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South Australia

Do 03.06. Eco Village Km 35.665

Ich bin wieder zurück gekommen. Mein Trolley funktioniert immer noch nicht gut genug, und mit dem ganzen Elektro Equipment geht mehr Platz verloren, als ich dachte, die Plastikbox ist zwar um 50% größer, aber immer noch zu klein. Ich hatte jetzt 2 Tage Zeit nochmal gründlich auszumisten, es hilft nichts, der Stauraum reicht einfach nicht. Ich schmeiß die Plastikbox wieder raus, und verwende stattdessen Sperrholz. Wasserbeständig heißt hier Marine Grade. Ich musste meine Holzkonstruktion eh vor Regen schützen und die Plastikbox vor der Sonne, dann kann ich auch gleich alles aus Holz machen. Muss nicht mal größer werden. Außerdem ist die Box zu schwach, der Deckel fühlt sich an wie Pappkarton, das geht nicht lange gut

Fr 11.06. Eco Village

Die neue Box ist jetzt komplett aus Holz, aus wasserfestem Sperrholz, trotzdem verkeide ich sie wieder zum Schutz vor Regen. Sie ist zweigeteilt, sieht aus wie ein Haus, die Deckel bilden das Dach. So kann ich das Solar Paneel wahlweise einfach nach rechts oder links kippen um es besser zur Sonne auszurichten. Ich kann meine alten Schlösser wiederverwenden, habe 2 Schalter eingebaut, um die Batterien und den Inverter einfacher zu trennen.


Ich versuche mal so verständlich wie möglich zu erklären, wie die Stromversorgung funktioniert. Das Solarpaneel leistet (unter optimalen Bedingungen) 100 Watt bei 12 Volt Spannung. In Wirklichkeit schwankt die Spannung zwischen 0 und 25 Volt, das hält keine Batterie aus, deshalb braucht man einen Kontroller, der macht je nach Bedarf der Batterie 12 bis 14 Volt daraus und füllt erst mal eine 12 Volt Batterie. Von der entnimmt ein Inverter den Gleichstrom und verwandelt ihn in 240 Volt Wechselstrom. Damit kann ich dann über das mit dem Motor mitgelieferte Ladegerät den E-bike Accu laden. Der Motor ist für ein Fahrrad mit 28 Zoll Rädern gemacht und hat nur 200 Watt Leistung. Für ein E-bike ist das wenig, aber mein Vorderrad hat nur 20 Zoll Durchmesser, damit ist er zwar nicht so schnell, brauche ich ja auch nicht, hat dafür mehr Kraft, selbst wenn die Batterie schon schwächelt. Und er wird bei niedriger Geschwindigkeit bergauf nicht so heiß. Bei meinem letzten Versuch bin ich etwa 55 km weit gegangen und teilweise auch wieder gelaufen, und die Batterie (630 Watt) ist noch nicht leer. Ich hoffe jetzt, mit meinem Solarpaneel durchschnittlich 500 Watt am Tag zu ernten, das sollte dann reichen.

Mi 16.06. Eco Village

Es ist vollbracht. 

Kylies Mutter ist Malerin und sie hat eine Malgruppe. Sie und ihre Schüler und Schülerinnen haben gemeinsam 

die Einzelteile meiner Verkleidung bemalt und ich durfte nicht wissen, was sie tun. Alle, die es wussten, wurden zu strengem Stillschweigen verdonnert. Die Überraschung ist gelungen, das sind Aborigine Motive, und sie gefallen mir wirklich sehr gut, damit kann ich mich identifizieren.


Neustart

Fr 18.06. O'Halloran Hill (Km 31)

Jetzt gehts aber wirklich los. Ich beginne auch mit den Kilometern neu, die Gesamtzahl läuft im Hintergrund weiter. Gelegentlich schreib ich sie dazu. 


Sa 19.06. Enfield City (Km 56)

Ich habe das erwartet. Am Anfang gibt es immer wieder etwas zu reparieren, weil z.B. die neue Federung zu schwach war, das Bremsseil schon wieder gerissen ist und die Befestigung meines Rückenpolsters sich gelöst hat. Das kann ich alles unterwegs machen (ambulant), ich muss es nur besser machen als es vorher war.

Es gibt im Eco Village eine Holzwerkstatt, dort habe ich meinen neuen, 3 Rad Anhänger gebaut.

Dicks, Cam und Alli (von links nach rechts) waren meistens da und haben mich mit Rat und Tat und Werkzeug und manchem Material unterstützt, Cam war auch einer der Maler. Ohne ihre Hilfe hätte ich das nicht machen können, herzlichen Dank nochmal.

Di 22.06. Salisbury (Km 129)

Hier war ich schon mal Ende November, die Flaschenbäume (Brachychiton, ein echter Gondwanabaum) haben mich daran erinnert, habe sogar hier übernachtet. Am Sonntag spätnachmittag kam ich wieder hier vorbei, aber es war noch etwas zu früh zum bleiben. 5 km weiter nördlich war mein E-Bike Akku leer (bei km 89). Darauf habe ich schon den ganzen Tag gewartet. Ich kann ihn unterwegs mit der in der 12 Volt Batterie gespeicherten Sonnenenergie wieder aufladen, ich kann ihn auch gleichzeitig laden und nutzen, also weitergehen. Dachte ich. Hat aber nicht funktioniert, der Inverter war tot. Ich erinnerte mich, in Virginia einen Batterie Shop gesehen zu haben, vielleicht können die mir helfen. Also zurück, aber es war Sonntag da hat er geschlossen. Auf dem Weg dorthin sah ich in der Umgebung des Sportparks einen geeigneten Schlafplatz, also wieder 1 km nach Norden, es gibt dort eine Toilette in der ich mich sogar waschen konnte, und dann entdeckte ich an der Sporthalle außen eine Steckdose, die hatte sogar Strom, dort habe ich dann meinen leeren Akku mit dem dreckigen Australischen Kohlestrom aufgefüllt (die Erneuerbaren haben nur 20% am Energiemix, obwohl es vielmehr Wind und Sonne gibt als etwa in Deutschland, dort erreichen die erneuerbaren Energieträger schon durchschnittlich 50% ).

Der Batterieverkäufer hatte wenig Ahnung von Elektrotechnik, und überhaupt keine von Invertern, er verkauft nur seine Batterien und das eine oder andere Ladegerät. Aber er war sehr freundlich und an meiner Geschichte interessiert, machte mir einen Kaffee und telefonierte mit anderen vermeintlichen Experten. Ich fürchtete schon, ich muss zurück nach Seaford, dort habe ich das Gerät gekauft. Der Laden hieß "Burson Auto Parts". Ein kurzer Blick ins Internet zeigte mir noch jede Menge anderer Filialen dieser Handelskette. Die nächste lag 15 km südlich, eben in Salisbury. Hilft nichts, ich muss dorthin zurück, sofort. 

Sie waren freundlich und verständnisvoll, ich bekomme einen neuen. Natürlich hatten sie diesen Inverter nicht auf Lager, sie müssen ihn in ihrer Zentrale in Melbourne bestellen, kann 2 Tage dauern. Ich werde mich so lange in der Gegend hier herumtreiben.


Mi 23.06. Salisbury (Km 144)

Es hat geklappt. Ich habe meinen neuen Inverter, habe ihn an Ort und Stelle, noch im Laden ausprobiert und alles funktioniert wunderbar. In der Beschreibung steht, man muss! in das positive Kabel eine Sicherung einbauen, das hätten sie aber auch schon machen können, meine ich, haben sie aber nicht. Der Laden ist auf Fahrzeug Elektrik spezialisiert, so eine Sicherung haben sie aber auch nicht. Der Verkäufer empfahl mir, zu "Frank's Auto Elektriks" Werkstatt zu gehen, die konnten das sofort und ordentlich erledigen. Mit meiner Story war das etwa eine Stunde. Auf meine Frage nach dem Preis schlug er mir einen Deal vor, ich poste stattdessen ein Foto von ihm und seiner Werkstatt auf Instagram.


Kylie hat mich überzeugt, mir so einen Instagram account zuzulegen, ich sehe zwar ein, dass man mich damit leichter findet, hab aber immer noch Verständnisprobleme, warum ich mir das alles anschauen soll, oder wie ich für mich interessantes in diesem Wust von "Informationen" finden kann. Wollte ich alles anschauen oder lesen, käme ich zu nichts anderem mehr.


Inzwischen ist es Abend geworden, ich übernachte also noch ein drittes Mal an meinem Stammplatz im "Harry Bowery Reservat".

Do 24.06. Virginia (Km 162)

Auch hier habe ich schon einen Stammplatz, die wunderschönen Flaschenbäume säumen die Hauptstraße beiderseits durch den ganzen Ort, das habe ich noch nirgendwo sonst gesehen. 

Letzte Nacht hat es wieder geregnet und auch am Vormittag, da bin ich erst zu Mittag weggekommen von Salisbury.

Fr 25.06. Mallala (Km 190)

Heute hatte ich bloß 2 Reifenpannen, kleine Löcher von den Dornen. In Salisbury fragte mich jemand nach diesem Problem und er empfahl mir die "green paste". Das ist eine zähflüssige Masse, die injiziert man durch das Ventil in den Schlauch, sie verschließt dann selbständig alle kleinen Löcher. Tolle Idee, hab ich mir sofort besorgt, die hatten sie in gelb, und heute ausprobiert, funktioniert tatsächlich wie versprochen. 

Bei einem meiner Testläufe mit dem neuen Anhänger im Eco Village hatte ich plötzlich gefühlt 10 solche Löcher in einem Reifen, den hab ich dann in die Tonne geschmissen. 10 Flicken sind teurer als ein Neuer. Mit meiner "yellow paste" wäre das nicht nötig gewesen.

Ich hatte mir fest vorgenommen, weiter zu gehen, aber der Regen hat mich hier gestoppt.

Google maps bezeichnet den Fußballplatz hier als Campground, vorsichtshalber hab ich jemanden gefragt, ob das stimmt, der bestätigte es. Aber am Eingang steht ein Schild: Camping verboten. Ich tue es trotzdem. Es gibt hier ein Schutzhäuschen für Zuschauer, mit Blick auf den Platz, dort ist nachts eh nichts los, bei dem Sauwetter schon gar nicht, ideal für mich, da wird mich niemand finden.

Di 29.06. Snowtown (Km 279)

Der Bumbunga lake, ein Salzsee, der sich saisonal rosa verfärbt, leider nicht jetzt.

Am Samstag war ich in Balaklava (nein, die türkische Süssspeise heißt "Baklava"), dort gibts einen Campingplatz für 11$, eine Gelegenheit zum duschen und Wäsche waschen. Hier wollte ich am Sonntag früh meinen Bike-Akku laden, diesmal bin ich 144 km weit gekommen und er war noch nicht leer. Das liegt nicht am kraftvollen Kohlestrom, sondern an der Topografie, ziehmlich flach hier, und es hat auch funktioniert, aber nicht lange. Genialerweise habe ich einen Schalter eingebaut, mit dem ich den Inverter von der 12 Volt Batterie trennen kann, sonst arbeitet der Solar- Laderegler nicht. Ich hab mal (vor langer Zeit) gelernt, dass man immer zuerst den Pluspol anklemmen muss und dann den Minuspol. Und beim abklemmen umgekehrt, erst Minus, dann Plus. Schlauerweise dachte ich also, es wäre besser, den Schalter in das Minuskabel einzubauen. Dass in der Betriebsanleitung steht, genau das darf man auf keinen Fall machen, hab ich leider überlesen. Die Folge: nach kurzer Zeit, hat er seine Arbeit eingestellt und ist jetzt ebenfalls tot. Auf den Schock habe ich einen weiteren Tag Bedenkzeit gebraucht. Ich schwöre, das war nicht die Ursache beim ersten Inverter, soweit bin ich gar nicht gekommen. Ich kann jetzt nicht (mental) nochmal zurückgehen, und der nächste Burson Shop ist in Port Lincoln, 540 km von hier. Ich riskiere es. Ich finde unterwegs schon die eine oder andere Steckdose.

Meine anderen Problemlösungen waren erfolgreich, der Anhänger entwächst langsam seinen Kinderkrankheiten, seit 3 Tagen schon keine Reparaturarbeiten, und auch die Schläuche halten dicht.

Do 01.07. Crystal Brook (Km 325)

Ich muss gestehen, ich habe den Mund wieder etwas zu voll genommen. So schnell lassen sich die Kinderkrankheiten doch nicht ausrotten. Gestern ist kurz vor Redhill mein Vorderrad abgebrochen. Ich konnte es notdürftig reparieren, damit ich noch die letzten 3 km schaffe, aber es hing abenteuerlich schief. Hab leider vergessen es zu fotografieren. In Redhill hat mir dann jemand einen guten Schlosser empfohlen, war aber für den Tag schon zu spät. Ich fand einen Rastplatz, wo ich schon mal alles abbauen konnte, was mich morgen lange aufhalten würde, und wie bestellt gabs dort eine Steckdose für meinen Akku.

Der Schlosser war heute früh da, war sehr freundlich und hat auch alles sofort und gut gemacht, was ich wollte. Einer der Winkel war ganz abgebrochen und musste geschweißt werden. Geld wollte er dafür nicht annehmen. Zusätzlich habe ich jetzt noch eine Schraube direkt durch den Rahmen engebaut, es muss ja nach jeder Reparatur stabiler sein als vorher. Ich bin zuversichtlich, dass mir das auch jedesmal gelingt.

Fr 02.07. Warnertown (Km 350)

Heute früh hab ichs grad noch rechtzeitig geschafft, mein Zelt abzubauen und alles zu verstauen, bevor es anfing zu regnen. Es waren noch 3 km bis Crystal Brook, und auf dem Weg bin ich ziehmlich nass geworden. Ich hatte mal eine gute Regenjacke, so gelbes, schweres Ölzeug. Aber vor dem Rückflug von Tasmanien musste ich sie leider aus Platz- und Gewichtsgründen entsorgen. Vor kurzem fand ich einen Regenponcho, passend für einen 250 Kg Australier, leicht und platzsparend faltbar, das war sein erster Einsatz und der war nur von kurzer Dauer. Schon nach 10 Minuten war er zerfetzt, von verschiedenen scharfen Kanten und Schrauben an meiner Deistel und am Throttle und vom Wind. Das war die schlechteste Qualität die ich jemals an einem Kleidungsstück erlebt habe. Sowas gabs nicht mal in Indien oder in Laos.

Ich habe mich dann beim Einkaufen von Lebensmitteln und einem Cappuchino wieder etwas aufgewärmt. Zu Mittag kam die Sonne wieder raus und ich fragte auf dem Campingplatz nach einer Dusche. Selbstverständlich kann ich die benutzen, for free. Die Tage sind hier zur Zeit elend kurz, dazu kommt noch der häufige Regen jetzt, und meine Pannen (heute war nichts). So komme ich nicht so schnell vorwärts, wie ichs mir vorgestellt habe.

So 04.07. Winninowie (Km 424)

Die letzten 2 Tage waren schon besser, keine Reparaturen, kein Regen

Na ja, das bisschen, war nicht der Rede wert.

Jetzt bin ich 20 km vor Port Augusta, an einem Platz, an dem ich schon mal war, genauer: am 12.November, auf meinem Weg von Port Augusta nach Süden. Ab Crystal Brook habe ich doch wieder den Highway gewählt, weil die Alternativen alle ungeteert waren und auch durch hügeligeres Gelände führten. Dort brauche ich mehr elektrische Energie und sie könnte knapp werden, ohne Solarstrom. Das letzte Mal habe ich den Akku in Redhill geladen, vor 118 km. Gegenüber von meinem Zeltplatz wird grad eine neue "Windfarm" gebaut, 50 Windräder stehen schon, sind aber noch nicht in Betrieb. Na also, wird ja langsam, nur leider viel zu langsam und zu spät, so werden wir das versprochene 1,5 Gradziel nicht einhalten. 

Auch die neuesten Regeln in Deutschland sind zwar überwiegend eine Verbesserung aber auch immer noch völlig unzureichend. Sie ignorieren, dass unser CO2 Budget 2028 aufgebraucht ist (dann haben wir genug CO2 in der Atmosphäre für eine um 1,75 Grad höhere Temperatur) und wollen jetzt bis 2045 klimaneutral werden. Was in diesen 17 Jahren noch dazukommt, reicht für weitere 1,5 Grad und wenn der Rest der Welt das tut, was sie seit Paris versprochen haben, dann sind wir bei +4⁰C. Dann gute Nacht, Menschheit. Aber das interessiert unsere Politiker nicht, soll doch die nächste Generation das Problem lösen, unseren Dreck wegräumen, das CO2 wieder aus der Luft filtern. Die Kosten jucken unsere heutigen Egoisten nicht. Sie liegen derzeit bei 500€ pro Tonne (in Hinwil in der Schweiz). Und sie erlauben den Verschmutzern, das weiterhin für momentan 58,-€ zu tun und das gilt nicht für alle Emissionen, sondern nur für fossile Energieträger. Was ist mit der Landwirtschaft? Speziell etwa der Rindfleischproduktion?

Ich kann den Kindern nur empfehlen, noch viel mehr zu demonstrieren, zu protestieren, zu boykottieren und auf die Barrikaden zu gehen. Wir zerstören ihre Welt.

Ja, ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Grünen die derzeit vielversprechendste politische Kraft in Deutschland sind, den CO2 Ausstoß schnellstmöglich zu vermindern. Wir aber glauben den "weiter so-Machern" mehr, ihren Hass- und Lügenkampagnen gegen Annalena Baerbock, gute Nacht, Menschheit.

Mo 05.07. Port Augusta West (Km 448)

Es ist unglaublich (für einen Asiaten wie mich), wieviele strenge Regeln es in den reichen, zivilisierten, westlichen Ländern wie Deutschland oder Australien gibt, um jegliches Risiko auszuschalten. Versicherungen gegen alles, was trotzdem noch passieren kann, für deren monatlichen Beiträge sich manche Menschen ruinieren, sie wollen nicht das geringste Risiko tragen. Die meisten Bedenken, die mir vorgetragen wurden, als ich vor 5 Jahren von meinen Reiseplänen erzählte, betrafen irgendwelche Risiken und Gefahren.

Die weltweite Risikobereitschaft beim Klimawandel steht dazu im krassesten Gegensatz. Hier geht es mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Aussterben der gesamten Menschheit, und alle tun so, als wäre das nicht der Rede wert, als gäbe es keinen Handlungsbedarf, es beunruhigt sie nicht die Bohne. Für mich ein klarer Fall von Schizophrenie.

Die Katastrophe steht unmittelbar bevor und wir könnten sie noch abwehren, aber wir wollen nicht.

Do 08.07. Whyalla (Km 532)

Das scheint hier ein touristisch teures Pflaster zu sein. Ich war schon zu Mittag hier, habe ein paar Einkäufe getätigt, und in einem Campingplatz nach einer Dusche gefragt. Die haben mir dafür 10 $ abgeknöpft. Rein interessehalber fragte ich, was eine Übernachtung im Zelt kostet, unplug'd, das heißt ohne eigenen Strom- und Wasseranschluss: 32 $. Ich hab mir anschließend im Campkitchen (Küche) einen Kaffee gemacht, dort gibts normalerweise immer einen elektrischen Wasserkocher, Wasser getankt für die nächsten 3 Tage und meinen Bike-Akku währenddessen ein bisschen nachgeladen. Der nächste Ort, Cowell ist 100 km entfernt.

Fr 09.07. Middleback Range (Km 565 H 105m)

Was in der Satellitenansicht von Google Maps wie eine braune Wüste aussieht, ist in Wirklichkeit ganz anders. Eine Buschlandschaft, schon seit Port Augusta. Gut, da wächst kaum Gras zwischen den Büschen, da schaut die nackte Erde raus, aber die Landschaft ist grün. Früher war das alles Urwald, bis die weißen Siedler alles abgeholzt haben. Dadurch stieg der Grundwasserspiegel und dieses Wasser war meist salzig. Da können nur noch die verschiedenen Salzbüsche wachsen. Die haben sich darauf spezialisiert, das ist keine spezielle Erfindung nur aus Gondwana, solche Pflanzen gibts überall auf der Welt. Sie können den Boden wieder entsalzen und bereiten ihn so für andere Pflanzen vor, das dauert halt ziehmlich lange.

Fr 16.07. Port Neill (Km 757)

Morgenrot vor ein paar Tagen.

Dort etwa hab ich mal wieder mein Telefon verloren und diesmal scheint es endgültig weg zu sein. Ich habs erst nach 15 km bemerkt, bin den ganzen Weg zurück gegangen, nichts. Den Anhänger habe ich derweil im Gebüsch versteckt (in Indien wäre sowas nicht möglich, zu viele Menschen, überall).

Mo 19.07. Port Lincoln (Km 852)

Am Freitag fand ich in Port Neill öffentliches WiFi, sie behaupten 1 Std for free, aber nach 5 Minuten war Schluss, und nochmaliges, mehrmaliges Anmelden erfolglos. Jetzt hab ich eine neue Simkarte, mit der alten Nummer, umsonst. Ein sympatischer Service des Providers. Hat auch nur 5 Minuten gedauert.

Jetzt kann ich versuchen, zu erklären, was passiert ist. Ich hatte mir ja in Melbourne, nach Tasmanien, ein neues Smartphone gekauft, weil das alte den Geist aufzugeben schien. Später entdeckte ich, dass es bei eingestöpselter Powerbank weiter arbeitete. Aber das neue ist etwas besser und komfortabler, so verschwand das alte in der Reserveschublade. Bis ich das neue plötzlich nicht mehr laden konnte. Da war noch Garantie drauf, möglicherweise muss ich es irgendwohin schicken, das kann also dauern. Vielleicht hält das alte ja noch so lang durch. Und siehe da, alle Probleme waren inzwischen ausgeheilt und es arbeitete reibungslos, ließ sich laden, alles völlig normal. Ich konnte mit der selben Simkarte ohne große Scherereien alles normal weitermachen. Beim nächsten Reparaturshop die nächste positive Überraschung, der Mechaniker puhlte mit einer Nadel etwas Dreck aus der Steckerbuchse, das wars. Keine Minute, kostet nix. Trotzdem lag das neue seither in der Reserve. Ein luxuriöses Sicherheitsgefühl. Ja und jetzt ist das alte weg, mitsamt der Simkarte. Natürlich habe ich jeden Tag meine Kilometer Statistik weitergeführt, soweit funktioniert die Navigation auch offline.

In Port Neill musste ich einen Tag opfern, meine Vorderrad Konstruktion war schon wieder gebrochen. Das würde keine 10 km mehr halten. Jetzt habe ich die Belastung erst verstanden, dafür waren die angeschweißten Winkel viel zu schwach. Ein Mechaniker schweißte mir eine Grundplatte aus Blech an, das nochmal durch seitliche Diagonale gestützt wird, mindestens 20mal stabiler. Dauerregen verhinderte, dass ich danach wenigstens noch ein paar km hinter mich bringen konnte.

Am Horizont Port Lincoln, 10km Distanz, eine sehr schöne Küstenstraße.

Auf diesem Weg fand mich ein Journalist. Irgend Jemand, mit dem ich mich die letzten Tage unterhalten hatte, ich glaube, heute früh war da niemand, war sein Freund, rief ihn an und die Geschichte interessierte ihn. Er interviewte mich und machte eine Menge Fotos und Videos. Eine halbe Stunde später hielt eine Frau ihren Wagen neben mir, stellte sich als Sandi und seine Tochter vor, und lud mich ein, in ihrem Haus zu übernachten.

Mi 21.07. Port Lincoln

Jetzt ist es wieder passiert. Lockdown in SA, wegen 5 Neuinfizierten, für den ganzen Staat, seit gestern 18:00. Vor der neuesten Variante des Virus haben sie gehörigen Respekt.

Sie nennen es Stufe 5: Arbeiten nur noch für essentiell wichtige Jobs, Hausarrest für den Rest der Bevölkerung, Sport für 90 Minuten und nur im Umkreis von 2½km von der Wohnung, Einkaufen nur einer pro Haushalt, für die nächsten 7 Tage, vorläufig.

Sandi's Haus ist eine Ferienwohnung und es war grad mal für 2 Tage frei. Heute wollten die nächsten Gäste kommen, und ich wollte zum Campingplatz umziehen. Ich warte ja auf den neuen Inverter. Der Campingplatz ist aber jetzt geschlossen, da hat Sandi ihre neuen Gäste zu einem Verzicht bewegt, damit ich da bleiben kann. Solche Menschen gibts auch hier.

Mo 26.07. Port Lincoln

Hier wohne ich nun schon seit einer Woche und sie sagen, die Restriktionen enden morgen um 24:00 Uhr, wenn nicht noch was unvorhergesehenes passiert. Einige Einschränkungen wie Maskenpflicht und Mengenbegrenzung überall wo es geht, bleiben noch länger bestehen. Reisen ist innerhalb des Staates wieder möglich. Süd Australien hat 1,75 Millionen Einwohner, ist fast 3mal so groß wie Deutschland, und hat momentan 26 Infizierte, gestern kamen noch 2 dazu, 2 sind im Krankenhaus, niemand auf der Intensivstation. Aus europäischer Sicht also alles reichlich übertrieben. Aber eine Woche Lockdown, davon können Europäer nur träumen.


Die meisten australischen Häuser stehen auf Stelzen, auch dieses, manchmal sind sie auch höher, manchmal eine ganze Etage hoch, das ist dann wie ein offener Keller oder Carport. Dieses Haus hat nur eine Einscheiben Verglasung, keine Gummidichtungen, auch die Haustür nicht, vermutlich auch keine Isolierung in den Wänden, im Dach oder Fußboden. Es gibt einen Holzofen, der ist fast überdimensioniert und eine reversible Klimaanlage im Wohnzimmer, das heißt, sie kann auch heizen. Wenn man sie ausschaltet, muss man sich warm anziehen, dann wirds sofort kalt. Ich nutze sie nur wenig. Sandi sagt, dies ist der kälteste und verregnetste Winter, den sie je erlebt hat. Winter ist hier Regenzeit, noch bis Ende August. Also das meiste davon hab ich schon hinter mir, und so schimm wie ichs mir vorgestellt habe, wars gar nicht. Zwischen 4 und 20⁰, einmal, in Aldinga auch Frost. Das Wetter ist ewa so wie in Deutschland der April, sehr wechselhaft.


Port Lincoln liegt im Südosten der Eyre Halbinsel, benannt nach dem ersten Menschen der den Süden Australiens von Ost nach West vor 180 Jahren durchquert hat und hier durchkam, spricht man aus wie äri und ist mit 14.000 Einwohnern schon eine große Stadt (Nr. 8) und bis Perth (2500 km) kommt nichts vergleichbares mehr. Ich sollte also doch noch Ersatz Hinterreifen kaufen, so lange werden die aktuellen nicht mehr durchhalten. Letzten Montag habe ich den Vorderreifen erneuert, der war schon am Ende. 


Der neue Inverter kam am Mittwoch, der Laden war zwar geschlossen, aber sie sagten, dass sie arbeiten und ich kann über den Seiteneingang rein. Er ist jetzt eine Nummer kleiner und leichter (1½ kg weniger) und billiger und funktioniert! Sie haben mir wider Erwarten, den vollen Kaufpreis des alten zurückgezahlt. Über die geschäftlichen Gepflogenheiten der Australier kann ich nicht meckern. Von nun an kann ich also die Sonnenenergie nutzen, darauf freue ich mich am meisten. Ob meine Photovoltaik ausreicht, ich werde berichten.

Mi 28.07. Duck Ponds (Km 875)

Bin on the road again. Endlich. Weit bin ich nicht gekommen, bis zum Gefängnis (auffallende Häufigkeit). Die Woche in Port Lincoln habe ich für ein paar Verbesserungen genutzt, habe jetzt eine neue Teleskop-Zugdeistel, die ist leichter, hat einen sanfteren und längeren Federweg, alle Gummis und Stoßdämpfer sind jetzt innen, mein  Hüftgurt ist mit einem dünnen Stahlblech ergonomisch angepasst, ich zeige euch demnächst ein Foto. Leider habe ich dabei meine Bremse kaputt gemacht, das neue Führungsrohr ist zu dick. Mein Wohnort lag 80m höher als die Stadtmitte, ohne Bremse war das schwierig, weil hier die Straßen ganz schön steil sind. Der Bikeshop war heute wieder offen und er hatte auch alles was ich wollte. Auch neue Ersatz-Hinterreifen. Die Bremse hab ich gleich an Ort und Stelle eingebaut, funktioniert sehr gut.

Do 29.07. Wangary (Km 913)

So 01.08. Sheringa (Km 991)

Hier leben nur wenig Menschen, drum ist die Internet Verbindung lückenhaft und ohne connection kann ich nicht in meinem Blog schreiben.

Hinter Wangary gibts einen 'Marble Range Football Club', da ist eine Kneipe drin, dort fragte ich, ob sie Brot verkaufen. Sah aus wie ein Roadhaus und die haben normalerweise Lebensmittel. Die junge Barfrau sagte mit einem Ausdruck tiefsten Bedauerns: "oh no, darling". Das 'Darling' ist hier eine völlig normale, intergeschlechtliche Anrede. Aber nicht für meine Ohren.

In Coulta ist ein Parkplatz, mit Tisch und Bänken und Toilette, das ist immer sehr bequem, aber eigentlich ging ich dorthin, wegen der Poststation. Die verkaufen auch manchmal Lebensmittel, diese aber sah ziehmlich tot aus. Da stand auch ein kleines, selbst ausgebautes Wohnmobil, ein junges Paar stürzte sich mit 1000 Fragen auf mich, ich fragte sie, ob sie einen Lebensmittel Laden in der Nähe wissen. Ja, der nächste ist das Sheringa Roadhouse, 70 km von hier, oder zurück nach Coffin Bay, 35 km, kommt nicht in Frage. Ich stelle (bisher immer) sicher, dass ich auch ohne Brot überleben kann Sie fragten mich, was ich denn brauche, nun, das wichtigste wäre Brot. Und sie brachten mir eine halbe Packung Wraps, das ist so gut wie ein halbes Brot.

Gestern war total verregnet. Ich fand in Port Lincoln einen neuen Regenponcho für 2,-$, auch der in Einheitsgröße, das heißt, mehr breit als lang, aber er hat den ganzen Tag durchgehalten. Ich kann ihn nicht länger als eine Stunde am Stück tragen, sonst bin ich genauso nass geschwitzt, wie ich es vom Regen auch wäre. Aber das Aprilwetter war gnädig, und machte immer rechtzeitig Regenpause.

Heute ist entweder das Solarpanel oder der Controller gestorben, fürchte ich. Jedenfalls tut sich da nichts mehr, und ich habe den Fehler noch nicht gefunden. Wenn sich das bestätigt, dann war es ein zu kurzes Vergnügen. 


Abends kam ein junger Farmer mit seinem Truck, er hat mich vorbeigehen gesehen, fuhr mir nach und lud mich in sein Haus ein. Das bedeutete: wieder 2 km zurück, es war etwa 17:40,  noch 10 Minuten bis Sonnenuntergang, das Sheringa Roadhouse ist noch 4 km entfernt, wäre noch machbar, es ist auch bis 19:00 Uhr geöffnet, dort könnte ich sogar noch Lebensmittel kaufen, morgen solls aber wieder heftig regnen, das könnte ich im Farmhaus natürlich bequemer aussitzen und geduscht hab ich auch schon eine Ewigkeit nicht mehr. Eventuell müsste ich in Elliston (der nächste Ort) wieder auf einen Campingplatz. Sicherlich werde ich auch zum Abendessen eingeladen. Ich hab auch kein Wasser mehr, etwa eine Tagesration habe ich für Katzenwäsche verbraucht, vielleicht muss ich es im Roadhouse teuer kaufen. Mit meinem heutigen Tagespensum (25 km bis jetzt) bin ich nicht zufrieden. Jede Entscheidung ist ein Abwägen der (mir bekannten) Vor- und Nachteile, hier überwiegen die Vorteile bei weitem. All diese Überlegungen dauern nur 3 Sekunden, ok, ich komme.


Ich bekam das alte Farmhaus, für mich allein, das steht einen halben km entfernt vom neuen, in dem er und seine Familie leben. Sie (Stevy und seine Frau) sind um die 40, haben 3 Kinder und die sind auch schon um die 20. In deren Augen sind sie sicher schon ziehmlich alt. Was bin ich dann? So wie sie (die Kinder) mich sehen (müssen!), fühle ich mich aber nicht. Beides kann objektiv nicht stimmen. 

Das alte Haus ist besser als indischer Standard, aber für Australien natürlich nicht mehr gut genug. Ich habe eine eigene Dusche, mit heißem Wasser, eine Küche mit Mäuseproblemen und ein richtiges Bett. Wenn der Regen morgen zu schlimm wird, kann ich auch länger bleiben. Ich wurde zum Abendessen eingeladen, dafür musste ich natürlich viel erzählen, aber das tue ich ja gerne.


Manche nennen das vielleicht "durchschlawinern", aber ich leiste dafür auch eine Menge, lasse die Leute daran teilhaben, motiviere sie, sich auch wieder mehr zu bewegen, erweitere ihren Horizont, indem ich vorlebe und zeige, was möglich ist (auch im hohen Alter), wie unglaublich sich dies auf Gesundheit und Fitness auswirkt, wie man mental davon profitiert, da habe ich wirklich kein schlechtes Gewissen.

In Aldinga haben einige Leute wieder angefangen zu gehen, die dachten, dafür seien sie zu alt, zu schwach, zu krank, es lohnt sich nicht mehr oder es nützt eh nichts. Niemand kann das überzeugender rüberbringen als ich: the more you move, the better you feel. Das gilt für jedes Alter, auch für die jungen.

Mo 02.08. Sheringa

Das ist mein Haus, bis morgen früh. Zwischen sonnigen Abschnitten immer wieder Regen. Auch Stevy sagt, dass es diese Saison schon ungewöhnlich viel geregnet hat und es freut ihn natürlich. Er kann es sogar genau beziffern: 10 cm. Ja, das stimmt. Während des größten Teils der Regenzeit 10 cm. Dann werden es während des ganzen Jahres vielleicht 15. In Deutschland sind es knapp 80. Der Regen wäre ja harmlos, wenn nicht dieser kalte Wind wäre. Der Wetterbericht sagt oft, Windgeschwindigkeit 30 km/h. Inzwischen habe ich verstanden, warum er zur Zeit immer kalt ist, auch wenn er von Norden kommt. Hab ich auf einer Wetterkarte im TV gesehen. Das sind große Wirbel, 2000 km Durchmesser, einer nach dem anderen, in westlicher Reihenfolge, die drehen sich im Uhrzeigersinn, die Zentren liegen südlich von Australien im Meer und werden von einer überwiegend westlichen Strömung nach Osten getrieben. Sie schaufeln also die Kaltluft vom Südpolarmeer nach Australien und mit ihr die zerfetzten Wolken und die relative Warmluft von Australien ins Südpolarmeer. Deshalb gibt es auch so viele kleine, örtlich begrenzte Regenschauer und weil kalte Luft nicht so viel Wasser aufnehmen kann, sind die nicht sehr ergiebig. Auch hier sieht die Karte eher graubraun aus, die Realität ist grün, zumindest jetzt.

Was den Klimawandel betrifft, stimmt mir Stevy in allem zu, er zeigte mir, wo er neue Bäume gepflanzt hat, natürlich einheimische, konkret Sheoaks, die haben sowas ähnliches wie Nadeln, weshalb ich sie für eine Pinienart hielt, aber die sehen aus wie Schachtelhalm. Er meinte, dies sei sehr mühsam und zeitaufwändig, er muss sie umzäunen, weil sie sonst sofort von den Schafen gefressen werden. Und dafür kann man als Farmer sogar staatliche Unterstützung bekommen. Er hat etwa 4000 Schafe.

Mi 04.08. Elliston (Km 1048)

Obwohl fleißige Farmer jahrhunderte lang Steine aus der Wiese geklaubt und damit kilometerlange Mauern gebaut haben, ist die Wiese immer noch übersät mit unglaublich vielen Steinen.


Weil meine Solaranlage immer noch nicht funktioniert, musste ich in  Elliston ein paar Stunden opfern, ich fand dort wider Erwarten auf einem Rastplatz eine Steckdose, bis zur nächsten Stadt sind es noch 130 km und seit Sheringa war es ziehmlich hügelig. Wenn das so weitergeht, reicht mein Strom nicht mehr so weit. Der E-Bike Motor und die Batterie funktionieren reibungslos, ausgezeichnet.

Fr 06.08. Port Kenny (Km 1.111)

Di 10.08. Smoky Bay (Km 1244)

Es ist erst 10:00 Uhr, ich habe diesen Abstecher ins Dorf nur gemacht, weil es hier ein Lebensmittelgeschäft gibt, und Internet, und ich mich hier mal wieder melden kann. Morgen will ich in Ceduna sein, bis zur Grenze nach West Australia sinds noch etwa 2 Wochen. Aber vor 2 Wochen haben sie die Grenze zu Süd Australien geschlossen, wegen der 20 Coronafälle. Ich muss mich darauf gefasst machen, dort ein paar Tage oder Wochen warten zu müssen.


Seit 3 Tagen arbeitet meine Solaranlage wieder und ich hab keine Ahnung, warum. Am Sonntag Abend konnte ich den Bike-Akku wieder laden, der hat leider nur eine primitive 4-Punkte Anzeige für den Ladestatus und ich glaube, mit 3 Punkten ist er noch halb voll. Eine volle Ladung der 12 Volt Batterie hat den Status nur von 2 auf 3 Punkte erhöht. Gestern war ein fast lückenlos sonniger Tag, da war die 12Volt Batterie um 15:00 Uhr schon wieder voll. Also habe ich abends wieder geladen (den Bike-Akku), er hatte immer noch 3 Punkte und am Ende 4. Das heißt, die Sonne hat mir mehr Energie beschert, als ich an diesem Tag verbraucht habe (bei durchschnittlicher Topografie).

Gestern Abend


Letzte Woche war ich auf felsigem Untergrund unterwegs, sehr viele Steine und Schwierigkeiten beim Zelt aufstellen, die Humusschicht war höchstens 5 cm dick, darunter fast lückenlos Fels, da hält kein Hering. Aber zum Glück liegen überall genug Steine, die auch schwer genug sind, dass man das Zelt daran festbinden kann. (Ich trauere meinem Kuppelzelt nach, das brauchte keine Heringe, höchstens bei Sturm). Und gestern wars Sand. Trotzdem sieht die Vegetation ganz normal aus.


Es ist übrigens fast eine Beleidigung, Smoky Bay (217 Einwohner) als Dorf zu bezeichnen. Jeder Ort mit mehr als 3 Häusern nennt sich hier town.

Mi 11.08. Ceduna (Km 1.289)

Meine Solaranlage arbeitet weiterhin, gestern wars überwiegend bewölkt, da hat sie nur etwa 150 Watt gebracht, über den ganzen Tag. Das ist sicher zu wenig. Ich  schätze, dass ich durchschnittlich 200 Watt pro Tag brauche. Beide Batterien haben zusammen 930 Watt, bei 50 Watt Defizit kann ich lange Schlechtwetter Perioden durchhalten. Wenn mehr und höhere Berge kommen, weiß ich noch nicht, wies dann aussieht.

Sa 14.08. Penong (Km 1.361)

Es ist Samstag abend und der General Store hat leider von Samstag Mittag bis Montag Früh geschlossen (aufmerksame Betrachter sehen vielleicht am Schatten, dass ich das Bild erst am Sonntag früh geknipst habe). Gleich dahinter kommt eine Tankstelle, der Shop nennt sich Roadhouse und hat leider nur eine sehr mickrige Auswahl. Aber ich will nicht bis Montag hier warten. Was das Warnschild suggeriert, ist nicht ganz richtig. Mag sein, dass es kein Lebensmittel Geschäft mehr gibt, aber das nächste Roadhouse ist 130 km entfernt, in Yalata. Mit dem, was ich hier fand, sind meine Vorräte nicht üppig, aber für 4 Tage reichts. 

Meine Solaranlage liefert weiterhin kostenlos mehr Energie als ich brauche. Wenn die 12 Volt Batterie voll ist  schaltet der Controller die Stromzufuhr ab (bei 13,7 Volt, das ist das obere Limit bei Lithium Ionen Batterien mit einer Nennspannung von 12 Volt). Das Solarpaneel nimmt dies nicht übel.

So 15.08. Bookabie (Km 1.390)

94 Räder, wenn ich mich nicht verzählt habe. Ist schon beeindruckend. Diese Truck-Driver genießen auch eine bevorzugte Behandlung, wo immer sie auftauchen. Z.B. kostenlose Dusche, wofür ich 5,-$ bezahlen musste, oder oft Kaffee for free. Bei Begegnungen auf der Straße sind sie die Kings, jeder weicht respektvoll aus. Und es sieht so aus, als hätten sie tatsächlich immer alles unter Kontrolle. Sie wissen um ihre Vakuumschleppe, wie die bei 110 kmh Fußgänger oder Radfahrer fast umhaut und weichen, wo es möglich ist, bis auf die Gegenfahrbahn aus. Und ich sehe, wie dankbar sie sind, wenn ich auch möglichst weit nach rechts ausweiche, bei Gegenverkehr können sie ja nicht. Die Angst, dass doch mal was passiert, fährt immer mit.

In der Dusche an der Tankstelle in Penong sprach mich ein Aborigine an, und stellte mir die üblichen Fragen und weil das nicht so oft vorkommt, hab ich sie natürlich besonders gern beantwortet. Er war auch so ein Truck-Driver, hatte aber "nur" 3 Anhänger. Er konnte auch meine Fragen bezüglich Einkaufsmöglichkeiten in der Nullarbor Plain beantworten, aber was mich am meisten verwirrte, war, dass er sich fast nach jedem Satz von mir bedankte. Erst später fand ich eine plausible Erklärung dafür: ich fürchte, es kommt nicht so oft vor, dass er wie ein gleichwertiger Mensch behandelt wird. Dies finde ich sehr unfreundlich von den weißen Australiern. Wenn hier jemand einen Grund hätte, unfreundlich zu sein, dann er! Aber er ist es überhaupt nicht.

So 22.08. Nullarbor Roadhouse (Km 1.617)

Das war vor einer Woche. Rechts auf dem Bild das ist ein Wombat, die werden bis zu 1m lang, sind aber auch ungefährliche Pflanzenfresser, natürlich auch Beuteltiere. In (vermeintlichen) Notwehrsituationen ist aber nicht zu spaßen mit ihnen. Gesehen habe ich bisher keines der 3 abgebildeten Tiere. 

Da war ich vorgestern. Kurz danach gehts zum 'Head of the Bight', der nördlichste Punkt der großen Südaustralischen Bucht. Dort tummeln sich um diese Jahreszeit die 'Southern Right Wales' (Südkapern), das ist eine Walart die nur im Südpolarmeer vorkommt, wird bis zu 18 m lang, ein Drittel davon ist der Kopf, und 80 Tonnen schwer. Im Winter halten sie sich etwas weiter nördlich auf, also hier im Süden von Australien, aber auch in Südamerika, im Sommer schwimmen sie wieder nach Süden. Hier gebähren sie ihre Jungen, lebend, es sind ja Säugetiere, und ziehen sie die ersten paar Monate auf. Die sind schon bei  der Geburt 5 m lang und bis zu 1,5 Tonnen schwer, aber sie sind von Haien bedroht und hier scheint ein sicherer Ort zu sein. Und tatsächlich habe ich etwa 10 Stück in Sichtweite gesehen, die meisten von ihnen Mütter mit ihrem Kalb (so heißen die Kinder bei Walen). Leider sind sie im Wasser nicht sehr fotogen.

Vor einer Woche etwa teilte mir mein Provider mit, dass mein Datenkredit abgelaufen ist. Seitdem hatte ich kein Internet mehr. Ich habe nicht erwartet, dass ich hier in der Nullarbor Ebene Daten kaufen kann, deshalb habe ich das vorsorglich in Port Lincoln gemacht, vor 4 Wochen, 60 GB für 6 Monate für 150 Dollar, und das haben die vollkommen ignoriert. Hier im Roadhouse verkaufen sie aber doch solche Datenpakete, drum fragte ich, was da falsch gelaufen ist. Der Verkäufer (oder Inhaber) sagte: versuchs mal mit einem Neustart. Ich tat es und es funktioniert. Dass ich nicht selber darauf gekommen bin. Ich weiß doch längst, dass ein Neustart bei vielen Problemen helfen kann.

Gestern hab ich zum erstenmal in der Wildnis der Nullarbor übernachtet und es war wunderbar. Zuvor hatte ich Sorgen, weil das Gebüsch hier nur einen halben Meter hoch ist und ich mich da nur schlecht verstecken kann. Ich ging also etwa 200 m weit von der Straße, dort wo die Scheinwerfer der Kfz nicht mehr hinleuchten. Wenn man ständig in seinen Lichtkegel starrt, erscheint einem die Nacht außerhalb schwarz und finster, auch bei fast Vollmond. Und die Erde ist zwar steinig, aber für die Heringe perfekt. Und frühmorgens war die äußere Zelthülle trocken, das war sie den ganzen Winter nicht mehr. Es regnet auch hier ab und zu, aber das ist kein Regen. Da fallen nur 5 bis 10 Tropfen pro qm.

Außerdem gibt es hier jede Menge Schlangen, gestern sah ich eine lebende schwarze, in 1,5 m Entfernung, aber ich zog mich sofort respektvoll zurück und sie tat das auch.

Mein erster wilder Dingo (female). Die treibt sich hier um das Roadhouse herum, ist ziehmlich zutraulich, obwohl Schilder aufgestellt wurden, die davor warnen, sie zu füttern. Dadurch können sie zur Plage und sogar gefährlich werden und es schadet ihnen enorm.

Mo 09:30 Uhr

So sieht die Südküste von Australien hier und die nächsten 800 km nach Westen, entlang  der gesamten Nullarbor Ebene aus. Die Klippen sind 40 bis 80 m hoch. Vor 60 Millionen Jahren (geologisch vorgestern) war diese Ebene unter dem Meeresspiegel, und auch zwischendurch mehrmals überflutet. Die Höhe des Meeresspiegels schwankte in dieser Zeit um +/- 150 m. Dadurch wird die Landfläche von Australien jeweils ⅓ größer oder kleiner. Und wir glauben immer noch, so wie es ist, so war es schon immer und so bleibt es auch für immer.

Ich sitze immer noch im Nullarbor Roadhouse und überlege, was ich tun soll. Western Australia hat seine Nachbarländer nach Corona Risiko in 5 Stufen eingeteilt, von sehr niedrig bis sehr hoch und Süd Australien hat sich inzwischen verbessert auf die 2. Stufe, niedrig. Das bedeutet aber für mich immer noch Quarantäne in einer staatlich ausgewählten Einrichtung (Hotel) auf eigene Kosten. 2 Wochen, glaube ich, und das geht nicht. Bis zur Grenze sind es noch 185 km, das wäre in 5 Tagen machbar, dazwischen nichts. Dort gibt es ein Border Village, ein Roadhaus mit Hotel, aber keinen Camping- oder Caravanplatz. Der ist erst 10 km hinter der Grenze in Eucla. Gut, sie haben ein Restaurant, es gibt Duschen, sicherlich verkaufen sie mir auch Lebensmittel, ich denke, ich gehe weiter. Aber die Restriktionen können auch noch bis Weihnachten dauern, dann wäre die Quarantäne noch das kleinere Übel. So ist das Reisen in den Zeiten des Coronavirus.

Sa 28.08. Border Village Roadhouse (Km 1.811)

Das waren jetzt mit ein paar Ausflügen zur Küste 194 km Nullarbor. Das stimmt auch nicht, es gibt ab und zu Bäume, aber weite Strecken, der größte Teil dieser Ebene ist ohne.

So sieht es meistens aus. Die Büsche sind nur einen halben Meter hoch, dazwischen viel nackte Erde. Eine Wüste ist es jedenfalls nicht, es leben auch eine Menge Tiere hier, bis zum Dingo.

Noch ein eindrucksvoller Blick nach Osten, etwa 100 km westlich vom Head of Bight. Muss man sich so das Ende der Welt vorstellen? Auf den letzten 20 km vor der Grenze ist diese Abbruchkante auch ab und zu von flacheren Stränden unterbrochen.


Im Nullarbor Roadhouse übergaben sie mir ein Fresspaket, da stand auch ein Name drauf: Ewan Xy. Der Absender, dachten wir, und adressiert an den Mann, der die Nullarbor zu Fuß durchquert. Ich kann mich an diesen Namen nicht erinnern, aber das ist nichts besonderes, die meisten Namen vergesse ich wieder. Aber er wusste sehr genau, welche Nahrungsmittel gut für mich sind, für einen Laien verblüffend genau. Hauptsächlich Protein- und kalorienreich, aber sparsam mit Zucker. 2 Tage später begegnete mir ein junger Mann, zu Fuß, er kam mir entgegen. Autofahrer hatten ihn mir schon Tage vorher angekündigt, und auch er wusste schon von mir. Er war zu Fuß unterwegs von Perth nach Sydney trug einen martialisch schweren Rucksack und war in kurzer Hose unterwegs, während ich 2 lange Hosen brauchte. Das ist der Altersunterschied. Und als er mir seinen Namen sagte, Ewan, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und als Schock auf die Füße. Er war der Absender und zugleich der Empfänger dieses Paketes. Das war seine Wegzehrung für den Rest der Etappe. Ich gestand ihm diesen Fehler und wollte ihm die Reste geben, es war noch mehr als die Hälfte übrig, aber er lehnte ab. Das einzige, wozu ich ihn überreden konnte, waren getrocknete Datteln, meine Überlebensreserve. 

Hier im Border Village Roadhouse, kam ein junger Truck-Driver, auch er ein Aborigine, auf mich zu, ich traf ihn auch im Nullarbor Roadhouse schon, er fährt hier ständig hin und her, führte mich zu seinem Truck, und übergab mir eine Plastiktüte voller Lebensmittel. Das Angebot der Roadhäuser ist katastrophal schlecht, davon kann man sich nicht artgerecht ernähren, und hier im Nowhere ist alles 3 mal so teuer. Am Donnerstag kommt er wieder zurück, und bringt mir wieder etwas. Ich sagte: ganz egal was, ich esse alles. 

Nach der Grenze, sieht offen aus, beginne ich eine neue Seite.