann ich wieder alleine gehen. Das Knie wurde in den ersten 3 Tagen immer heißer und dicker, bis zum fast doppelten Volumen, trotzdem ließen die Schmerzen nach. Ich behaupte ja immer, dass ich vollstes Vertrauen in meine Selbstheilungskräfte habe und das scheint sich jetzt wieder zu bestätigen. Jetzt muss ich sagen: Dummerchen, warum hast du nur gezweifelt?

Ich (mein Kopf) hab keine Ahnung, was da passiert ist und was ich dagegen machen kann, mein Körper weiß das und er leitet sofort wirksame Gegenmaßnahmen ein. Im Internet werden Eisbeutel zur Kühlung empfohlen. Bei diesem Kompetenz Unterschied soll ich der Natur ins Handwerk pfuschen? Wenn der Körper sagt, er braucht jetzt dort eine lokale Temperaturerhöhung, wagen es manche Leute nein zu sagen und zu kühlen? Klingt für mich wie der Gipfel von Anmaßung. Ähnlich wie Hydroxychloroquin zur Corona Therapie oder gar  Prophylaxe.

Ich sage nicht, dass die Wissenschaft dumm ist, aber bis zur Intelligenz der Natur ist es noch ein weiter Weg, ein sehr weiter. Das zeigt gerade das Coronavirus sehr deutlich. Wie schwer ist es, dagegen ein Medikament zu finden? Jedes Kind (fast jedes) kann das innerhalb weniger Tage. Es bildet die richtigen Antikörper und vernichtet die Eindringlinge und ist danach immun. Und wir haben keine Ahnung, wie das geht.

Noch was zu Hydroxyvdtknfde: der Volltrottel hat jetzt grundlos einen Bürgerkrieg losgetreten, das macht zwar Hoffnung, dass sich ein paar Amis im November von ihm abwenden, aber das ist auch ein Vorgeschmack auf das, was dann passiert. Wird doch keiner glauben, dass der eine Wahlniederlage akzeptiert. Und seine hartgesottenen Anhänger bewaffnen sich schon. Vielleicht hilft dann wirklich nur noch.......

Das wird der nächste Bürgerkrieg. Amerika versinkt im Chaos. Dass es so schnell gehen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Sa 06.06.

Dieser bestialische, grauenhafte, brutale, vorsätzliche Mord an George Floyd beschäftigt mich sehr. Ich hoffe, dass die Protestaktionen und Demonstrationen weitergehen und durchgehalten, sogar noch versärkt werden, bis substantielle Verbesserungen garantiert sind. Z.B. müssen Gleichberechtigung und Gleichbehandlung in die Verfassung geschrieben und garantiert werden. Auch für Menschen die einen Rechtsstreit nicht führen oder sich  leisten können. Wenn ein Schwarzer oder ein Angehöriger einer anderen Minderheit sagt, dass er benachteiligt wird oder sich diskriminiert fühlt, muss dem nachgegangen und das Übel abgestellt, Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Wer das vertuscht oder verhindert gleich mit. Wenn ihr euch Frieden und eine wiederhergestellte Ordnung wünscht, dann beeilt euch damit. Je eher ihr eure Hausaufgaben erledigt habt, desto eher habt ihr eure Ruhe wieder.

Der Mordbulle muss vor ein Gericht gestellt werden mit schwarzem Richter und rein schwarzen Geschworenen. Die Panik in seinem Gesicht und dem seiner Freunde möchte ich sehen. Ungerecht? Wieso? Das macht ihr doch mit den Schwarzen umgekehrt genauso. Seit Jahrhunderten. Und bisher habt ihr immer geleugnet, dass dies einen Einfluss auf die Wahrheitsfindung oder das Strafmaß hat. Ich bin überzeugt, dass er die Todesstrafe kriegt. Meinetwegen können sie die dann nachträglich in lebenslänglich umwandeln, aber nur, wenn die Todesstrafe für alle abgeschafft ist. Wenn ich König von Amerika wäre, ich würde ihn davor nicht begnadigen.

Mo 08.06.

Mein Knie ist weiter auf dem Weg der Genesung, heute konnte ich schon 5 km weit gehen, ok, noch ein bisschen langsamer, aber so, wie Leute in meinem Alter halt gehen. Und danach, auch 5 Stunden später, nichts. Kein Problem. Jetzt glaube ich also, dass ich in einer Woche wieder startklar bin und hoffe, dass ich bis dann auch darf. Ich möchte im nächsten Sommer, der beginnt auf der Südhalbkugel am 21. Dezember, in Patagonien sein und es ist noch ein weiter Weg bis dorthin.


Es gibt noch ein viel schlimmeres Problem, ihr wisst schon, das ist der Klimawandel. Noch viel schlimmer als alle anderen Probleme (einschließlich mein Knie) zusammen. Hier steht die Existenz der Menschheit auf dem Spiel. Svante Arrhenius, ein schwedischer Physiker hat als erster schon 1896 gesagt, dass die anthropogenen (menschengemachten) CO2 Emissionen die globale Temperatur erhöhen werden. Das war vor 124 Jahren. 1903 bekam er den Nobelpreis, aber für was anderes.

Jedem Neandertaler hätte eingeleuchtet, wenn man 50% von dem Kohlenstoff, den die Natur der Atmosphäre in den letzten 500 Millionen Jahren entzogen und einigermaßen sicher unter der Erdoberfläche eingelagert hat, innerhalb nur einer Menschengeneration herausholt und verbrennt, d.h. wieder in die Atmosphäre pumpt wo er die nächsten 1.000 oder 10.000 Jahre verbleibt und damit den natürlichen CO2 Anteil um 50% erhöht, dass dies nicht ohne Auswirkungen auf das Klima bleiben kann. Wir aber müssen uns immer noch mit nicht nur blondgelockten alten Idioten rumstreiten, ob das so ist, während uns die Zeit davonläuft. Ist doch zum totlachen. Auch in der deutschen Bundesregierung sitzen so viele von denen, die jeden noch so kleinen Fortschritt blockieren und wenn er sich nicht mehr blockieren lässt, dann wenigstens verkleinern und bis zur Unwirksamkeit verzwergen und marginalisieren, dass wir schon fast hoffnungslos in Verzug kommen. In Verzug gegenüber unseren Verpflichtungen die wir schon aus humanitären Gründen und aus Gründen der Vernunft einhalten müssen und zu denen wir uns bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris verpflichtet haben. Wir haben unterschrieben, dass wir bis 2040 keine fossilen Energieträger mehr verbrennen. Wollen wir es so machen, wie Donald Trump, der sagt, alles was ich nicht selber unterschrieben habe, gilt nicht mehr? Wenn wir jemanden zu solchen Vehandlungen und zu einer Unterschrift bevollmächtigen, dann gilt die! Auch über evtl. Personalwechsel hinaus! Das heißt: wir sind jetzt verpflichtet, das Klima zu schützen. Und in diesem Vertrag von 2015 steht auch: ab sofort! Was ist aber in den letzten 5 Jahren geschehen? Erbärmlich, kann ich da nur sagen. Ein klarer Fall von Vertragsverletzung!

Bei der Stromerzeugung sind die Emissionen ein viel zu kleines bisschen weniger geworden, trotz aller Brems- und Verhinderungsversuche. Aber nehmen wir mal den Verkehrssektor, dort steigen sie munter weiter. Heuer werden sie vermutlich zum erstenmal sinken, aber nicht etwa wegen erfolgreicher Steuerungsmaßnahmen der Regierung (es gab nicht mal auch nur einen Versuch seit 5 Jahren!), auch nicht weil die Autofahrer plötzlich vernünftig geworden wären, damit rechne ich nicht mehr, nein, wegen eines blöden Virus. Und wie ich meine Pappenheimer kenne, werden die sobald als möglich, alles Versäumte schnellstmöglich nachholen. So wie der lungenkrebskranke Raucher noch auf dem Sterbebett nach einer letzten Filterzigarette verlangt. Nur der stirbt halt allein, während der Autofahrer noch versucht, den Rest der Menschheit mitzunehmen (egal, ob er das weiß oder nicht). Niemand hat jetzt noch das Recht, meine Atemluft und mein Klima zu versauen.

Was tun also?

1990 wurden im Verkehrssektor in Deutschland 61,8 Milliarden Liter Treibstoff verbrannt, 2017 waren es schon 70,4 Mrd. Nach dem Klimavertrag müssten wir das bis 2030 auf 36,9 Mrd Liter reduzieren, pro Jahr. Die Zahlen stammen aus der taz, ja, die wird mir regelmäßig und pünktlich bis nach Australien geliefert. Wir könnten den Preis so weit erhöhen, bis das Ziel erreicht ist. Ungerecht! höre ich von weitem. Dann dürfen nur noch die Reichen fahren. Ok, versuchen wir es mit Rationierung. 36,9 Mrd Liter ÷ 83,1 Mio Einwohner, vom Baby bis zur Greisin, ja, jeder ist gleich viel wert! =444 Liter pro Kopf und Nase, pro Jahr. 2030! Wird natürlich jedes Jahr weniger! Das reicht je nach Auto (mit Verbrennungsmotor) für 3000 bis 9000 km. Pro Jahr. Nicht grad üppig, aber für den Weg zur Arbeit dürfte es in den meisten Fällen reichen. Die Oma und das Baby und der Tesla Fahrer brauchen den Sprit nicht, die dürfen ihn verschenken oder verkaufen, meistbietend versteht sich und die Preise dürften ordentlich steigen. Ergebnis: das können sich nur die Reichen leisten, also dasselbe Ergebnis. Fast, nur mit dem Unterschied zu Beispiel 1, dass jetzt die Armen auch was davon haben und die Arbeiter bekommen einen günstigeren Bodensatz in den Tank. Eindeutig die bessere Lösung. Wenn jemand eine noch bessere Idee hat, dann heraus damit, wir haben nicht mehr viel Zeit.

So 21.06. Winteranfang

So wie in Europa der Januar der kälteste Monat ist, ist es hier der Juli. Für die Australier völlig normal und selbstverständlich, für mich immer noch jeden Tag eine Überraschung. Ich werde mich nie daran gewöhnen. Laut Klimatabelle soll es frühmorgens bis auf 9⁰ abkühlen. Plus. Das ist das mehrjährige Mittel, aber es gibt natürlich noch wetterbedingte Abweichungen. So sind für die kommende Woche bis zu 6⁰ angesagt. Letzte Woche war das Minimum 15⁰. Die Mittagstemperaturen erreichen noch 20⁰ bei schönem Wetter. Das bedeutet, ich kann noch mit kurzer Hose und T-shirt laufen. Ja, das geht wieder so gut wie vor dem "Unfall", als hätte ich alles nur geträumt, hab ich aber nicht, da bin ich mir ganz sicher. Und es geht noch mit jedem Tag besser. 

Vor 3 Tagen hab ich mein neues Visum bekommen, per E-mail, gilt vom 18. Juni bis zum 02. Februar 2021, also 6½ Monate. So lange kann und will ich aber nicht hier sitzen und meine Zeit totschlagen. Meine Recherchen, wann, wie und wohin ich jetzt flüchten kann, waren ernüchternd bis schockierend. Die australische Regierung denkt darüber nach, heuer überhaupt keinen Tourismus mehr zu erlauben, ebenso Neuseeland. In Südamerika werden gerade die schlimmsten Alpträume wahr. In Chile gibts viel strengere Ausgangsbeschränkungen als in Europa, wer jetzt dort seinen Job verliert, steht vor der Hungerkatastrophe. Und wer noch Arbeit hat, versorgt die ganze Nachbarschaft mit. Kurzarbeit oder staatliche Unterstützung, das sind europäische Luxusprobleme. Die Protestierenden in Santiago sagen, sie wollen lieber an Corona sterben als an Hunger. Die Zahl der Neuinfektionen steigt exponentiell, das heißt, immer schneller und steiler, kein Höhepunkt in Sicht. Und in den anderen Ländern siehts nicht besser aus, außer in Uruguay, aber es ist für mich verständlich, dass die sich umso strenger abschotten und die Grenzen dichtmachen. Also Südamerika wird heuer kein Reiseziel mehr für mich. Egal wo das Virus herkommt, ob es real existiert oder nur eine Gatessche Erfindung ist, die Reaktion der Menschen und der Regierungen ist real. Das kann ignorieren wer will, ich kann es nicht.

Di 07.07.

Obwohl hier bisher Regenzeit war, jetzt erst beginnt die offizielle Trockenperiode, hat es wirklich sehr wenig geregnet. Manche Baumarten sind in der Lage, notfalls eine Wachstumspause einzulegen, sie werfen dann ihr Laub ab, indem sie ihm jegliche Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr absperren, wie unsere Bäume im Winter. Für die Blüten wird aber weiterhin gesorgt. Falls der ganze Baum trotzdem verdurstet, muss noch schnell der Arterhalt gesichert werden.


Nun habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich bleibe in Australien, wenn nötig bis Februar, hoffe, dass ich mich dann noch ein paar Monate in Neuseeland rumtreiben kann und dass dann der Weg nach Südamerika wieder frei ist. Wenn nicht, dann kann ich immer noch abbrechen und nach Hause kommen. 

Momentan ist es mir zu kalt da draußen. Brisbane liegt an der Grenze zwischen der gemäßigten Zone im Süden und der subtropischen- nördlich von hier (Cairns war tropisch). Nach 2 Jahren Südasien fühlt sich das für mich an wie Winter. Vor 2 Wochen gab es, nicht hier, aber 100 km südwestlich, sogar Nachtfrost. Ist zwar ungewöhnlich, aber es kommt vor. Im August wird es tendenziell langsam wärmer. Ich starte etwa in 2 Wochen in Richtung Sidney. Die Binnengrenzen sollen am Sonntag, 10.07. wieder öffnen, mit Ausnahme von Viktoria, das ist der übernächste Bundesstaat im Süden, die Hauptstadt ist Melbourne und dort gibt es wegen schwerer Rückschläge einen neuen Lockdown, strenger als der erste, mit Ausgangssperre für Melbourne. Notfalls muss ich Viktoria umgehen. Zeitlich würde es vielleicht sogar bis Perth (im Südwesten) reichen, das Problem ist die Nullarbor Wüste oder Steppe. Nullarbor kommt aus dem Lateinischen und heißt kein Baum. Und 1200 km auch keine Siedlungen, angeblich.

So 19.07.

Nicht nur die Chinesen haben immer noch Probleme mit dem Pest Erreger. Als ich das zum ersten Mal in Australien sah, bin ich doch etwas erschrocken. Kleiner Scherz, damit ist ganz allgemein jede Art von Ungeziefer gemeint, oder besser Kleinlebewesen, die sich eben manchmal in größeren Mengen in Häuser verirren. Es handelt sich um professionelle Kammerjäger.

Ich bleibe jetzt noch ca. eine Woche länger, die Besitzerin meines Hauses hier hat für Anfang übernächster Woche ihren Besuch angekündigt, dieses meeting warte ich natürlich noch ab.

Do 30.07.

Das ist ein Eukalyptus Baum. Es gibt natürlich sehr viele verschiedene Arten, der größte steht in Tasmanien, hat 7 m Durchmesser und ist 100 m hoch. Diese hier sind auch beachtlich, mit bis zu 2 m Stammdurchmesser. Sie wachsen sehr schnell und das Holz ist begehrt, deshalb gibt es mittlerweile in allen tropischen bis gemäßigten Zonen weltweit mehr davon als in ihrer ursprünglichen Heimat, Australien und Ost-Indonesien. Dort sind sie mir auch schon aufgefallen. Es gibt ein paar Probleme damit: weil sie schnell wachsen, haben sie einen hohen Wasserverbrauch, das beschleunigt und verstärkt die Austrocknung und erhöht somit die Waldbrandgefahr. Sie selbst sind gegen Feuer einigermaßen immun, die Samen überstehen es nicht nur, manche Arten sind so an regelmäßige Feuer angepasst, dass sie diese sogar für ihre Vermehrung brauchen. Erst danach sind ihre Samen keimfähig. Weil das Holz stark ölhaltig ist und dieses Öl besonders gut brennt, verschlimmert es die Lage noch. Die Blätter sind giftig, nicht jedoch für Koalas und viele andere australische Tiere, die sich an die spezielle Nahrung angepasst haben. Im Rest der Welt sind sie für das Ökosystem nutzlos und sogar schädlich.


Ich habe nun beschlossen, meine Reise fortzusetzen. Die Bewegungsfreiheit ist soweit wieder hergestellt, ich kann nur hoffen, dass es keinen neuen Lockdown gibt, dort wo ich dann grad bin. Ich starte also übermorgen, am Samstag 01.08. nach dem Frühstück in Richtung Südosten. Vorgestern ist Pilar hier angekommen und hat alles in ordentlichem und sauberen Zustand angetroffen. Wir verstehen uns gut, auch dank meiner neuen Englisch Sprachkompetenz. Ich bin selber begeistert.

Sa 01.08. Edens Landing (Km 28.394)

Ich bin heute tatsächlich aufgebrochen in Richtung Sidney, also weiter nach Süden, vorerst aber Südosten. Ich habe eine Route näher an der Küste gewählt. Auch in Sidney gibt es wieder ein paar neue Coronafälle, drum will Queensland ab morgen keine Leute von dort mehr reinlassen. Oder nur mit 2 Wochen Hotelquarantäne, auf ihre eigenen Kosten. Ich hoffe, dass es nicht schlimmer wird, bis ich dort aufkreuze. Habt ihr das gehört oder gelesen? In Da Nang in Vietnam (ich bin dort gewesen) haben sie wegen 3 (drei) Neuinfizierten 80.000 Touristen aus der Stadt evakuiert.

Mo 03.08. Gold Coast (Km 28.456)

Gemessen an den Wolkenkratzern ist Gold Coast die reichste Stadt in Queensland. Die Straßenschluchten wirken aber erstaunlich tot, außer viel Verkehr nix los. Kurz dahinter im Ortsteil Miami fand ich einen Platz am Strand für mein Zelt. Direkt am Strand ist es verboten, da stehen überall Verbotsschilder (links vom Weg). Sie sagen nicht warum, drohen aber mit empfindlichen Strafen. Das kennen wir auch in Europa, soll uns wohl zum Kadavergehorsam erziehen. Den Anordnungen der Obrigkeit ist ohne zu zögern und ohne Zweifel Folge zu leisten! Das hat sich seit 1000 Jahren noch nicht geändert. Für mich ist das mit Demokratie nicht vereinbar, ich möchte zumindest wissen warum, dann kann ich mich selbst dazu entschließen, das Verbot zu befolgen. Ich hoffte, es gilt dann nicht für die rechte Seite, dort gibts auch überdachte Sitz- und Grillplätze und ohne Dach ist das Zelt nass in der Früh. Bäume erfüllen den gleichen Zweck. Ich packe es nur ungern nass ein. 

Um Mitternacht kamen ein paar Leute vorbei, haben mein Zelt und den Anhänger genau inspiziert, hat sich angehört wie Sicherheits-Personal. Sie gingen aber weiter ohne mich zu stören.

Auf dem Weg, es war schon dunkel, sprach mich ein Mann an, den Namen hab ich natürlich gleich wieder vergessen und lud mich zum Abendessen ein. Es gab üppig Fleisch, Kartoffeln, etwas Gemüse, und ein Glas australischen Rotwein, als Nachspeise noch ein Eis und eine Spende von 200$. Die größte Einzelspende meiner ganzen Reise. Ich nehme alles zurück, was ich über die Australier geschrieben habe.

New South Wales

Mi 05.08. Coolangatta (Km 28.474)

Pelikane, die sind so groß wie Schwäne.


Heute schreib ich ausnahmsweise mal in der Früh. Soeben habe ich die Grenze nach NSW überquert. Die Straße war mit schweren Betonquadern blockiert, für Autos kein Durchkommen, zumindest hier. Der Gehweg war aber offen und es gab keine Kontrolle. Kein Schwein hat sich für mich interessiert. Bis zur Südgrenze nach Victoria sind es von hier 1.350 km (auf der Autobahn). Dort haben sie gestern den Corona Notstand ausgerufen. Wer sich jetzt noch regelwidrig verhält muss bis zu 500 $ Strafe zahlen. Von etwa 650 Neuinfektionen täglich, sind 600 allein in Victoria. In Deutschland sagen sie, die Grenze des erträglichen sind 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, täglich, das wären hochgerechnet auf die Bevölkerung in Victoria (6,6 Mio) 3300 Neue. So unterschiedlich ist die Einschätzung der Lage.

Mi 05.08. Tumbulgum (Km28.495)

Ein kleiner Ort in südwestlicher Richtung, am Tweed River. Die Autobahn ist hier auch verboten für Pedestrians, so mach ich wieder wesentlich mehr km für die gleiche Strecke. Ist auch viel idyllischer, weniger Verkehr, dafür gibts meistens keinen Seitenstreifen, da kann ichs mir aussuchen, ob ich auf der Straße gehe oder auf dem Schlangen-verseuchten Bankett. Gemessen an der Zahl der toten Schlangen kann das nicht ungefährlich sein. Den Autofahrern gefällts auch nicht, wenn sie sich plötzlich in oder nach einer Linkskurve mit mir konfrontiert sehen. Aber das Problem haben sie ja auch mit den Radfahrern und das sind nicht wenig.

Und viele dieser Intelligenzbolzen wollen mir weismachen, dass ich auf der falschen Seite gehe.

Do 06.07. Uki (Km28.520)

Das ist Milton, 76, er ist viel unterwegs hier mit seinem selbstgebauten Wohnanhänger. Früher war er mal Musikinstrumentenbauer, Geigen, Gitarren und so. Aber was ich mache, stellt er sich noch viel interessanter und spannender vor. Er beneidet mich, weil ich das im Gegensatz zu ihm noch kann. Ich bin von nun an sein Held. Wir sind uns in den nächsten 2 Tagen noch 3mal begegnet.


Fr 07.08. Mount Burell (Km 28.536)

Heute war ein Regentag, ich war total durchnässt und hab gefroren, da sah ich einen Caravan Park. Sie haben eigentlich wegen Corona geschlossen, aber komm rein. Es gab ein paar Hütten, Wohnwägen und Vans in VW Bus Größe, in so einem durfte ich schlafen. Bis auf die Toiletten und Dusche war alles ziehmlich runtergekommen. Der Boiler war aber nur lauwarm und wenn man eh schon friert, ist das Duschen schon eine Herausforderung. Aber ich habs geschafft. Dafür bekam ich nachher ein warmes Abendessen, sogar vegetarisch, und eine Tüte voll Proviant für die nächsten 2 Tage. Geld wollten sie keins nehmen.

Sa 08.08. Coffee Camp (Km 28.563)

Der mit der Spitze in Bildmitte heißt treffend Mount Warning, ist 1156 m hoch, zur Zeit ist der Weg gesperrt, ich vermute, sie wollen sich wegen Corona die Rettung der dekadenten Touristen, die die Warnung missachten, ersparen. In diesem Ort gibt es weder ein Cafe, noch einen Campingplatz,oder sowas ähnliches. Ich hab mich im Wald versteckt. Die Gegend ist insgesamt hügelig, ich bewege mich so zwischen 5 und 200 m (Höhe über dem Meer).

So 09.08. Wyrallah (Km 28.595)

Das Wetter ist wieder schön, auch gestern schon. Die Temperaturen liegen so zwischen 6 und 24⁰, also fast wie ein durchschnittlicher Sommertag in Deutschland. Und es ist nicht so schlimm wie ichs mir in Brisbane vorgestellt habe, die Bewegung hält mich wärmer als ich dachte, wenns nicht den ganzen Tag regnet. Manche denken vielleicht, das muss ihm doch langsam auf die Nerven gehen, aber Nein, tut es überhaupt nicht. Diese Reise ist auch nach über 3 Jahren (netto) immer noch das schönste, was ich mir vorstellen kann. Die Probleme und Widrigkeiten sind viel weniger und leichter, als ich befürchtet hatte, der Planet ist noch viel schöner, die Menschen viel netter und freundlicher, selbst die Australier, als ich gehofft hatte.

Manche Bäume bevorzugen es, ihre Hauptwurzeln oberirdisch zu verlegen. Dabei wird deutlich, dass es sich um ähnliche Ausmaße handelt wie bei der Krone.

Mo 10.08. New Italy (Km 28.630)

Diese Bäume sind mir rätselhaft. Der Stamm hat locker 5m Durchmesser.


Auch mein Knie scheint zu halten. Die erste Woche war ich noch vorsichtig, aber die Vorsicht schwindet langsam. Beim Zelt zusammenrollen muss ich mich hinknien und dabei spüre ich es noch. Aber es geht jeden Tag besser.

Die letzten 12 km seit Woodburn waren wieder auf der Autobahn. Wie ich vermutet habe, war das nur 150 bis 200 km vor und nach Brisbane ausdrücklich verboten. Da waren an jeder Ein- oder Auffahrt entsprechende Hinweistafeln, hier nicht mehr. Auf dem Highway komme ich zwar am schnellsten voran, aber es ist auch am langweiligsten. Näher an der Küste gibts keine durchgehenden Straßen, wegen der vielen Flüsse, da sind ihnen die Brücken zu teuer. Ich werde mal schauen, ob es nicht vielleicht Fähren gibt. 

Hier ist ein Rastplatz, mit bedachten Sitzplätzen, und hier scheint Nachts nix mehr los zu sein.

Di 11.08. Harwood Island (Km 28.667)

Das war in Lismore, ein bisschen was "historisches". Ich verwende Anführungszeichen, weil das für mich alles lächerlich kurze Zeitspannen sind. England hat erst vor 230 Jahren die ersten Sträflinge und auch ein paar abenteuerlustige Siedler nach Australien gebracht. Die 50.000 jährige Geschichte der Aborigines wird immer noch wenig gewürdigt.

Jetzt bin ich im Mündungsdelta des Clarence River. Die Gebiete, die vollständig von Wasser umgeben sind, und sei es auch nur das Rinnsal von einem Bach, nennen sie schon eine Insel.

Ein m³ Cedernholz kostet in Deutschland von 5.000 € aufwärts und dieser Stamm hat knapp 13.

Mi 12.08. Ulmarra (Km 28.705)

Dieser Clarence River ist auch wieder ein gewaltiger Fluss. Das ist jetzt der Hauptarm. Gleich nach der Brücke bin ich rechts abgebogen Richtung Maclean und danach wieder rechts auf die Woodford Insel (15 km lang, 8 km breit). Der südliche Arm des Clarence ist nicht klein, auf beiden findet reger Schiffsverkehr statt. Auf dieser Insel haben "die Australier" heute wieder eine Menge Minuspunkte eingesammelt. Eine schmale Straße, teilweise nur einspurig, kaum Verkehr, 2 bis 3 Autos pro Minute. Und einer von ihnen hupte mich an. Ist noch nichts besonderes, aber als 5 Minuten später die Polizei da war und mich aufklärte über die australische Straßenverkehrsordnung, da war mein Urteil schon gefällt. Das war dieser Huper und für diesen Anruf ist er sicher nicht stehengeblieben. In Australien haben sie auch Linksverkehr und die Fußgänger müssen auch links gehen. Aber sie tolerieren es, wenn ich rechts gehe (obwohl das Schwachsinn ist, ich provoziere damit doch einen Frontalzusammenstoß), aber ich muß von der Straße runter, egal wohin, wenn ein Auto kommt. Im Prinzip mach ich das ja eh, aber die Autos machen fast ausnahmslos einen großen Bogen um mich, weichen komplett auf die Gegenfahrbahn aus, es sei denn, ein anderes Fahrzeug kommt grad entgegen. Das höre ich und dann ist klar, dass ich von der Straße runter muss. Also wenn von hinten nichts kommt, haben sie es mir schon abgewöhnt, die Straße unnötig zu verlassen. Ist ja auch nicht immer so leicht mit meinem Anhänger und auch nicht ganz ungefährlich, Schlangen, Müll der in meine Reifen sticht, usw. Das hat sich also so eingespielt und ist für die meisten Autofahrer auch in Ordnung. Aber dieser bisher größte und schlimmste Besserwisser und andere Erziehenmüsser und sich nichts Gefallenlasser, geht mir doch ganz schön auf den Geist. Und die Polizisten treten auf wie in den USA, mit voller und schwerer Kampfausrüstung, ebenso schwer mit Muskeln bepackt, dass sie kaum aus dem Auto kommen und kaum gehen können, bauen sie sich vor mir auf um mich erstmal einzuschüchtern. Mit ihnen zu diskutieren ist völlig unmöglich, aussichtslos und unsinnig. Dieser Auftritt macht augenblicklich klar, dass meine Meinung nicht zählt und sie nicht interessiert. Schließlich musste ich ihnen versprechen, dass ich in Zukunft bei jedem Auto das hier fährt, die Straße verlasse, ob das nun nötig ist oder nicht (das kann doch so ein Würstchen wie ich nicht selber entscheiden). Ich vermute, sie haben den restlichen Tag damit verbracht, auf ihrer Station ein Protokoll von diesem Vorfall anzufertigen, um sich abzusichern, falls der Beschwerdeführer keine Ruhe gibt und nochmal nachhakt.

Dieses martialische Auftreten der Polizei dem Bürger gegenüber, das passt überhaupt nicht zu einem demokratischen Land. Das würde ich vielleicht in Nordkorea oder in Kasachstan erwarten. Wenn der Bürger der Suverän ist, dann hat die Polizei ihn gefälligst mit mehr Respekt zu behandeln. Jeder Einschüchterungsversuch ist antidemokratisch, verstößt gegen meine Menschenwürde und gegen meine verfassungsmäßigen Rechte. Als Suverän möchte und darf ich nicht behandelt werden wie ein Feind oder ein Untertan. Armes Australien! Sowas habe ich nirgendwo in Europa oder Asien erlebt, auch nicht im Iran.

Do 13.08. Halfway Creek (Km 28.745)

Mein Versprechen an die Bullen hat nur für den Rest des gestrigen Tages gehalten. Wenn mir ein Auto oder Lkw entgegenkommt und die weichen aus, bis komplett auf die Gegenfahrbahn, dann machen die das, um mir die Flucht aufs Bankett zu ersparen. Wenn ich trotzdem dorthin flüchte, dann versteht das kein Mensch, ich auch nicht. Ich brauche nicht 5 m Sicherheitsabstand. Solche Vorschriften können nur jemandem einfallen, der noch nie zu Fuß an so einer Straße gegangen ist. Das ist einfach nicht praktikabel, fern jeder Realität.

Wenn die Leute, die in der Exekutive das Sagen haben, aufgeblasene Muskelmänner mit Kampfausrüstung zu einer Schlichtung im Straßenverkehr schicken, um harmlose Bürger zu erschrecken, dass die glauben, sie werden gerade mit einer 20 köpfigen schwerbewaffneten Mafiagang verwechselt, dann muss ich denken, dies hat Methode. Es zeigt und entlarvt, dass sie sich selbst als allmächtige Herrscher sehen, und das Volk als Untertanen, die zu gehorchen haben und nicht die Entscheidungen der Obrigkeit zu hinterfragen. Die zu verstehen sind sie eh zu blöd. Dies entlarvt das Märchen von der Demokratie als bloßes Lippenbekenntnis, das sie selbst nicht verstehen und nicht wollen. Wenn ich dazu in der Lage wäre, würde ich diese Kriegserklärung annehmen und entsprechend darauf reagieren, so wie viele Demonstranten in Philadelphia es machen, anstatt gute Miene zum bösen Spiel zu heucheln.

Fr 14.08. Woolgoolga (Km 28.775)

Vielleicht ist das die Lösung für die superdicken Baumstämme. Sie pflanzen? die Bäume grüppchenweise sehr eng zusammen und die Stämme verschmelzen bei zunehmender Dicke irgendwann zwangsläufig?

Für heute Nacht ist Regen angesagt, drum brauche ich unbedingt ein Dach über meinem Schlafplatz. Das fand ich an einer Hütte auf einem Fußballplatz. Dem australischen Wetterbericht muss ich mein höchstes Lob aussprechen. Bis jetzt waren alle Prognosen zu 100% richtig und verlässlich.

Sa 15.08. Coffs Harbour (Km 28.804)

Es hat wieder gestimmt, gegen Mitternacht begann es zu regnen und um 5 Uhr früh hörte es wieder auf, genau wie der Wetterbericht es angekündigt hatte. Sonnenaufgang ist jetzt hier um 06:20, da war der Himmel noch dick mit Wolken verhangen. Um diese Zeit bin ich meistens startklar. Jetzt erst sehe ich die Kängurus auf dem Fussballplatz. Ich schätze sie auf 1 bis 1,5 m Stehhöhe. 30 m daneben geht ein Mann mit 2 Hunden vorbei, die Kängurus stören sich nicht daran und auch die Hunde halten tunlichst Abstand. Ich muss in die andere Richtung.

So 16.08. Urunga (Km 28.833)

Mo 17.08. Macksville (Km 28.869)

Das war heute früh in Urunga. Der etwa 1 km lange Steg führt zu einer Halbinsel auf der früher ein Leuchtturm stand. Vor 130 Jahren haben sie schon den ersten Behelfssteg gebaut, damit sie nicht immer, je nach Wetterlage oder Tide, durchs Wasser waten mussten. Die küstennahen Gewässer waren nicht ungefährlich, was sie mit zahlreichen Fotos von havarierten Schiffen belegen. Und der Schiffsverkehr war damals so ziehmlich das einzige leistungsfähige Transportmittel, vor allem für die Plünderung der Zedern- und Sandelholz Wälder und den Abtransport des Holzes. Links ist der Bellinger River, der ist groß und tief genug, dass auch große Schiffe hineinfahren konnten, nur die Mündung war ein Problem. Sandablagerungen machten sie schnell und  immer wieder unpassierbar, so dass sie ständig ausbaggern mussten. Erst 70 Jahre später wurden Straßen und Brücken und die Eisenbahn gebaut, dann war der Hafen nicht mehr konkurrenzfähig und wurde aufgegeben.

Mit den Sandablagerungen versperrt sich das Wasser selbst den Weg ins Meer und muss sich irgendwann einen neuen bahnen. So entstehen die Flussdeltas.

Di 18.08. Eungai (Km28.888)

Mi 19.08. Kempsey (Km 28.922)

Gestern schon hab ich mich mal wieder von Google zu einer abenteuerlichen Abkürzung verleiten lassen. 13 km auf der Karte. Die erste Hälfte ging ja noch, es war eine Gravelroad (Schotterstrasse), aber in gutem Zustand. Dann wurde es aber immer schlimmer. Die letzten 3 km ist schon jahrelang kein Fahrzeug mehr gefahren. Zum Schluss musste ich umgefallene Bäume überwinden und sogar ein paar Zäune. Aber ich habs geschafft. Zum Glück hatte ich immer Internet zum navigieren, oder vielleicht sollte ich sagen leider. Sonst wäre ich umgekehrt. So leicht traue ich mich nicht nochmal, so ein Risiko einzugehen. Erst als es meiner Meinung nach zu spät zum Umkehren war, wurde mir bewusst, was alles passieren könnte.

Do 20.08. Goolawah Nationalpark (Km28.952)

Hier gibts jede Menge offizielle Campingplätze. Die Straße wieder hauptsächlich Schotter, aber ätzend viel Verkehr, mehr als auf der Hauptstraße. Und fast alle brettern an mir vorbei als wäre ich Luft für sie. Das bedeutet eine hohe Staubbelastung. Es gibt ja in Australien kaum kleine (normale) Autos, fast alles SUVs, Pickups oder gleich richtige Kleinlaster. Die fahren alle nur zu den Campingplätzen. Und ich habe diesen Weg gewählt weil ich hoffte, weniger Verkehr zu haben. Ich bleibe an einem- an dem nichts los ist, kein Mensch außer mir, auch keiner zum kassieren. Ich bin 8 km südlich von Crescent Head. Dort sagte ein junger Mann zu mir: du siehst aus wie ein longtime walker. Ich hab mich mit ihm unterhalten, dabei stellte sich heraus, dass er perfekt deutsch konnte, weil er 7 Jahre in Hamburg war. Zum Schluss gab er mir noch den wertvollen Tip, dass sie am Sportplatz, 200 m von hier, Duschen mit Warmwasser haben. Die hab ich gleich benutzt.


Fr 21.08. Port Macquarie (Km 28.981)

10 km weiter kam ein Schild auf dem stand: ab jetzt nur noch für allradgetriebene Fahrzeuge. Und noch etwa 15 km bis zum Ziel. Der Grund waren unzählige Stellen mit tiefem Sand, wo die Reifen fast ins Bodenlose versinken. Auch meine. Eine elende Plackerei. Zum Glück viel weniger Verkehr ab da. Vor Macquarie gibts eine Fähre, für Fußgänger umsonst.

Sa 22.08. Bonny Hills (Km 29.005)

Das gehört noch zum Text von gestern.

Ich hatte gehofft, dass es im August langsam wärmer wird. Wird es auch, aber nicht hier. Je weiter man nach Süden kommt, desto kälter wird es, aber inzwischen steigt ja die Sonne (aus südlicher Sicht) wieder, es müsste also mit der Zeit wärmer werden. Das Gegenteil ist der Fall. Gestern früh hatte es 6⁰ hier, in Brisbane aber schon 16. Das heißt ich bin zu schnell. Wenn ich so weitermache bin ich in 2 Wochen in Sidney. Dort muss ich entscheiden, ob ich nach Süden oder nach Westen weitergehe. Im Moment sind die Grenzen zu Victoria noch geschlossen.

So 23.08. Watson Taylors Lake (Km 29.030)

Blick zurück auf meinen Campingplatz. Gestern schon und heute noch mehr starker Wind aus westlicher Richtung, bei Tageshöchstwerten um 17⁰, das fühlt sich saukalt an, trotz Sonne. Westlich und südwestlich von hier solls höhere Berge geben bis knapp 1600 m, mit Schnee. Hinter Canberra sogar bis über 2200 m.

Mo 24.08. Croki (Km 29.058)

Hier am Manning River gibts einen Campingplatz mit einem sehr freundlichen und netten Inhaber. Der knöpfte mir zwar 10 $ ab für die Nacht, dafür konnte ich wieder duschen, alle Wasserflaschen auffüllen, mein Handy und alle Powerbanks laden (inzwischen hab ich 3), und er spendierte mir noch 2 Dosen Bier. Schmeckt ausgezeichnet.

Di 25.08. Taree (Km 29.077)

Mein größtes Problem ist momentan die Kälte. Heute früh waren es nur noch 4⁰ (in Brisbane 9). Ich hab mich also entschlossen, nun doch langsamer zu machen, und alle Umwege mitzunehmen, drum bin ich jetzt hier in Taree. Morgen will ich in Richtung Forster, allein das kostet schon einen Tag mehr. Ich sehne mich zurück zu den Krokodilen.

Das ist der erste Baum, den ich hier sehe, der wegen dem Winter (nicht Trockenheit) seine Blätter komplett abwirft.

Mi 26.08. Rainbow Flat (Km 29.094)

Die Schwarzen, der Graue, alles Eukalyptus, die Australier nennen sie gumtree, Gummibaum. Im Internet findet man Zahlen von 600 bis 2800 verschiedenen Arten. Normalerweise sind sie dunkelbraun, diese aber sind schwarz verkohlt. Es muss hier einen Buschbrand gegeben haben, nur das Gestrüpp am Boden, die meisten Bäume haben das Feuer überlebt. Die grauen haben in jüngeren Jahren auch so eine ähnliche Rinde, die fällt aber mit der Zeit ab und zwar von oben nach unten. Ich meine, es fängt oben an, unten hält sie sich länger. Der graue hatte zur Zeit des Feuers seine Rinde noch, sonst wäre der Stamm nicht so sauber.

Do 27.08. Forster (Km 29.118)

Die lange Brücke zwischen Tuncurry und Forster über den Coolongolook River. In der Mitte hat er eine Sandbank, momentan knapp unter der Wasseroberfläche. Auf beiden Seiten sind Fahrrinnen für Schiffe, dort muss die Durchfahrt höher sein, in der Mitte haben sie an der Höhe der Stützpfeiler gespart. Drum ist die Brücke so geschwungen.

Das mit der Kälte ist auch mein einziges Problem. Aber ich habe heute beschlossen, es nicht mehr als Problem zu betrachten. Es ist ein notwendiges Kältetraining, für das ich dankbar sein muss und von nun an auch will. Ich muss meine Temperaturausgleichsfähigkeit wieder ankurbeln. Die hab ich in Asien weitgehend verloren. Aber in nächster Zeit, möglicherweise über ein Jahr lang, werde ich mich noch weiter vom Äquator nach Süden entfernen. Jetzt bin ich auf 32⁰ Süd. Sollte ich eines Tages nach Südamerika einreisen dürfen, gehts erst mal nach Süden, nach Patagonien, soweit die Temperaturen es mir erlauben.

Auch das Coronavirus muss ich als Geschenk betrachten. Es hat mir ein ganzes Jahr Australien beschert.

Fr 28.08. Smiths Lake (Km 29.144)

Ein See mit Ebbe und Flut? Dann ist es eine Lagune!?


Doch, ich bin gerne in Australien, auch wenn das manchmal anders klingt. Ich liebe und genieße meine Reise immer noch, auch wenn die meisten Australier hässlich sind und die Autofahrer unfreundlich, im Vergleich mit den Asiaten wirken sie emotional behindert, auch wenn mir das Klima hier momentan zu kalt ist (da bin ich nicht der einzige, auch den Krokodilen ist es zu kalt. Das macht sie mir gleich viel sympatischer). Auch wenn ich manches kritisiere, erscheint es mir immer noch als Paradies. Und das ist nicht schuld an den menschengemachten Problemen. Auch finanziell geht es, ich habe gelernt, mit meiner Rente auszukommen, muss also meine Ersparnisse aus der Zeit in Asien nicht angreifen und kann mich trotzdem gesund ernähren.

Sa 29.08. Bulahdelah (Km 29.177)

Solche seltsamen Ortsnamen waren vermutlich von den Aborigines vorgegeben. Die beiden "h" werden in der englischen Aussprache ignoriert.

Australische Urwälder bestehen auch hauptsächlich aus Eukalyptus Arten. Diese hier haben eine interessante Rinde. Sie besteht aus geschätzt 1000 Schichten hauchdünner Häute, wie Seidenpapier, noch leichter verletzlich als dieses. Man kann mit einem Finger leicht 100 Lagen aufreißen, das macht nichts, es sind immer noch genug darunter. Ich vermute, sie werden auch ständig von innen her nachproduziert. Um die Stämme herum liegen Berge von abgefallenem Material. Diese Urwälder sind so ein Verhau, sich da durchzukämpfen stelle ich mir schwierig vor. Vielleicht wären 100 m am Tag zu schaffen, wenn man eine gute und scharfe Machete hat. Mir ist wohl bewusst, dass ich ein Nutznießer der Auto-Infrastruktur bin. Ohne die wäre meine Weltreise absolut unmöglich. Jetzt bin ich wieder an der Autobahn, weil an der Küste kein Durchkommen ist. Seen, Flüsse und Sümpfe versperren den Weg. Morgen mach ich das gleich nochmal, gehe wieder zur Küste, wieder 25 km Umweg. Sonst müsste ich jetzt die nächsten Tage auf der Autobahn gehen. Nach Newcastle sind es noch 100 km (Autobahn) und nach Sidney nochmal gut 100 km, allerdings heißt sie ab dann Motorhighway und ist (wie um Brisbane) nicht mehr für Fußgänger erlaubt.

Mo 31.08. Hawks Nest (Km 29.222)

Hier liegen vor der Küste eine ganze Reihe von Seen. Links von mir der 2 Miles Lake und rechts die White Tree Bay und die gehören beide noch zum Myall Lake.  Die Fähre in Bombah Point über den Myall River, der sie alle verbindet. Dort hab ich gestern kurz vorher übernachtet. Vor mir liegt wieder ein See und welch ein Glück, da gibts auch eine Fähre. So muss ich nicht wieder zurück auf die Autobahn. Die fährt aber nur 3mal am Tag von Tea Gardens (der nächste Ort) über den Karuah River, der hier nur stark erweitert ist, nach Nelson Bay und heute kam ich zu spät. Morgen 10 am (vormittag). Der Hawk ist ein Habicht.

Gestern hat der Wind gedreht, jetzt kommt er von Osten und sofort ist es 5⁰ wärmer, sowohl früh morgens als auch zu Mittag, so warm, dass ich die kurze Hose auspacken musste, zum erstenmal seit Brisbane.

Do 03.09. Awaba (Km 29.316)

Die Fortpflanzung der Mangroven ist ein Kapitel für sich. Ihre Wurzeln bilden ein großräumiges, flächendeckendes unterirdisches Geflecht, auch unter Wasser, auch unter dem ufernahen Bereich des Meeres. Sie kommen auch mit Salzwasser klar. Aus diesem Wurzelgeflecht wachsen dann zu bestimmten Zeiten die Sprösslinge empor, zu Tausenden oder Millionen. Diese hier sind erst um die 10 cm hoch.

Die Fahrt über den Karuah River hat etwa eine Stunde gedauert, weil der Kapitän nicht den kürzesten, direkten Weg nehmen kann, da sind zu viele Untiefen drin.

Letzten Samstag, ich habe vergessen es zu erwähnen, hat mich ein junger Autofahrer angesprochen und gefragt, was ich da mache. Das ist bis jetzt, also in 7 Monaten Australien, erst gefühlt 3mal vorgekommen. In Asien kann das 100mal pro Tag passieren. Das meinte ich mit "sozialer Behinderung". Die Australier trauen sich nicht, jemand fremden anzusprechen, geschweige ihm solche intimen Fragen zu stellen. Sie denken, das würde mich stören. Sie wagen nicht mal, mich anzuschauen, tun so, als wäre ich Luft für sie. Ja, in Asien wars mir oft zu viel, weil ich ja selber an dieser Krankheit leide, ziehmlich stark sogar. Aber hier stört mich am meisten, dass es keiner tut. Dadurch fühle ich mich missachtet, auf ein asoziales Abstellgleis abgeschoben. Fühle mich behandelt wie ein Penner eben. Eine meiner wichtigsten Erfahrungen aus Asien ist: dass solche emotionale Anteilnahme angenehm ist, ich sie mir wünsche und erwarte (solang es mir nicht zu viel wird). Die Australier lassen einen Mitmenschen nicht nur verdursten, sondern auch emotional verhungern. Aber das wissen sie nicht. Sie verstehen überhaupt sehr wenig von dem was sie tun oder nicht tun.

Ja, und dieser junge Mann hat mich zum Schluss eingeladen, bei ihm in Newcastle zu übernachten, mit duschen, abendessen und Frühstück und das hab ich gestern gemacht. Als er mir seine Adresse gab, hab ich kurz überschlagen: 130 km, das macht 4 Tage, ich komme also am Mittwoch abend. Die Fähre nach Nelson Bay hat dann aber doch mehr Zeit gekostet als ich erwartet hatte und alle Reserven aufgezehrt. Drum war der Mittwoch mit 43 km zuletzt ziehmlich hart. Ich kam erst um 21:00 Uhr an, hatte dafür aber teils traumhaft schöne Wege durch Parks und Wälder bei  Vollmond Beleuchtung. Ich kam von Nordosten über die Stockton Bridge, Samuel wohnt in West Wallsend, das ist schon ein separates Dorf außerhalb von Newcastle, 25 km durch die Stadt, am westlichsten Ende.

Fr 04.09. Morisset (Km 29.337)

Des Rätsels Lösung, warum Samuel so anders ist als seine Mitbürger: er kommt aus einer sehr christlichen Familie und ist in Papua Neuguinea aufgewachsen, also im östlichen Teil der Insel. Sein Vater war Missionar. So hat er auch mich ausgiebig missioniert. Mir ist schon klar, dass dies mit dem normalen, zwar auch christlichen aber doch sündigen John Normalverbraucher nicht so leicht geht, da war ich ein willkommenes Opfer. Natürlich hab ich mitgespielt und führe in so einem Fall keine klerikalen Streitgespräche. Es sind ja wirklich herzensgute Menschen und man kann jedem eine eingeschränkte Sichtweise unterstellen.

Sa 05.09. Magenta (Km 39.368)

Jeder Rastplatz in Australien, der etwas auf sich hält, hat so eine Barbeque Küche. Die Bratpfanne wird mit Gas oder elektrisch beheizt, die Energie ist kostenlos, beliebig viele Kilowattstunden wenn man will. Aber bei Steckdosen zum Handy aufladen knausern sie mit jedem Watt. Sowas sucht man dort vergeblich.

So 06.09. Terrigal, Picketts Valley (Km 29.393)

Seit ein paar Tagen sehe ich ständig diese Pflanze. Die Blüte ist so groß wie ein Fußball und der Stengel, man müsste eigentlich Stamm sagen, ist 3 m lang und immer kerzengerade. Gymea lily heißt sie.

Die Sonne holt auf, will sagen, obwohl ich vor ihr davonlaufe, kommt sie langsam näher und es wird wärmer. In dieser Woche nicht mehr unter 09⁰, einmal sogar 19⁰ um 06:00 Uhr morgens. Auch die Tage werden länger, aber das sagt nichts darüber aus, wie weit die Sonne noch weg ist von mir. Überall auf dem Planeten erreicht die Tageslänge in 2 Wochen 12 Stunden. Als ich in Brisbane gestartet bin waren es noch 10:45 Std.

Morgen darf ich wieder eine Fähre nehmen, um den Weg nach Sidney abzukürzen. Wie die Backwaters in Indien, besonders in Kerala, türmt das Meer vor der Küste Sanddünen auf  und staut die Flüsse, so dass sich dahinter mehr oder weniger breite Stauseen bilden. Hier ist das besonders zwischen Forster und Sidney der Fall.

Mo 07.09. Avalon (Km 29.415)

Es geht in Australien nichts über einen ordentlichen Rasen. In der Bildmitte das sind eine Art Pinien, auch Fichte und Kiefer gehören zu dieser Familie, aber diese hier sind doch ganz anders. Ich habe bisher noch nichts vergleichbares gesehen.

Heute sind es sogar 2 Fähren gewesen. Die Erste kurz von Davistown nach Empire Bay, und die Zweite lang von Ettalong Beach nach Palm Beach. Dort lebt der Geldadel von Sidney, sieht nach reicher Gegend aus.

Di 08.09. Neutral Bay (Km 29.450

Bungan Head. Das ist ein wirklich schöner Küstenabschnitt, beliebt auch bei den Radlern, die gibts hier massenhaft, entsprechend perfekt ausgebaute Fahrradwege und -spuren.

Neutral Bay ist einer der letzten Vororte vor Sidney, von Norden kommend, kurz vor der Harbour Bridge

Das ist der Anderson Park. In dem Gebäude sind Toiletten, eine Dusche, sogar mit warmem Wasser, leider um 22 Uhr schon verschlossen. Rechts unter dem weit ausladenden Dach ist eine Terasse, dort gibts auch eine Steckdose, die arbeitet auch durch die Nacht. Ich bin auf meiner Reise zum Frühaufsteher geworden, weil die meisten anderen Menschen auf der Welt die abendliche Geselligkeit nur schwer abbrechen können und morgens lieber länger schlafen. Es ist oft von Vorteil, wenn ich schon weg bin, bevor der Trubel in der Früh losgeht. Ich schlafe ja oft auf verbotenen Plätzen, dann verstecke ich mich zwar und nachts haben sie keine Chance mich zu entdecken. Sie können ja nicht hinter jedes Gebüsch leuchten und das wird auch nicht kontrolliert. Bei Tageslicht wirds dann schon schwieriger.

Hier wars nicht explizit verboten, also nehme ich an, dass es erlaubt ist. Und um 06:00 Uhr war alles offen. Ich hab nicht mitbekommen, wer wann aufgesperrt hat. Die warme Dusche ist morgens genausogut.

Do 10.09. Frenchs Forest (Km29.476)

Blick von der Harbour Bridge (die ist verdammt hoch) links runter auf die weltberühmte Oper von Sidney.

Am Dienstag letzter Woche in Tea Gardens, ich war grad auf dem Weg zur Fähre, sprach mich noch am Ende der Brücke von Hawks Nest kommend eine Joggerin an. Sie heißt Isabell, kommt aus Frankreich und lebt mit ihrer Familie in Sidney. Alle Menschen dieser Welt sind weltoffener als die Australier, die schon länger hier leben. Sorry, dass sich hier so viele Minuspunkte sammeln. Sie lud mich ein, sie zu besuchen und bei ihnen zu übernachten, und das mach ich gerade. Zufällig ist das auch im Nordosten, also relativ nahe. Ihr Mann heißt Chris und ist Schweizer, das hört man sofort, wenn er den Mund aufmacht. Sie haben 2 Söhne, 20 und 27, den älteren habe ich noch nicht gesehen, der jüngere setzt wie die meisten Männer im Wettbewerbskampf auf Muskeln.

Pilar besuche ich am Samstag, eine der Töchter ist unter der Woche tagsüber nicht zu hause, so hat sie vorgeschlagen, am Wochenende zu kommen.