BLOG 8 Aserbaidschan

Do 14.09.17 Tovuz (km 4195)

Dieses fucking Aserbaidschan will keine Sim Karten an Ausländer verkaufen. Sowas hätte ich höchstens noch Nordkorea zugetraut. Mehr kann ich zur Politik hier nicht schreiben, das scheint mir hier noch deutlich gefährlicher als in der Türkei. Aber über die Lage der Menschen werde ich berichten. Nach langem Suchen hab ich endlich eine Kneipe gefunden, die Internet hat und das auch funktioniert. Die Georgier sind viel ärmer als die Türken, aber sie glauben, Aserbaidschan ist ein reiches Land, die verkaufen jede Menge Erdöl und -Gas. Das Gegenteil ist der Fall. Am Wohlstand der einfachen Leute gemessen ist das hier eindeutig 3. Welt. Und ich kann bestätigen, was sich als Gefühl während meiner bisherigen Reise eingeschlichen hat, je weiter ich mich von Zuhause entferne, desto freundlicher und neugieriger werden die Menschen. 

Ein Bild aus der 3. Welt: Eine verendete Kuh im Straßengraben. Obwohl schon skelettiert, stinkt sie immer noch bestialisch meilenweit gegen den Wind. Wie lange wird sowas toleriert?

Do 14.09. Qovlar (km 4211)

Hier hupt und winkt fast jeder Autofahrer, kaum jemand lässt mich vorbeigehen ohne mich nach dem woher und wohin zu fragen. Manchmal weigere ich mich einfach zu verstehen, um es abzukürzen. Sonst komme ich überhaupt nicht mehr vorwärts. Einer Gruppe Jugendlicher Männer ist es aber doch gelungen, mich aufzuhalten. Sie haben Smartphones und können auch damit umgehen. Auch der Google Übersetzer ist ihnen geläufig. Ich muss erst wieder Internet haben,  um die Datei aserbaidschanisch zu importieren. Aber so konnten wir ganz gut kommunizieren. Am Ende fragte mich einer, ob ich mitkommen will, auf einen Çay. Ich sagte zu, und ging mit ihm.  Er führte mich zum Fluss, ich wunderte mich schon, weil da keine Häuser mehr waren, und weil keiner der anderen mitkam. Am Fluss stand eine Baracke (auch 3.Welt), und das wurde mir langsam unheimlich. Ich erklärte ihm, dass ich jetzt wieder zurückgehe, um meinen Weg fortzusetzen, und  tat das dann einfach. Da kamen mir 2 der jungen Männer von vorhin entgegen. Sie begleiteten mich wieder zurück und fragten mich, ob ich noch alles habe, Handy, Geldbörse usw. Ich blieb stehen um nachzuschauen und es war alles da. Sie erklärten mir, es gebe in Aserbaidschan auch " bad people", und der andere, das ist einer von ihnen. Meine Frage,  ob es sich um Gipsy handelt, haben sie nicht verstanden. Sie sind uns also mit Abstand gefolgt, um mich zu beschützen. 

Das ist ein Apfelbaum vor einer Kneipe, wo ich einen Çay getrunken habe. Die Äpfel sind kaum größer als Kirschen. Ein Mann kam, pflückte sich einen, steckte ihn in den Mund und aß ihn, mit Kernen und allem. Das musste ich natürlich auch sofort probieren. Er schmeckte wie ein normaler mehliger Apfel, leicht bitter. Der Wirt schaute zu, holte eine Plastiktüte und beauftragte den anderen, diese für mich zu füllen. Der tat das und hörte nicht mehr damit auf, alle meine Proteste blieben ohne jede Wirkung. In Georgien wollte ich mal ein paar Kartoffeln und Zwiebeln kaufen, Das Ergebnis waren 4 kg (ohne Bezahlung). Auch da war mein Widerstand zu schwach. Aber ich bin noch lernfähig. Ein Kilo sollte reichen.  Ich ging also hin, nahm ihm die Tüte mit Gewalt weg, und verstaute sie in meiner Tasche. Schluss, aus, Basta. Das hat er verstanden. 

Der Ortseingang von Tovuz.

Eine Geschichte hab ich vergessen zu schreiben. Am ersten Morgen in Tiflis, ich hatte in einer Bäckerei etwas eingekauft, besorgte mir noch einen Kaffee to go um 15 Euro Cent, und setzte mich auf eine Mauer um das zu verfrühstücken. Unweit von mir sammelte sich eine Gruppe von 5 Frauen, einige brachten Essen mit, so frühstückten sie gemeinsam. Nach kurzer Zeit knüpften sie Kontakt zu mir und stellten die üblichen Fragen, und nach weiteren 5 Minuten kam der erste Heiratsantrag. Ich sah zu, dass ich mich vom Acker mache.

Fr 15.09. Zayam (km 4227)

Heute habe ich die erste Moschee gesehen. Auf dem Foto erkennt man es nicht, aber auch sie wird von Müllverbrennungsrauchschwaden eingenebelt. 

Sa 16.09.Qusqara (km 4267)

Das Leitungswasser hier kann man trinken, aber nicht immer. Aus machen Leitungen kommt Grundwasser, das trinken die Leute hier nicht. Man muss also immer jemanden fragen, und wenn keiner da ist, verzichten. Das war auch in der Türkei und in Georgien so. Das Wasser in PET Flaschen ist hier, im Vergleich zu anderen Preisen, am teuersten. Es kostet tatsächlich mehr als Benzin. 1 Liter Wasser kostet 1 Manat, das sind ca. 66 Eurocent. Diesel kostet 0,60 Manat, Normalbenzin 0,90 und nur Super ist teurer mit 1,15. Ein Arbeiter verdient hier im Monat! 75 bis 150 Manat. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch, Arbeitslosengeld gibt's nicht. Ich kann mich nur wiederholen: 3. Welt Niveau. Sowas kann man nur mit Menschen machen, die nichts besseres kennen und dass das so bleibt, dafür wird gesorgt, den Öleinnahmen in Milliardenhöhe zum Trotz. So hat man jederzeit ein williges Heer von billigen Sklaven zur Verfügung. 

Die Hauptstraßen hier sind besser als in Georgien, aber die Nebenstraßen sind genauso schlecht. Da wird kein Manat investiert. Die stammen noch aus Sowjetzeiten, sind in völliger Auflösung, der Asphaltbelag kann tatsächlich spurlos verschwinden, alles scheiß egal. Was die Obrigkeit für unwichtig hält, ist unwichtig. Im Vergleich dazu ist die Türkei ein sozialistischer Wohlfahrtsstaat, auch ohne Ölmilliarden. Die Straßen Auflösung war in Georgien genau das gleiche Drama, dort hab ichs ihnen aber wegen ihrer Armut verziehen. Und die lagerfeuermäßige Müllverbrennung verzeihe ich ihnen auch nicht. 

Zum Leitungswasser muss ich noch was schreiben: manchmal, wenn man es nicht braucht, kommt ein Wasserhahn pro km. Aber wenn ich dringend welches brauche, kommt 100 km lang kein einziger. Dann muss ich wohl oder übel dieses sündteure Flaschenwasser kaufen. 

diesen Text habe ich schon vor ein paar Tagen geschrieben, aber er ist irgendwie verloren gegangen:

Seit 100 km suche ich vergeblich eine Mülltonne. Vor mir überquerte eine Frau mit einer Schachtel voll Müll die Straße (hauptsächlich Plastik) und kippte alles in den Straßengraben, wo sich schon eine kleine Müllhalde gesammelt hat. Dann zückte sie ein Feuerzeug (mir stockte der Atem) und fackelte den ganzen Haufen einfach ab. Der Qualm kroch über die Straße und in die Häuser, auch durch den Lebensmittelladen, aus dem sie gekommen war. Wenn ich mir vorstelle,  was da alles verbrennt, tut mir schon vom Zuschauen die Lunge weh. Aber dort wohnen Menschen und spielen Kinder. Alles scheißegal. So geht Müllentsorgung aserbaidschanisch, obwohl sie Milliarden mit Öl und Gas Verkauf einnehmen. 





Mi 20.09. Göyçay (km 4412)

So lange habe ich kein WLAN gefunden. 

Am Sonntag früh kam ich nach Ganja. Zwischen km 5 und 10 vor der Stadt mindestens 20 Möbelhäuser, das gleiche Bild wie in Chaschuri in Georgien, mit Hängematten und Liegestühlen.

Wie kann man nur? Obwohl einige schon pleite sind, wird fleißig weitergebaut, als ob es keine anderen Bedürfnisse im Volk gäbe. 

5 km vor der Stadt haben Sie die Straße zur Prachtstraße ausgebaut, von 4 auf 8 Spuren erweitert, mit beiderseits reichlich bewässerten Grünstreifen. 

Dann mal wieder der Präsident (oder sein Vater?) in Großformat. So sieht ein sein Volk liebender und sich dafür bis zur Selbstaufgabe aufopfernder Landesvater aus.

Ich muss meine ängstlichen Vorsätze in Sachen freier Meinungsäußerung über den Haufen werfen. Langsam fange ich an, mich dafür zu schämen.

Also in Wahrheit handelt es sich um eine veritable Gaunerbande, die beim Zusammenbruch der Sowjetunion die Gunst der Stunde genutzt, und sich das Land, das Volk und seine Ressourcen unter den Nagel gerissen hat und es schamlos ausbeuten. 

Die Straßenkehrerin ist vermutlich billiger pro km als eine Straßenkehrmaschine.

In Ganja war Marathon, um 09:00 Uhr habe ich es erfahren, um 10 war Start. Aber ich hätte nicht nur ein paar Stunden, sondern ein paar Tage gebraucht, mich darauf vorzubereiten. Wie ich es verstanden habe, war der Hauptsponsor die Hajdar Aliyev Foundation, auch hier lassen sie ein paar Krümel von ihrer Beute und ihrer Herrlichkeit fürs Volk fallen. Sicherlich nicht uneigennützig. 

Am Ortsausgang wiederholt sich das Bild mit der Prachtstraße. 

Die Mauer ist 20! km lang. Beidseitig. Gestaltung und Design ändert sich alle paar km, dazwischen immer wieder so was wie Wehrtürme, großzügig beleuchtet mit moderner LED Technik, und ich kanns kaum fassen, kein einziger Strahler fehlt, obwohl er leicht abschraubbar wäre. Mich würde interessieren, wie die Straßenkehrerin abends ihre Wohnung beleuchtet und wie hoch ihre Stromrechnung am Monatsende ist.

Zum krönenden Abschluss das Eingangstor. Das ist kein Gebäude, sondern wie die Mauer nur Kulisse. Sinnloser Firlefanz. Beiderseits der Straße. Daneben wieder der riesige Präsident. Damit die Untertanen wissen, wem sie das alles zu verdanken haben. Das einzige in was sie investieren, sind solche Prestige Projekte, mit denen sie sich wohl ein Denkmal setzen wollen. Menschen pilgern hierher, machen Gruppen Selfies vor der "Burg" und mit Präsident, mir geht das alles ziemlich auf den Geist.

Mit Internet ausgestattete Kneipen sind hier so rar wie noch nirgends auf meiner Reise. In einem Kaff habe ich versucht, jemanden der englisch konnte, zu bestechen. Ich habe ihm 10 Manat angeboten, wenn er für mich eine Sim Karte kauft, aber er hat sich nicht getraut. Zuerst hat er mir nicht geglaubt, und die Verkäuferin wusste auch nichts davon. In mir keimte schon die Hoffnung, es könnte doch noch was werden mit Internet, aber als sie das Formular ausfüllte, sah sie, dass es nur mit aserbaidschanischem Pass geht.

Die Landschaft ist seit Tagen sowas von flach, 10 Hm auf 40 km, und abends eine Moskito Plage. Ich ziehe lange Sachen an und sie stechen mich ins Gesicht und in die Handrücken, während ich mein Zelt aufbaue. Wenn ich sie aus dem Gesicht wische, und dann die Hand anderweitig benutzen will, sticht mich 1 Sekunde später schon die nächste. 

Was soll ich den Leuten sagen, wenn sie mich fragen, wie mir Aserbaidschan gefällt und wie mir das Essen schmeckt? Ehrlicherweise müsste ich sagen: überwiegend beschissen. Aber sie sind glücklich, wenn ich ihre Erwartungen bestätige und behaupte, es sei ein schönes Land, und das Essen ist gut. Ist es nicht. Überall tun sie diese Koriander Blätter hinein und ich kann mich nicht daran gewöhnen. Ich habs gegoogelt und herausgefunden, dass es genetische Ursachen hat, obs einem schmeckt oder nicht. Für mich schmeckt es nach Erbrochenem. Aber in Aserbaidschan gibt's diese genetische Konstellation offenbar nicht, oder sie haben sich doch daran gewöhnt, sonst müssten sie doch fragen, ob man es will oder nicht. Das Gehupe geht mir auch auf den Geist. Oft übersteigt die Lautstärke meine Schmerzschwelle. Ich hatte immer Verständnis für Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts- Syndrom. Aber den Auto- oder LKW Fahrern, die auf diese Weise meine Aufmerksamkeit erzwingen wollen, würde ich am liebsten einen Stein in die Windschutzscheibe werfen. 

So leid's mir tut, ich muss hiermit eine Reisewarnung vor Aserbaidschan aussprechen. 

Aber ich hab schon fast die Hälfte hinter mir.

So 24.09. şamaxi (km 4512)

Aserbaidschan liegt ja zwischen dem Großen Kaukasus im Norden und dem Kleinen- im Süden. Dazwischen liegt ein breites Tal, das sich vom Nordwesten, von Georgien, quer durch  Aserbaidschan nach Südosten bis zum Kaspischen Meer durchzieht. Dort habe ich mich bis gestern bewegt. Jetzt hat mich meine Route etwas weiter nach Nordosten in Richtung Großer Kaukasus geführt, der hier im Osten aber nicht mehr so hoch ist. Ich musste ein paar Vorberge überwinden, von 200 m im Haupttal, bis über 900 m hoch (die Straße). Schneebedeckte 4000er habe ich aber keine gesehen. Jetzt bin ich wieder in einem Tal, auf 700 m, das parallel zum letzten, nach Südosten bis nach Baku führt.

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Solch seltsame Blumen gibt es hier. 

Der Aserbaidschaner liebste Frucht ist der Granatapfel. Die werden Plantagen mäßig angepflanzt, wachsen aber auch wild wie Unkraut. Das sind dann meist kleinere Sorten. Und sie sind jetzt grad reif.

Ein Fluss, der aus dem großen Kaukasus im Norden kommt. An dem Flussbett erkennt man, der kann auch anders. So stelle ich mir den Inn vor, wenn die Gletscher geschmolzen sind. 

Ein freundliches Ehepaar, die haben mich von der Straße weg geholt, gaben mir zu essen und zu trinken, so bekam ich mal wieder Einblick in das Leben der Menschen. Es gab Rührei mit Zwiebeln und viel Öl, dazu Salat mit Gurken, Tomaten, Zwiebeln diesmal ohne Koriander, Schafskäse, Brot und Çay. Und alles ist selbst hergestellt, auch der Käse und das Brot. Die Supermarkt Produkte verachten sie aus Qualitätsgründen. Die beiden gehören schon zu den wohlhabenden. 

Der gesamte Innenhof ist ihr Sommer Wohnzimmer und ist mit einem luftigen Blechdach überdeckt, wegen der Sommerhitze. In der Mittagszeit bis zum frühen Abend hat es hier immer noch zwischen 38 und 40 Grad (auf der Straße). Immer! Nachts fallen die Temperaturen aber schon auf 15 bis 18 Grad, was ich schon als saukalt empfinde.

Das war mein nächster Gastgeber. Er hat mich und mein Zelt entdeckt, als ich es gerade aufgebaut hatte, und er meinte, das kommt nicht in Frage. Er bestand darauf, dass ich mitkomme zu ihm, und da war nichts zu machen. Ich hatte keine Lust, wieder zusammen zu packen und die ganze Prozedur wo anders nochmal, aber er ließ mir nicht die Wahl. Schließlich gab ich nach und ging mit ihm. Sein "Haus" war das letzte am Fluss, es ist eine Baustelle, er wohnt in einem Schuppen in der Größe einer Garage, mit Blech verkleidet, ohne Fußboden, PVC auf der Erde, darüber teilweise Teppich.Es gab einen Kühlschrank und einen vorsintflutlichen Fernseher, eine dünne Matratze lag auf dem Teppich, eine andere war als Sessel zusammengefaltet, auf der schlief er, ich bekam die andere. Vorsichtshalber nahm ich meinen Schlafsack mit, ich dachte an Läuse und Flöhe. Erst am nächsten Abend fiel mir auf, wie muffig der gestunken hat, aber ich bin ohne Ungeziefer Befall davongekommen. Ich glaube, er hat sich auch in mich verliebt, jedenfalls wollte er mich am nächsten Morgen gar nicht mehr gehen lassen, und als er damit keinen Erfolg hatte, bestand er darauf, dass ich nach meiner Weltreise zu ihm komme und bei ihm bleibe.

Solche Rinder habe ich bisher noch nicht gesehen. Erinnert mich an Büffel. 

Jetzt geht's wieder bergauf, ein letzter Blick zurück. Hier auf dieser Bergstraße das nächste Kuriosum: in jeder Kurve eine Teekneipe. Und alle betreiben offensive bis aggressive Werbung. An dem Tag bin ich nicht weit gekommen. Es waren mindestens 50 auf 10 km. Ein Wirt schimpfte auf die Regierung, die all die Ölmilliarden Dollar in die eigene Tasche steckt und das Volk hat so wenig, dass keiner stehen bleibt, weil sie einfach kein Geld haben. Das stimmt zwar, aber wenn alle das gleiche machen, kann es niemals gutgehen.



So sehen diese Tee Kneipen aus. Ein russischer Samowar. Das Ofenrohr ist abnehmbar, verbessert die Verbrennung und beschleunigt die Erwärmung des Wassers. Der Brennstoff  (Holz oder Holzkohle) wird durch das Ofenrohr nachgefüllt. Manche bieten auch Essen an. 

mi 27.09. Baku (km 4616)

So lange habe ich jetzt kein Internet gefunden. Das Kaspische Meer empfängt mich gleich mit Sauwetter. 

Seit 2 Tagen regnet es, und das soll noch eine Woche anhalten. Die Temperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad, das heißt für mich Winterausrüstung. Soeben habe ich die iranische Botschaft gefunden (im Internet), die könnte ich heute nachmittag erreichen. 

Hier noch ein paar Bilder der letzten Tage:

Das ist ein häufiger und typischer Baufehler, die Fundamente werden wohl in der Regel viel zu schwach bemessen. 

Das ist eine Metzgerei an der Straße, wo sonst 20 km lang nichts ist. Mir war sofort klar, davon kommen jetzt noch 20 Stück. Hat nicht ganz gestimmt, es waren nur 8, und dazwischen war noch ein Außenseiter:

der Junge, 14 Jahre alt kocht und verkauft hier Maiskolben, ihm hab ich einen abgekauft. Zuerst sagte er 5 Manat. Ich bot ihm einen-, womit er dann auch sofort und hochzufrieden einverstanden war. Kinder können manchmal richtig anstrengend sein. Man muss höllisch aufpassen, sehr schnell haben sie ein Teil meiner Ausrüstung in der Hand, und sofort fällt ihnen eine Verwendung dafür ein. Er wollte mir ein paar meiner Laufschuhe abbetteln, musste sie sogar probeweise anziehen, aber ich blieb hart. Ich rechnete ihm vor, dass die 180 Manat kosten, was aber sein Vorstellungsvermögen bei weitem überstieg. Ausserdem habe ich ja noch viel vor und kann sie nicht entbehren. 

Das ist der älteste Mensch, den ich in meinem Leben getroffen habe. 105 ist er, sagt er und auch die anderen Dorfbewohner haben das gesagt. Und man kann sich noch vernünftig mit ihm unterhalten, über Dolmetscher, für mein Smartphone sieht er nicht mehr gut genug. 

Der Fahrer hat's überlebt. Hier hängt die Straßenwalze schon am Haken eines Schwerlastkrans.

Do 28.09. Baku (4636)

Das Gasleitungs Netz in einem Vorort von Baku. So wird das überall im Kaukasus gemacht.

Jetzt bin ich doch mit einem Taxi zur iranischen Botschaft gefahren. Die Autobahn quer durch Baku ist ein Horror.

Das ist ein Hotel in Baku

Das iranische Visum ist wieder ein Spießrutenlauf. Die Botschaft war in der Altstadt, die schickten mich zum Konsulat am anderen Ende der Stadt, die arbeiten aber nur bis 13 Uhr und das ist nicht mehr zu schaffen. Also bin ich erst mal durch die Altstadt gewandert, hab eine Dönerbude mit Internet gefunden und meinen gestrigen Bericht geschrieben. War am Strand, kein Badewetter, und das Wasser sieht auch nicht sehr einladend aus. Baku hat über 2 Millionen Einwohner und eine Kläranlage traue ich ihnen nicht mehr zu, nach allem was ich bisher in Aserbaidschan gesehen habe. Die Gehwege sind so schlimm wie ich es schon oft beschimpft habe. Für die Nacht hab ich fast mitten in Baku einen guten Schlafplatz gefunden. 

Heute morgen habe ich mich beizeiten auf den Weg gemacht zu diesem Konsulat, wieder umsonst. Ich bräuchte 1. Eine Referenznummer, keine Ahnung, was das ist, und / oder eine Adresse, ein Ziel im Iran. 2. Ist eine Einreise nur per Flug nach Teheran möglich. Aber ohne Referenznummer impossibel. Auf Wiedersehen. Der Pförtner sagte mir, dass viele Deutsche kommen, und die bekommen alle problemlos ihr Visum. Ich soll es doch mal über eine Reiseagentur versuchen, und er weiß eine, nahe der Botschaft in der Altstadt.

Fr 29.09. baku (km 4658)

Noch ein paar Eindrücke von meiner Tour durch die Stadt:

zwischendurch mal was Altes Nobles.

keine Ahnung, was das ist. Die sind so groß wie große Äpfel, der Saft ist extrem klebrig, die Einheimischen scheinen sich nicht dafür zu interessieren, deshalb habe ich mich nicht getraut, davon zu kosten.

Ich habe dann gleich um 2 Ecken  ein Reisebüro gefunden, hier das Ergebnis: Ein Visum dauert 10 bis 20 Tage und gilt erst ab Flughafen Teheran. Eine andere Anreise als per Flugzeug ist ausgeschlossen. Ich kann auch ohne Visum nach Teheran fliegen und es dort beantragen, dann bekomme ich es sofort. Von Aserbaidschan komme ich jedenfalls nicht anders in den Iran. Unter den Umständen wäre der Weg über Armenien doch der bessere gewesen. Von hier aus komme ich aber auch nicht nach Armenien, weil das die Erzfeinde sind. Dann müsste ich zurück über Georgien, aber mir graut auch vor dem herannahenden Winter in den armenischen Bergen, die sind deutlich höher als die, die ich bisher überwunden habe. Der Flug von Baku nach Teheran kostet so um die 200 €, Start wäre am kommenden Mittwoch abend. Ich habe mich dafür entschieden. Mein Google Navy sagt, von Baku nach Teheran auf der Straße wären es 900 km, da spare ich also etwa 4 Wochen. 

Sa 30.09. Baku (km 4675)

Ich habe jetzt noch ein paar Tage Zeit, mir Baku und evtl. Umgebung anzuschauen. Hier sieht man die Reste des alten Baku zwischen den Hochhäusern, aber vermutlich nicht mehr lange. 

in diesen alten Vierteln gibt es noch Straßen, die für Autos zu schmal sind. Rechts daneben haben sie ganze Straßenzüge abgerissen und planiert, ich denke, für die nächsten Hochhäuser.

Es werden aber auch ältere Mietskasernen aufgehübscht durch neue Fassadenelemente, die außer der Optik keine praktische Funktion haben.

So 01.10. Baku (km 4697)

Es gibt auch noch älteres:

Das ist der Mädchen Turm aus dem Mittelalter. 

Wenn hier die Ölmilliarden drin stecken, dann gehört dem Aliyev Clan bald ganz Baku.

Diese Glastürme kennen wir schon, diesmal bei Nacht, Das Farbenspiel läuft in endlosen Variationen. Ist schon beeindruckend. 

Das wird sicher auch mit Glas verkleidet. Steht direkt am Ufer 

Mo 02.10. Baku (km 4723)

di 03.10. Baku Flughafen (km4746)

Mittwoch war falsch, ich fliege heute schon.

Die letzten 2 Tage habe ich mich im Osten der Stadt rumgetrieben, dort geht es nicht mehr so modern zu. Das ist mehr ein Wohngetto, kaum Gastronomie, wozu auch, die Leute haben eh kein Geld. Und noch weniger Internet. Und es ist so kalt und windig und regnerisch geblieben. Morgen solls wieder besser werden, aber ich flieg jetzt nach Teheran, dort war bis heute schönes Wetter, und für morgen und übermorgen haben sie Regen angekündigt. 

Mi 04.10. Teheran

Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eine neue Seite zu beginnen.