Blog 44 Chile

Di 09. 08. Santiago de Chile (Km 44.367)

Ich denke, es ist einfacher, wieder mit den gesamten Kilometern weiterzurechnen.

Das ist Veronica im Flugzeug von Auckland nach Santiago. Sie saß direkt neben mir, ist Chilenin und fliegt mit Ricardo, ihrem Mann, für ein paar Wochen in die alte Heimat. Sie leben und arbeiten schon seit vielen Jahren in verschiedenen Ländern, zuletzt in Australien. Die beiden haben mir über die letzten bürokratischen Hürden bei der Einreise nach Chile geholfen und sind dann weitergeflogen.

Chile ist nämlich riesig, zumindest was die Länge betrifft. Das Land liegt zwischen dem 17. und dem 56. Breitengrad Süd, das reicht vom tropischen Norden über 4.275 km bis in den arktischen Süden. Wenn man das auf Europa übertragen würde, reichte es von der Mitte Dänemarks bis zur Südsahara. Aber Dänemark hat noch lange kein arktisches Klima, das ist im Süden anders, weil die Antarktis nicht mal 1.000 km von der Südspitze entfernt ist. Das zeigt, wie riesig dieser Kontinent am Südpol ist. Und obwohl Santiago sogar noch ein bisschen (50 km) nördlicher liegt als Sydney, ist es hier deutlich kälter (5 - 10⁰) Erschwerend zur nahen Küste von Antarctica kommen noch die Anden dazu, die sich durch die gesamte amerikanische Westküste ziehen und bis weit über 6.000 m hoch sind. Auch hier. Sie beginnen gleich am östlichen Stadtrand und sie streiten sich mit dem Himalaya um die höchsten Passstraßen der Welt, jenseits der 5.000 m. Und da oben herrschen jetzt, im südlichen Winter, ebenfalls arktische Temperaturen. Irgendwann und irgendwo muss ich sie überqueren. 

Es gibt noch einen weiteren klimatischen Minuspunkt, der Humboldstrom verläuft hier an der Südamerikanischen Westküste ebenfalls von Süd nach Nord, wie der wärmespendende Golfstrom im Atlantik, logischerweise ist der hier saukalt.

Sa 13.08. Santiago (Km 44.449)

Obwohl es hier manchmal auch Frost hat, wachsen Palmen.

Jetzt bin ich 6 Tage hier und kann schon sagen, Chile übertrifft meine positiven Erwartungen, mit denen ich ankam. Bis jetzt wohnte ich in einem homestay, eine Privatwohnung für 10.000 Pesos/Tag, das sind ziehmlich genau 10,- €. Dieser Wechselkurs macht das Umrechnen einfach. Ab heute hab ich eine neue Bleibe, wieder umsonst, in einem aktiven Museum. Ich kann nicht nur bleiben so lange ich will, am liebsten hätten sie mich für immer. Mein Einwand, dass ich nur 3 Monate Aufenthaltserlaubnis (visafrei) habe, kostete sie nur ein mildes Lächeln. Dies sei das kleinste Problem. Nicht dass sie mich in der Scheune verstecken wollen, gleich in der Nachbarschaft wohnt der neue Präsident von Chile, auch sonst haben sie beste connections zur Regierung.

Das Haus heißt Museo Taller (kann man googeln), außer traditionellen handwerklichen Maschinen, Werkzeugen und Produkten bieten sie auch Kurse in Holzverarbeitung an. Und tatsächlich kommen jeden Tag massenweise Leute zum basteln. Es gibt ein Heer von Lehrern, die aber auch keine richtigen Schreiner sind. Eigentlich gibt es in Chile keine Berufsausbildung wie wir sie kennen. Trotzdem gibt es hervorragende Handwerker. Einer davon ist Jose, der hat eine eigene Werkstatt gleich gegenüber, bearbeitet richtige Kundenaufträge und arbeitet auch irgendwie mit dem Museum zusammen. Ja, und als sie hörten  dass ich ein deutscher Schreinermeister bin, war klar  dass ich wie gerufen komme. Und mit meiner Reisegeschichte bin ich sowieso nochmal eine besondere Attraktion. Wir haben uns also darauf geeinigt, dass ich hier einen neuen Anhänger bauen und umsonst wohnen kann, dafür teache ich die Lehrer in Holzverarbeitung und Maschinenkunde, aus sicherheitsgründen. Hobbyschreiner haben auf jeden Fall ein höheres Risiko, sich zu verletzen. Ihr seht, meine Glücksträhne hält an. 

Ich sagte für etwa 4 Wochen zu, ich muss Patagonien ja noch im Sommer ereichen und bis an die Südspitze brauche ich mindestens 4 Monate.

Fr 26.08. Santiago

Ich hab noch nicht mal angefangen, meinen neuen Anhänger zu bauen. Es gab noch eine Panne, von der ich hoffte, sie würde sich in Wohlgefallen auflösen, tut sie aber nicht. Ich vermisse immer noch einen Koffer, ausgerechnet den mit allen Anbauteilen, Räder, Werkzeug, auch mein Schlafsack und ein paar Schuhe und Klamotten waren da drin. Es muss auch ein Missverständnis gewesen sein, ich könnte schwören, sie haben beim Einchecken am Flughafen in Cairns gesagt, ich brauche mich nicht mehr um mein Gepäck zu kümmern. Es wird von den Fluggesellschaften umgeladen von einem Flieger in den nächsten. Erste Zwischenstation war in Sydney und 10 Minuten vor dem Start nach Auckland bekam ich eine Nachricht, ich soll doch mein Gepäck abholen. Zu spät. Das lag im Domestic Terminal, dort wo der Inlands-Flugverkehr abgewickelt wird. Inzwischen war ich aber schon auf der anderen Seite der Start- und Landebahnen, im International Terminal, auf der Straße 6km außen rum. Ich fragte dort eine Info Dame was ich machen soll, und die meinte, kein Problem, ich soll es bei der Ankunft melden, dann schicken sie meine Koffer dorthin. 

Eine Woche später haben sie mich benachrichtigt, dass mein Gepäck angekommen ist, und wohin sie es liefern sollen. Es dauerte nochmal ein paar Tage, dann wurde mir einer der beiden Koffer gebracht. Auf meine Frage, warum nur einer, sagte der Lieferant, er habe keine Ahnung, er ist nur der Fahrer und tut, was man ihm sagt. Ich also sofort beim Baggage Service protestiert, die haben auch sofort geantwortet, ich soll ihnen ein paar Minuten geben um nachzusehen. Sie melden sich gleich wieder. Das war vor 8 Tagen. Seitdem stellen sie sich tot, keine Antwort mehr. Wenn ich es richtig verstanden habe, war im Ticketpreis eine bescheidene Versicherung für das Gepäck enthalten. Das wäre wenigstens ein Trostpflaster. Während ich noch überlege, ob ich das alles neu kaufen soll oder kann oder will, oder statt dessen wieder mit einer kleineren Version weiterziehen soll, arbeite ich fürs Museum. Hier wurde eine Abstellkammer im 1.Obergeschoß (mehr gibt es in den alten Häusern hier in Santiago nicht, wegen der vielen Erdbeben) ausgebaut und renoviert, die Ziegelstein Wände traditionell mit Lehm verputzt, zum Schluss habe ich den Fußboden abgeschliffen und lackiert. Wenns nach mir gegangen wäre, hätte ich ihn lieber geölt, aber ich bin nur Gast hier, für eine kurze Zeit. Morgen ziehe ich um, wohne dann in diesem neuen Raum. Zwischendurch baue ich auch eine neue Treppe für ebendiesen Raum, die alte ist in sehr schlechtem Zustand. Bei der Holzauswahl habe ich mich auf chilenischen Expertenrat verlassen, ich hab ja keine Ahnung, was das für Hölzer dort sind. Wir haben dann gebrauchte Bretter aus schwerem roten Holz gekauft, billig im Vergleich mit deutschen Holzpreisen. Sie nennen es Eiche, sieht aber eher wie Buche aus. Inzwischen war ein Museums Besucher bei mir in der Werkstatt von José, er ist ein deutscher Tischler, der jetzt hier in Chile lebt und arbeitet, und der sagt, es ist eine Buchenart. Und ich mach daraus eine Außentreppe. Dümmer gehts nicht. Buche ist leider überhaupt nicht witterungsbeständig. Weder in Deutschland, noch in Südamerika.

Mi 07.09. Santiago

Ich habe meinen vermissten Koffer wieder. Francisco, das ist der Inhaber vom Museum, Taller ist kein Name, sondern das spanische Wort für Werkstatt, also er hat mir ein Taxi bestellt das mich zum Flughafen brachte. Dort soll ich nach dem Gepäck fragen.

Eigentlich habe ich nicht an einen Erfolg geglaubt, aber in der Situation klammert man sich an jeden Strohhalm der Hoffnung. Und ich habe mich geirrt, zum Glück. Sie mussten ihn nicht mal suchen, innerhalb von einer Minute brachten sie ihn mir. Damit sind einige Probleme gelöst, meine schon fertigen Pläne für eine kleinere Version kann ich wegschmeißen und ich trauere ihnen nicht nach. Jetzt brauche ich nur noch die Batterie und das Solarpaneel.

Das ist "meine" Straße, ziehmlich im Zentrum von Santiago. Kein Zufall  dass sie Libertad heißt, dies ist auch ein politisch linkes Zentrum. Die Frau an der Wand muss neu sein, sie liest die neue Verfassung oder besser gesagt den Entwurf, der dann leider bei der Volksabstimmung letzten Sonntag mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde. Dies wäre die beste Verfassung der Welt geworden. 50% Frauen in jeder Regierung, Verwaltung, sogar in der Industrie zwingend vorgeschrieben, Schluss mit Privatbesitz von eigentlich staatlichen Aufgaben wie Strom, Wasser und Bildung, Selbstbestimmungs Rechte für die indigene Bevölkerung, ein Grundrecht auf Essen, Wohnen, Arbeit und ich weiß nicht was noch alles.

Klar, dass die besitzende Klasse da Panik bekommt und um ihre Privilegien fürchtet. Und leider ist es ihr wieder gelungen, die Stimmung zu drehen und den Leuten Angst zu machen. Bösartige Vergleiche wurden verbreitet wie Chilezuela oder Chiba. Ich hab mit einem Chilenen vor der Abstimmung darüber geredet,  er sagte mir sehr offen und ehrlich seine Meinung dazu und meinte das war das Werk von Kommunisten. 

Was ist an denen so schlimm, wenn sie so einen schönen Verfassungs Entwurf schreiben können?

So sieht meine Treppe jetzt aus
So sieht meine Treppe jetzt aus

So 09.10. Santiago

Die Chilenen sind begeisterte Wandbemaler. Das ist eine Schule in der Nähe und die Bilder sind nicht nur schön, sie haben oft auch historische Hintergründe. Die meisten verstehe ich natürlich nicht, aber das mittlere sehr wohl. Hier wurde Victor Jara ein Denkmal gesetzt. Der wurde 1973 von Pinochet und seiner Mörderbande umgebracht. Damals haben die Chilenen eine linke Regierung gewählt unter Salvador Allende. Deren Programm liest sich noch besser als der jetzt gescheiterte Verfassungsentwurf. Einer der für das Kapital härtesten Brocken war die geplante Verstaatlichung der Bodenschätze, hauptsächlich Kupfer. Dagegen hat Pinochet mit US amerikanischer Unterstützung am 11. September 1973 erfolgreich geputscht. Schon am nächsten Tag verhafteten sie den linken Sänger, Lieder- und Theatermacher Víctor Jara und 4 Tage später haben sie ihn erschossen.

So 06.11. Mendoza (Argentinien)

Ich mache einen Wochenend Ausflug, bin am Freitag mit einem Bus von Santiago nach Mendoza gefahren, 390 km. Die Grenze liegt fast in der Mitte und dort ist auch der Aconcagua, mit knapp 7.000 Metern der höchste Berg in Amerika, sogar der höchste weltweit außerhalb des Himalayas. Die Passstraße war aber nur 3.200m und so tief eingeschnitten in die Berge, dass ich den Aconcagua nicht gesehen habe. Morgen, Montag, fahr ich wieder zurück, dann bekomme ich nochmal 3 Monate Chile. Das erste viertel Jahr ist um und dies schien mir der einfachste und ein reizvoller Weg zu einer Aufenthaltsverlängerung zu sein. Hier ist es im Schnitt fast 10 Grad wärmer als in Santiago und die Gegend sieht sehr trocken aus, Einheimische bezeichnen sie als Wüste. Dafür gibts aber für meinen Geschmack zu viele Pflanzen.

Am Rückweg hab ich nochmal ganz genau geschaut. Hinter diesen Bergen, Blick nach Norden, kurz vor der Grenze, noch auf argentinischer Seite, da muss er liegen, der Aconcagua, etwa 20 km entfernt.

Mendoza ist eine nette "kleine" Stadt (nur 115.000 Einwohner), das Zentrum genauso schick wie das in Santiago. Dass Argentinien notorisch pleite ist, davon merkt man hier nichts. Die Leute sitzen in den Cafe's, gehen ins Restaurant, natürlich ist das nur der wohlhabendere Teil der Bevölkerung, die Mädchen machen sich schön, auch die Männer. In jeder Straße gibt es 3 bis 5 Friseursalons und die sind nicht nur alle gut beschäftigt, oft stehen die Leute (hier hauptsächlich Männer) Schlange vor dem Eingang. Das ist auch in Santiago so.

Wie in Asien glauben auch die südamerikanischen Männer, sie seien der oberste Zacken in der Krone der Schöpfung. Das schließe ich zumindest aus ihrer deutlich zur Schau gestellten Eitelkeit. Ich glaube, ich muss nicht mehr extra betonen, dass ich beides für blödsinnig halte. Der Ukrainekrieg und die Wahlen in den USA sind nur die neuesten Gegenbeweise für eine männliche Überlegenheit und die Entwicklung des Klimawandels zeigt doch, dass wir die dümmsten Kreaturen sind, die jemals diesen Planeten bevölkert haben.

Neulich habe ich gelesen, dass 125 Milliardäre soviel Kohlendioxyd erzeugen wie ganz Frankreich. Wozu brauchen wir Milliardäre? Noch dazu solche, die zur Wahl des Faschismus in USA aufrufen. Ja, die Republikaner sind seit Donald Trump eine offensichtlich faschistische Partei.

Mi 09.11. Santiago

Mein triciclo ist inzwischen fertig.

Mit selbstklebender Plastikfolie verkleidet in neuem Design. Die Solar Paneele hat mir Pancho geschenkt, 2 x 21 Volt/40 Watt in Reihe geschaltet macht das 42 Volt/80 Watt. Mein Festnetz Ladegerät leistet auch 42 Volt, das sollte also passen. Fehlt nur noch die Batterie. Es gibt hier in Santiago einen Mann, Miguel heißt er, der baut solche Batterien selber zusammen, verlötet einzelne Lithium Rundzellen und kann so jede beliebige Spannung und Kapazität erzeugen. Der hat auch die Batterien für Panchos Rollstuhl gemacht. Jetzt muss ich erst noch Pancho erklären. Das ist eine Art Abkürzung für Francisco und das ist der Boss vom Museum. Er hat Multiple Sklerose, kann nicht mehr gehen und auch nicht mehr sprechen. Zur Kommunikation benutzt er eine elektronische Tafel, auf die schreibt er alles was er sagen will mit dem Finger und löscht es nach jedem Satz wieder per Knopfdruck. Mit mir kommuniziert er in fast perfektem englisch. Telefonieren geht natürlich auch nicht, aber wozu gibt es Whatsapp.

Zurück zum Batterie Problem, genauer Exproblem: am Freitag, ich saß grad im Bus nach Mendoza, schrieb mir Pancho, dass Miguel ein Problem hat, das er nicht lösen kann. Auf meine Nachfrage bei ihm selber sagte er, er braucht mehr Zeit, aber nicht wieviel. Pancho hat einen Bruder, Adolfo heißt er, der besucht ihn ab und zu im Museum und der interessiert sich auch immer für mich und meine Konstruktion. Er erzählte mir von einem Menschen in Concepción (600 km südlich von Santiago), der auch solche Batterien baut, und zwar mit gebrauchten, recycelten Lithium Zellen. Finde ich noch besser, wegen dem ökologischen Fußabdruck. Bruno heißt der. Ich habe ihn angeschrieben, das wichtigste erklärt, und, Problem gelöst. Er baut mir diese Batterie innerhalb einer Woche, größer als die alte in Australien, die hatte 630 Wh, die neue wird 1080 Wh Kapazität haben. Klar wiegt die auch 2kg mehr, aber das entspricht gerade mal 2 Liter Wasser und so schwer war auch die 12 Volt Batterie, die ich um Australien zusätzlich mitgeschleppt habe. Ich fragte Miguel um sein Einverständnis den Auftrag bei ihm zu canceln, ja, war ok. Jetzt sehe ich, die Ungewissheit mit der Batterie hat mein Mitteilungsbedürfnis doch gedämpft.

X

Freitag 09.12.22 Mandinga (Km 44.466)

Am Dienstag habe ich Santiago verlassen, aber wirklich erst am Donnerstag. Es dauerte nämlich 2 Tage, bis ich den Stadtrand in südwestlicher Richtung erreicht habe. Obwohl ich mich mit täglich 5 bis10 km Laufen fit gehalten habe, schaffe ich jetzt nicht mal 25 km/Tag im Schnitt. So schnell verliert man Muskelmasse, wenn man nur etwas weniger trainiert. Aber das kommt schnell wieder.

Hier gibt es auch Fliegen, aber im Gegensatz zu Australien nur vereinzelte Exemplare. Mücke habe ich noch keine gesehen. Zweimal musste ich Leute um einen Schlafplatz (im Zelt) bitten, weil es wie in Australien fast lückenlos Zäune und Mauern gibt, da kann man die Straße nichtmal verlassen. Das betrachte ich als Maßstab für die Kriminalität im jeweiligen Land. Und der Straßenrand ist erwartungsgemäß in schlechterem Zustand als in Australien, das ist ein Maßstab für den Wohlstand eines Landes. Solchen Ländern nehme ich das nicht übel. Das bremst mich aber etwas, und die Verkehrsdichte ist hier 100 km südlich von Santiago immer noch hoch.

Ich schreibe erst jetzt, weil ich ein neues Telefon habe, und damit versperren sie (die Jimdo Leute) mir den Zugang. Ich hab schon mit ihnen Kontakt aufgenommen, aber vor 3 Tagen sagten sie, sie melden sich bei mir. Jetzt habe ich das alte - wieder reaktiviert, damit geht es. Ich konnte diesmal die Übertragung meiner Daten aufs neue - selber machen, aber andersrum, vom neuen aufs alte, hab ich noch nicht geschafft. So habe ich jetzt auf dem alten - keinen Zugang zu den aktuellen Fotos.

Jetzt hab ichs nochmal versucht und geschafft (Smart Switch):

Das war mein Abschied vom Museum, der Mann im Rollstuhl ist Pancho, drum herum seine Mann- und Frauschaft (dieses Wort kann der Google Übersetzer sicherlich nicht in die spanische Macho-Sprache übersetzen. Das erkläre ich später). Überwiegend junge Leute, und alle sehr nett und freundlich, jedenfalls zu mir. Sie sagten, sie werden mich vermissen.

Do 15.12. Colchagua (Km 44.584)

Hurra, es funktioniert wieder, auch auf meinem neuen teléfono celular. Das hin und her der Simkarte hat mich doch genervt.

In solchen Fällen rufe ich immer meinen Freund  Reinmund zu Hilfe und er hat noch immer die Lösung gefunden. Diesmal musste ich nur die Jimdo app löschen und neu installieren. 

Nochmal ein Abschiedsfoto vom Museum, aufgenommen von der Dachterrasse schräg gegenüber, auch ein Museum (irgendwas mit Tanz).

Inzwischen hatte ich wieder 2 größere Reparaturen, die mich jede fast einen ganzen Tag gekostet haben. Das erste mal war es die Federung der Hinterachse, die hat beidseitig geklemmt. Damit habe ich bei der Konstruktion schon gerechnet, dachte aber, das würde vielleicht bei Regenwetter passieren, aber es ist seit meinem Aufbruch heiß und trocken. Die Führung der beweglichen Teile ist aus einem sehr harten Holz, viel härter als das härteste Holz, das ich jemals in Deutschland in der Hand  hatte. Und die habe ich schon in weiser Voraussicht justierbar gemacht, das war jetzt meine Rettung. Die zweiten Reparatur war wie schon oft, die Zug und Stoßdämpfung meiner Lenkstange, da haben die Befestigungspunkte der Gummis im Inneren versagt. Da erfinde ich jedesmal eine andere Lösung und lerne so, was hält und was nicht. Und es wird jedesmal besser. 

Durchschnittlich jeden 2. Tag zelte ich im Garten von Privatleuten, hier eine Mutter mit ihren Töchtern in einem San Pedro. Es muss tausend San Pedros geben in Chile.

Es regnet angeblich im Sommer nie, in der Mitte und im Norden von Chile.

Mo 26.12. Villa Alegre (Km 44.889)

Ich hab schon lang kein Landschaftsfoto mehr gepostet.

Das ist das "Valle de los Artistas" in der Nähe von Ranguil, Blick zurück nach Norden. Weiter rechts ist der Anden-Hauptkamm, einige der Gipfel sind schneebedeckt. Hier habe ich Patricia besucht, sie hat mich im Museum eingeladen und weil meine Leistungsfähigkeit nach 4 Monaten Santiago noch nicht so ganz wieder hergestellt ist, habe ich dort auch noch einen Ruhetag verbracht.

Das ist ihr Haus, aus Lehm gebaut, und richtig vermutet, ist sie mit einem  Künstler (el artista) liiert, Gregorio Bertschenko). Der war aber leider grad aus beruflichen Gründen in Valdivia (700 km weiter südlich). Vor ein paar Jahren hat es ein Erdbeben der Stärke 9 unbeschadet überstanden. Meine Hochachtung für diese handwerkliche Leistung. Dann ging ich weiter nach Talca, dort gibt es eine Firma die sich auf Solarenergie spezialisiert hat. Die beiden Paneele, die mir Pancho geschenkt hat, schaffen zwar bis zu 42 Volt und das ist genau die Obergrenze meiner Batterie, aber sobald die Batterie etwas Strom aufnimmt, fällt die Spannung rapide ab. Bei 36 Volt schaffen sie (die Paneele) 80 Watt und das ist ohne die vielen verlustreichen Geräte, die ich in Australien noch benutzte, vollkommen ausreichend. Das Problem, bei 36 Volt ist die Batterie fast leer, 40 Volt sind etwa 50% der Kapazität. So pendelt sich der Füllstand der Batterie um die 37 Volt ein, das ist viel zu wenig. Ich fürchte, die Batterie nimmt dabei Schaden. Außerdem habe ich zu wenig Reserven. Bisher war das kein Problem, die höchsten Berge hatten 150 m Höhenunterschied, aber es wird im Süden viel bergiger. Ich brauche also 3 solcher Paneele a 30 Watt. Außerdem sind meine viel zu schwer, sie wiegen mindestens 10 kg, ein unmöglicher Zustand, das australische hatte 1 kg. Leider konnten sie mir in Talca nicht helfen. Ich brobiere es nochmal in Concepción, von hier aus brauche ich dafür noch 6-7 Tage.

Mi 28.12. Cauquenes (Km 44.964)

Do 29.12. Ñuble (Km 44.996)

Gestern ist es wieder spät geworden und ich war dann doch zu müde zum schreiben. Habe am Ortsrand von Cauquenes einen Bauernhof gefunden und dort gefragt, ob ich hier zelten darf. Eine Menge junger Leute umringten mich, einer deutete auf einen älteren Mann, er ist der Chef (el jefe). Natürlich durfte ich.

Das war ein paar Tage vorher, kurz vor Talca. Vom letzten größeren Ort, San Rafael, sind es eigentlich nur 12 km nach Talca, auf dem Highway, der Ruta 5. Der ist aber für Fußgänger verboten, die Alternative war dann 27 km lang, viele Höhenmeter und meist Schotter. Die beiden hübschen machen eine Fahrradtour von Valparaíso nach Patagonien, sie sind also noch am Anfang ihrer Reise. Eine hatte ein technisches Problem, die Kette war halb abgerissen und sie musste schieben. Ich sah mir ihr Werkzeug an, aber es war nichts für eine Reparatur geeignetes dabei. Es war schon abends, da haben sie die Zeltplatzsuche kurzerhand auf mich übertragen, ich muss ja Profi sein in dem Job. Habe mein Zelt dann mit 10 m Abstand aufgebaut, ich möchte sie nicht stören, falls ich schnarche.

Ñuble ist eine von 16 Regionen in Chile. Ich nehme den Namen, weil hier kein Ort weit und breit ist und ich gestern die Grenze von Maule nach Ñuble überquert habe.

Sa 21.01.23 Lipingue (Km 45.688)

Einmal habe ich am Waldrand, neben einem Getreidefeld übernachtet, weitab von der Straße und war überzeugt, hier würde mich niemand finden. Doch frühmorgens hörte ich nahe Stimmen und als ich aus dem Zelt kroch, sah ich 3 Männer, die mit Sicheln das Getreidefeld neben meinem abernteten. Die Armen hatten nicht mal eine Sense. Es gibt aber auch moderne Mähdrescher, so riesig, dass sie die gesamte Straße einnehmen. Wir haben uns kurz freundlich unterhalten, dann arbeiteten sie weiter. Ein andermal ein ähnlicher Fall, wieder Waldrand, daneben eine Wiese.Es ist immer noch schwierig, einen Schlafplatz zu finden, weil überall Zäune und Mauern und Wassergräben (zwecks Bewässerung) mir den Weg versperren. Weil fast überall Weidewirtschaft betrieben wird, auch auf den abgeernteten Getreidefeldern, auch in den Wäldern. Und die Tore sind mit schweren Ketten und Vorhängeschlössern  abgeschlossen. Es sollen ja schon ganze Vieherden geklaut worden sein. Ab und zu findet man aber auch ein Tor, das man öffnen kann, oder einen Stacheldraht, der nur am nächsten Pfosten eingehängt ist. So war es auch in diesem Fall. Ich muss die Gelegenheit nutzen, wenn es schon spät ist, ich kann ja nicht am Straßenrand übernachten. Die meisten Chilenen sind Lang- oder besser gesagt: Spätschläfer. Vor 10:00 Uhr morgens ist überall tote Hose, keine Lebensmittel, nichts. Nicht so die Bauern. Auch hier kam er schon bei Sonnenaufgang, das ist hier zur Zeit um 06:40 Uhr, mit ein paar Bullen, die er auf genau diese Wiese brachte. Wieder kroch ich aus dem Zelt um meine Anwesenheit zu erklären, er hörte interessiert zu und hatte keinerlei Problem mit meinem Hausfriedensbruch. Zum Schluss wünschte er mir noch eine gute Weiterreise und vertraute darauf, dass ich den Zaun wieder ordentlich verschließe, wenn ich fertig gepackt habe. In Deutschland würde das mit Sicherheit ganz anders ablaufen.

Der See heißt Villarrica, ebenso der Vulkan im Hintergrund rechts, und auch so die Stadt, die liegt hier rechts vom See (südwestliche Ecke). Der Vulkan ist "nur 2.847 m hoch und ist einer der aktivsten von Chile. Durchschnittlich alle 10 Jahre ist er in den letzten 500 Jahren ausgebrochen und nicht immer ist es glimpflich abgelaufen. Und er hat immer eine Rauchfahne. Breitengradmäßig liegt er (im Vergleich) zwischen Ätna und Vesuv, und an der Schneegrenze jetzt, mitten im Sommer, kann man den klimatischen Unterschied deutlich erkennen. Hier besuchte ich Andres und seine Familie, er hat lange Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet, eine Schreinerausbildung gemacht und hat dort auch seine Frau kennengelernt. Seit 8 Jahren leben sie nun in Chile, haben hier (sein Zuhause) eine ziehmlich große Schreinerei, bauen wunderschöne Massivholzmöbel und auch Tinyhäuser, das ist in Chile nichts neues, die gibt es hier schon immer und sie heißen Cabañas.

Ich fand Andres im Internet, als ich nach Santiago kam und einen Platz suchte, wo ich meinen neuen Anhänger bauen kann. Und er hat mich an Pancho und das Museum verwiesen. 

Ich blieb 2 Nächte hier, hatte wieder ein paar Reparaturen und brauchte auch ein paar Ersatzteile.

Mi 25.01. Entre Lagos (Km 45.803 H 200m)

Entre heißt zwischen, also "Zwischen Seen". Ich bin auf dem Weg nach Argentinien. Bis zur Grenze sind es von hier noch 70 km, mit 1100 m Höhenunterschied. Die Wetteraussichten sind stark bewölkt, geringes Regenrisiko. Ich werde wohl etwas mehr Pausen brauchen und rechne mit 3 bis 4 Tagen. Ich habe zwar noch 12 Tage Aufenthaltsrecht, aber der nächste Grenzübergang ist 450 km entfernt und das ist etwas zu weit. Die nächste größere Stadt drüben heißt Bariloche.

Fr 27.01. Nationalpark Puyehue (Km 45.849 H 350m)

Ganz rechts im Hintergrund, das ist der Vulkan Puyehue (2.236m hoch), ich komme von Südwesten. Bin jetzt 2 Tage lang am Südufer des Lago Puyehue entlanggegangen, von hier (ein paar Stunden später) ist der Vulkan im Norden, keine 10 km Luftlinie bis zum Krater. Hier ist aber so viel Wald, dass man ihn nicht sieht. Und in diesem Nationalpark leben unter anderen auch Stinktiere und Pumas. Ich habe mir heute schon etwas früher als sonst meinen Zeltplatz gesucht, damit ich bei Einbruch der Dunkelheit alles erledigt habe und werde mein Zelt also nachts nicht verlassen. So ein ausgewachsener Puma bringt bis zu 120 Kg auf die Waage, der kann mich vermutlich zum Abendessen vertilgen. Aber im Zelt mache ich mir keine großen Sorgen, das habe ich schon bei den Wölfen gelernt.

Der Vulkan ist 2011 das letzte Mal ausgebrochen und das war heftig. Die Behörden haben am 04.Juni 3500 Einwohner evakuiert, am nächsten Tag war die Eruption, bei der eine Aschewolke bis in die Stratosphäre geschleudert wurde. Sie zog dann nach Osten, in den betroffenen argentinischen Provinzen musste der Notstand ausgerufen werden, auf den Wiesen und Feldern dort lag die Asche bis zu 50 cm hoch. Der Jetstream hier umrundet den Planeten in einer Woche, so kam die Aschwolke wieder in etwa auf gleicher Höhe von Westen zurück und auch das hat den Flugverkehr in ganz Südamerika behindert. Nach der zweiten Erdumrundung zog sie etwas weiter nach Norden, traf Australien und machte auch dort dem Flugverkehr zu schaffen. Völkerrechtlich kann man dafür aber nicht Chile verantwortlich machen.

Sa 28.01. 06:00 Uhr früh

Erwartungsgemäß habe ich die Nacht überlebt.

Aber um 01:00 nachts hörte ich Stimmen in meiner Nähe und Geräusche die sich anhörten, als ob da jemand Müll ablädt. Der Schein ihrer Taschenlampen traf auch ein paarmal mein Zelt, aber ich war doch so gut versteckt, dass sie mich nicht gesehen haben. Danach träumte ich, dass jemand mein Zelt seitlich aufschlitzte  eine Hand kam herein und suchte nach etwas Brauchbarem. Ich rammte mein Küchenmesser in diese Hand, worauf ein Mann laut aufschrie, sie zurückzog und flüchtete. Manche Träume können so eindringlich sein, dass man morgens erst mal überprüfen muss, ob es Traum oder Wirklichkeit war. Aber mein Zelt ist unversehrt. Das zeigt mir, dass ich wohl doch mehr Angst vor Menschen als vor Pumas habe.